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Bahnoffensive in Hohenlohe: Zwei Strecken, zwei Kreise, ein Ziel

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Ohne die Elektrifizierung der Hohenlohebahn ist eine Reaktivierung der Kochertalbahn aussichtslos. Lückenschluss hier, neuer Trassenbau da: Machbarkeitssudien sollen bsi Ende 2021 Klarheit bringen.

Die weitere Elektrifizierung der Hohenlohebahn − zumindest bis zum Gewerbepark Hohenlohe − ist Voraussetzung dafür, dass die Kochertalbahn reaktiviert werden könnte. Auch die Gesamtstrecke wird jetzt nochmals eingehend untersucht. 
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Die weitere Elektrifizierung der Hohenlohebahn − zumindest bis zum Gewerbepark Hohenlohe − ist Voraussetzung dafür, dass die Kochertalbahn reaktiviert werden könnte. Auch die Gesamtstrecke wird jetzt nochmals eingehend untersucht. Foto: privat  Foto: privat

Kann die Kochertalbahn von Künzelsau bis Waldenburg reaktiviert und die Hohenlohebahn auch zwischen Öhringen-Cappel und Schwäbisch Hall-Hessental elektrifiziert werden? Das müssen Machbarkeitsstudien klären. Sie sollen bis Sommer 2021 in Auftrag gegeben worden sein. Intensive Gespräche mit Behörden, Kommunen und anderen Beteiligten laufen, auch Abstimmungen mit dem Kreis Schwäbisch Hall sind im Gange und werden jetzt fortgeführt, wie der Ausschuss des Haller Kreistags am Dienstag beschlossen hat: Verhandlungen mit dem Land über Umfang und Finanzierung dieser Studien inklusive. Der Kreistag des Hohenlohekreises hatte den Weg für die Beauftragung der Expertisen bereits am 7. Dezember frei gemacht. Der Haller Kreistag wird über eine finanzielle Beteiligung erst entscheiden, wenn alle weiteren Informationen vorliegen.

Land fördert Studie zur Kochertalbahn

"Eine Betrachtung der Kochertalbahn hängt wesentlich von einer Elektrifizierung der Hohenlohebahn mindestens bis Waldenburg-Gewerbepark ab. Deshalb ist beabsichtigt, eine Machbarkeitsstudie getrennt in zwei Lose zu beauftragen", erklärt Sascha Sprenger, Sprecher des Landratsamts Hohenlohekreis, auf HZ-Anfrage. Das Land fördere die Untersuchung zur Reaktivierung der Kochertalbahn mit bis zu 75 Prozent der Kosten und maximal 100 000 Euro. Der Rest bliebe am Hohenlohekreis hängen. Die Studie zur vollständigen Elektrifizierung der Hohenlohebahn müsse komplett von kommunaler Seite bezahlt werden. "Über die Mitfinanzierung des Landes und des Kreises Schwäbisch Hall wird derzeit verhandelt", so Sprenger. Im Hohenloher Kreishaushalt für 2021 stehen insgesamt 500 000 Euro für die Machbarkeitsstudien bereit.

Bund und Land stellen mehr Mittel denn je in Aussicht

Die Chance für die Umsetzung beider Bahnprojekte ist so groß wie noch nie, nachdem der Bund die Förderung für kommunale Investitionen in Schienennetze massiv ausgebaut und auch das Land deutlich mehr Mittel in Aussicht gestellt hat. Grundbedingung in allen Fällen: Das Kosten-Nutzen-Verhältnis muss positiv sein. Machbarkeitsstudien können die Wirtschaftlichkeit solcher Vorhaben nachweisen. Das Land hatte 42 Strecken analysiert und der Kochertalbahn im November 2020 ein hohes Potenzial von 1010 Fahrgästen pro Schultag bescheinigt. Der nächste Schritt ist nun, diese Prognose einer weitergehenden Prüfung zu unterziehen - und möglichst vor anderen Kreisen dran zu sein. Das Land hat bisher nur 100 Kilometer Reaktivierungsstrecken fest budgetiert und die Vergabe nach dem Windhundprinzip ausgerichtet. Wer am schnellsten ist, kommt am ehesten dran. Für die Studie zur Hohenlohebahn gilt dieses beschleunigte Verfahren nicht.

Wann sollen die Ergebnisse vorliegen? "Diese Frage kann erst dann seriös beantwortet werden, wenn der Untersuchungsumfang mit allen Verfahrensbeteiligten definitiv festgelegt und das Vergabeverfahren abgeschlossen ist", sagt Sprenger. Zielsetzung sei "Ende 2021."

