Belegschaft ist sauer und traurig
Riha-Wesergold verlegt Produktion und schließt Werk − Jurist berät Betriebsrat

"Alle waren wie vor den Kopf gestoßen", sagt Michael Beier, Betriebsratsvorsitzender im Öhringer Riha-Wesergold-Werk. Er ist immer noch geschockt über die Nachricht von Geschäftsführer Werner Gerdes. Dieser hat Anfang der Woche verkündet, dass der Hohenloher Standort des Fruchtsaftherstellers aus betrieblichen Gründen wohl Ende Juni 2015 geschlossen wird (wir berichteten). Der Zukauf eines Werks in Waibstadt im August habe gezeigt, dass der Öhringer Standort im Vergleich teurer und nicht zu vergrößern sei. 180 Mitarbeiter im ehemaligen Naturella-Werk verlieren nun ihren Job.
Arbeitsmoral "Diese Nachricht kann momentan noch keiner von uns verdauen", gesteht Mitarbeiter Uwe Ziese. Er arbeitet seit zwölf Jahren im Öhringer Werk. "Wir wollen aber für unsere Arbeitsplätze kämpfen", sagt er. Die Produktion läuft weiter wie bisher. "Ich werde deshalb meine Arbeitsmoral nicht ändern. Wir müssen bis zum Ende zusammenhalten", schildert eine weitere, langjährige Mitarbeiterin. Die Auftragslage sei in den vergangenen Jahren immer gut gewesen. "Anfang November haben wir sogar noch in Doppelschichten produziert", sagt Beier. "Wir dachten, dass wenigstens ein Teil der Belegschaft ins Werk nach Waibstadt übernommen wird", sagt eine Mitarbeiterin, die ihren Namen mit Blick auf mögliche Abfindungsverhandlungen nicht nennen will.
Lösung Die Entscheidung der Geschäftsführung sei für die Beschäftigten unverständlich. "Solch eine schlimme Botschaft kurz vor der Weihnachtszeit zu erhalten, ist für alle sehr bitter", sagt Beier. Die Mitarbeiter hoffen, dass in ein paar Wochen eine Lösung mit der Geschäftsführung gefunden wird. Falls die Gespräche scheitern, appelliert Beier, "dass die Betriebe vor Ort gekündigte Kollegen einstellen".
Laut Gerdes sollen die Verhandlungen über Abfindungen bereits laufen. "Wir haben aber bisher noch gar keine Gespräche geführt oder Informationen erhalten", schildert Beier. Weder im Vorfeld sei laut Beier die Geschäftsleitung auf den Betriebsrat zugekommen, noch jetzt, nachdem die Standort-Schließung verkündet wurde. Die Mitarbeiter seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Darüber seien sie sauer. Und traurig zugleich. "Wir müssen uns nun sortieren", sagt Beier.
Dass die Geschäftsführung keine Alternative zur Schließung angeboten habe, enttäusche laut Beier die Mitarbeiter am meisten. "Das Vorgehen ist aus arbeitsrechtlicher Sicht verantwortungslos", sagt Rechtsanwalt Alexander Roth. Er berät mit den Betriebsräten, welcher Schritt als nächstes ansteht. Weil das Unternehmen die Arbeitnehmervertreter laut Roth vorab nicht eingeweiht habe, werde nun geprüft, ob die Standortschließung überhaupt rechtens sei.