Barockgarten aus Dornröschenschlaf erwecken
Öhringen - Thilo Michler erkennt es neidlos an: "Sie sind viel schneller als wir", sagt er an die Adresse von Ellard Ebbinghaus, Eigentümer des knapp 300 Jahre alten Hofgutes Cappel. Dort soll ab Montag der Barockgarten aus einem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf erweckt werden. Am Freitagmittag war symbolischer Spatenstich.
Öhringen - Thilo Michler erkennt es neidlos an: "Sie sind viel schneller als wir", sagt er an die Adresse von Ellard Ebbinghaus, Eigentümer des knapp 300 Jahre alten Hofgutes Cappel. Dort soll ab Montag der Barockgarten aus einem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf erweckt werden. Am Freitagmittag war symbolischer Spatenstich.
Das drei Hektar große Hofgut wird 2016 Teil des Öhringer Gartenschaugeländes sein. Es ist Bestandteil der vom Bonner Büro RMP Stephan Lenzen ausgearbeiteten Planung. Doch während die Stadt auf ihrem Terrain den öffentlichen Weg mit Bürgerbeteiligung und Ratsbeschlüssen gehen muss, kann Ellard Ebbinghaus auf seinem eigenen Grund bereits loslegen.
Kehrseite: Die Kosten für die behutsame Annäherung des verwilderten Parks an den ursprünglichen Barockgarten trägt er selbst. Rund 200 000 Euro will Ebbinghaus investieren. Die Stadt zahlt beim Hofgut nur für solche Maßnahmen, die unmittelbar für die Durchführung der Gartenschau notwendig sind, zum Beispiel für den geplanten Haupteingang am Westrand des Areals.
Tradition
Ellard Ebbinghaus lebt und arbeitet seit Jahrzehnten in München. Er ist aber im Hofgut aufgewachsen und will − als Ruheständler − dorthin zurückkehren: wahrscheinlich 2015, spätestens aber im Gartenschaujahr 2016.
Bei Renovierungsarbeiten im herrschaftlichen Wohngebäude in den 60er Jahren hat er sein Interesse am Bauen entdeckt, und auch historische Gärten interessieren ihn. So war es für ihn keine Frage, dass er eines Tages das Hofgut, das seit fast 100 Jahren in Familienbesitz ist, aus seinem Dornröschenschlaf erwecken wollte.
Da kam die Anfrage aus dem Öhringer Rathaus, ob er seinen Privatbesitz ins Gartenschaugelände einbringen wolle, gerade recht. Plötzlich gab es ein klares Ziel und einen festen Termin. Ebbinghaus: "Jetzt muss man was tun."
Bevor nun die Gartengestalter loslegen können, musste das weitgehend zugewucherte Gelände von Büschen und etlichen Bäumen befreit werden. Die ganz alten, großen und vor allem geschützten Bäume aber bleiben stehen − und kommen in der weitläufigen Gartenanlage jetzt erst richtig zur Geltung.
In einem ersten Bauabschnitt werden die Gestalter auf zwei Ebenen des terrassenförmig angelegten Gartens die historischen Wegachsen herausarbeiten und in der Mitte des am tiefsten gelegenen Gartenteils unterhalb des Haupthauses ein ovales Wasserbecken anlegen. Auf der nächsthöheren Ebene in Richtung Öhringen wird eine Raute aus Hainbuchen gepflanzt.
Pläne
In dem von der Hecke eingefriedeten Bereich "kann man vielleicht Lesungen machen", schwebt Ellard Ebbinghaus vor. Überhaupt hat er Pläne, die weit über den Gartenschausommer 2016 hinausgehen. Das Hofgut soll zu besonderen Anlässen immer wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Ebbinghaus hat eine alte, nicht mehr standfeste Remise neben dem Haupthaus abreißen lassen. Der geplante, im Aussehen ähnliche Neubau soll während der Gartenschau als Café und danach gelegentlich für Veranstaltungen genutzt werden.
Ein Lagergebäude soll ebenfalls fallen. Verwalterhaus, Stall (beide aus dem 19. Jahrhundert) und Scheune (aus den 1940er Jahren) werden einen Hofbereich umschließen, der ebenfalls für Veranstaltungen genutzt werden kann.
Felicitas Ebbinghaus freut sich auf den Ortswechsel aus der Großstadt München nach Hohenlohe: "Wir schätzen das, wieder hier zu sein." Ehemann Ellard ergänzt: "Unsere drei Kinder sind ebenfalls sehr interessiert an dem Hofgut."