Ergebnisse der letzten Machbarkeitsstudien

Klar ist: Eine Wiederbelebung der Kochertalbahn ist nur möglich, wenn die Hohenlohebahn bis mindestens Waldenburg-Gewerbepark Hohenlohe elektrifiziert wird. Sonst könnte die Stadtbahn gar nicht auf dieser Strecke fahren. 2012 kam eine Machbarkeitsstudie zu dem Ergebnis, dass der elektrische Lückenschluss von Cappel bis zum Haltepunkt Gewerbepark wirtschaftlich ist - bis Schwäbisch Hall-Hessental aber nicht. Auch für die Reaktivierung der Kochertalbahn hatten die Experten den Daumen gesenkt. Zehn Jahre später sieht vieles anders aus. Deshalb werden die Fälle neu aufgerollt - mit dem Kreis Schwäbisch Hall, so wie 2011/12 bei der ersten Studie. Beide wollen ein schlüssiges Gesamtkonzept.

So bekamen die Projekte wieder Fahrt

Nachdem das Verkehrsministerium um die Wiederbelebung stillgelegter Strecken geworben hatte, rückte die Kochertalbahn ab 2019 wieder stärker in den Fokus und schaffte es in eine Potenzialanalyse des Landes. 2018 kündigte der Verkehrsminister an, das fehlende Teilstück der Hohenlohebahn zwischen Cappel und Hessental bis 2025 elektrifizieren zu wollen. 2020 wurde die Förderoffensive des Bundes endlich spruchreif, auch das Land zog nach. Gefragt sind jetzt die Kreise: Sie müssen die Bahnprojekte auf ihre Wirtschaftlichkeit prüfen und zur Förderung anmelden.

Hoffnung auf positive Ergebnisse

Weil der Gewerbepark Hohenlohe und Gaisbach kräftig gewachsen sind und die Künzelsauer Innenstadt mehr Berücksichtigung findet, könnte sich das Blatt für die Kochertalbahn nun wenden. Der unverhältnismäßig teure Umbau von Tunneln im Haller Bereich hatte die Kosten-Nutzen-Rechnung für die Hohenlohebahn 2012 ins Minus gezogen. Nun stehen günstigere Techniken bereit. Ende 2019 hat das Land den Fahrplan auf der Hohenlohebahn um einen Stundentakt erweitert - allerdings sieht der Vertrag mit der Westfrankenbahn bis 2031 nur den Einsatz optimierter Dieselloks vor.

 


Genauer Untersuchungsinhalt wird noch verhandelt

Kann die neue Machbarkeitsstudie auf Basis der ersten Expertise von 2011/12 fortgeschrieben werden oder muss die Untersuchung beider Bahnstrecken komplett neu oder womöglich in noch größerem Ausmaß konzipiert werden? "Das hängt vom geforderten Untersuchungsinhalt und davon abgeleitet vom anzuwendenden Vergaberecht ab", erklärt Sascha Sprenger, Sprecher des Landratsamts Hohenlohekreis, auf HZ-Anfrage. "Der Weg ist noch offen."

Beide Punkte sind wichtig und könnten den Prozess enorm beschleunigen oder bremsen - je nachdem, wie streng das Verkehrsministerium die Regeln auslegen wird. Darüber wird gerade verhandelt. Im Kern geht es darum, ob die scharfen Bestimmungen der standardisierten Bewertung von Verkehrsinvestitionen in ihrer bisherigen Form voll zum Tragen kommen, die einer Machbarkeitsstudie folgen würde, oder ob auch weniger genügt oder andere Kriterien mehr berücksichtigt werden.

Bislang sind standardisierte Bewertung zwingend vorgeschrieben, die auf den Ergebnissen einer erweiterten, aber sehr klassischen Kosten-Nutzen-Analyse basieren und ganz reale volkswirtschaftliche Werte gegenüberstellen. Im Zuge der neuen Bundesförderung könnten nun Faktoren wie Klimaschutz oder Ländlicher Raum in dieser Bewertung viel stärker gewichtet und das bisherige Wirtschaftlichkeitsdogma aufgeweicht werden - was den beiden Bahnprojekten in Hohenlohe und Schwäbisch Hall sicher zugute käme.

Läuft alles wie bisher, würde einer positiven Beurteilung der Machbarkeitsstudien diese standardisierten Bewertungen folgen. Kämen auch diese zu einem positiven Ergebnis, könnte eine Förderung beantragt werden. 

 
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