Stimme+
Künzelsau
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Bei Klinik-Demo: Schwerer Stand für Bürgermeister Neumann

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Künzelsauer wollen ihr Krankenhaus nicht kampflos aufgeben. Am Mittwochabend demonstrieren verärgerte Bürger zum dritten Mal vor der Klinik. Diesmal waren es 300. Bürgermeister Stefan Neumann wurde ausgepfiffen.

Von Ralf Reichert

Das soll jeden Mittwoch bis Weihnachten so weitergehen. Bürgermeister Stefan Neumann, der im Kreistag für den Förderantrag stimmte, dem die Schließung der Klinik folgen soll, wagte sich in die Höhle des Löwen. Er schildert seine Sicht, beantwortet Fragen – und wird ausgebuht und ausgepfiffen.

„Jetzt geht es um die Wurst“, ruft Gudrun Schickert in die Menge. Und eine ordentliche Wurst habe zwei gleich gute Enden, fährt sie fort, während ein Demonstrant in ein Wurstweckle beißt und ein anderer an seinem Glühwein nippt. Übertragen auf das lokale Aufregerthema, bedeutet dies für sie: „Wir wollen keinen teuren Neubau des Landratsamts, wenn am anderen Ende unser Krankenhaus systematisch Abteilung für Abteilung abgebaut wird, bei schlechter Prognose auch noch viel früher als geplant.“


Schickert, die im Hohenloher Krankenhaus (HK) einst das Labor leitete und zu den treibenden Kräften des Widerstands zählt, kann nicht verstehen, warum Neumann im März für den Erhalt des Klinikstandorts Künzelsau gestimmt hat und nun dagegen. Er erklärt, dass sich in dieser Zeit wesentliche Dinge geändert hätten. Und gibt zu, dass die Kommunikation zwischen beiden Entscheidungen nicht gut gewesen sei. Er spricht von einer „unheimlichen Lücke“ und könne verstehen, dass dies für „Unsicherheit“ gesorgt habe.

An seiner Überzeugung hält er fest: „Ich glaube nicht ernsthaft, dass die Klinik mit dem bestehenden Konzept gehalten werden kann.“ Vielmehr benötige das HK Mittel aus dem Krankenhausstrukturfonds, um überhaupt eine Zukunftschance zu haben. Deshalb habe er im Kreistag sein Ja zu dem Förderantrag gegeben. Klar sei, dass Künzelsau kein „klassisches Krankenhaus“ mehr haben könne. Er wolle ehrlich sein, „alles andere wäre Ihnen glatt ins Gesicht gelogen“. Und: „Es wäre schön, wenn wir noch mehr herausholen könnten“: in Verhandlungen „mit Heilbronn, dem Diak oder dem Caritas“.

Doch die Hoffnungen hängt er nicht so hoch. Denn: Würden andere Partner einstiegen, täten sie dies „fachlich, und nicht finanziell“.

Dr. Andreas Eckle fordert: „Wir erwarten, dass alle Optionen geprüft werden.“ Der ehemalige Ärztliche Direktor des HK geißelt „die Geheimniskrämerei, die fehlende Transparenz, die Bürgermissachtung“. Und bringt ein Modell ins Spiel, das aus seiner Sicht erfolgversprechend sein könnte. „In Einbeck, 400 Kilometer nördlich von hier, sollte vor vier Jahren ein Krankenhaus geschlossen werden. Es gab eine Bürgerinitiative, die Wirtschaft und Industrie machte mit“ – und heraus kam ein Bürgerspital mit 103 Planbetten. „Es läuft prima, man denkt über eine Erweiterung nach.“

In der Fragerunde kochen die Emotionen hoch. „Lassen Sie doch den Neubau des Landratsamts“, ruft ein Bürger. „Dann können Sie den Hohenlohekreis schließen“, antwortet Neumann. „Glaubt jemand, dass die Künzelsauer Bürger nach Öhringen gehen?“, fragt einer. Die Leute schreien: „Nein! Nein!“ Mergentheim und Hall seien die erste Wahl. „Dann ist Öhringen auch tot, Herr Toth“, schallt es aus den Boxen. „Glauben Sie an die Zukunft Öhringens, wenn Heilbronn gleich nebendran ist?“, will eine Frau wissen. „Ich glaube, dass es auch schwer für Öhringen wird“, sagt Neumann.

Andreas Eckle will gehört haben, dass es in Öhringen nur einen „Gesundheitscampus“ und 80 Betten, aber kein neues Krankenhaus geben soll. Diese Worte seien am 6. Oktober in der Aufsichtsratssitzung der Regionalen Gesundheitsholding gefallen.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben