Bahnhof soll Hotel werden
Ein Unternehmer will den Bahnhof in Eckartshausen umbauen und ein Lokal mit 16 Hotelzimmern einrichten.

Schon lange hat der Bahnhof in Eckartshausen seinen eigentlichen Zweck verloren. Die Station an der Bahnlinie zwischen Crailsheim und Hessental ist nur noch ein Haltepunkt mit einem Fahrkartenautomaten. Seit Jahren gammelt das Jugendstilgebäude vor sich hin. Fenster und Türen sind vernagelt, der Sandstein ist an vielen Stellen übel verwittert. Der einstige Stolz der Gemeinde, der den Anschluss an die große weite Welt bedeutete, ist ziemlich verwahrlost.
Claudia und Rüdiger Hofmann aus Ilshofen wollen dem Trauerspiel nun ein Ende setzen. Im vorigen Jahr waren sie zur Stelle, als die Bahn an einem Tag gleich ein Dutzend Bahnhöfe auf einmal versteigerte. Sie ergatterten das "Schmuckstück" in Eckartshausen. Dass es ein Schnäppchen war, möchte Rüdiger Hofmann lieber nicht bestätigen, denn mit dem Umbau sind doch immense Kosten verbunden.
Zustimmung
In seiner jüngsten Sitzung begrüßte der Ilshofener Gemeinderat die Pläne der Familie Hofmann und erteilte dem Baugesuch gerne sein Einvernehmen. Nun sind die Ämter am Zug. Der von 1864 bis 1867 erbaute Bahnhof steht unter Denkmalschutz. Deshalb gibt es für den Umbau zahlreiche Vorschriften. Andererseits sind für ein Hotel mit Gastronomie auch strenge Brandschutzauflagen zu beachten. "Da müssen sich jetzt die Behörden untereinander einigen", sagt Hofmann. "Haben die Fluchtwege mit ausreichender Öffnungsbreite der Türen Vorrang oder der Denkmalschutz?" Sein Architekt, Matthias Polsfut aus Rot am See, hat versucht, beides zu berücksichtigen und an der Ostseite des Gebäudes eine elegant geschwungene Außentreppe als sicheren Fluchtweg vorgesehen. Nun bleibt abzuwarten, ob das Landesdenkmalamt mit der Wendeltreppe und der übrigen Planung einverstanden ist.
"Wir haben großes Interesse daran, das Gebäude originalgetreu wiederherzustellen", versichert Rüdiger Hofmann. Er räumt allerdings ein, dass nur die wenigsten Fenster und Türen noch aus dem 19. Jahrhundert stammen. Auch Teile des Dachgebälks mussten ersetzt werden, weil es einmal gebrannt hat. "Da wurde wohl versucht, den Holzwurm auszuräuchern, und dabei hat man aus Versehen die Balken angekokelt." Das Ehepaar hat schon in den Archiven gestöbert, um mehr über die historische Errungenschaft herauszubekommen. "Wir sind uns der Geschichte des Gebäudes bewusst", betont Rüdiger Hofmann und erinnert daran, dass die Bahnlinie zusammen mit der Wasserversorgung auf der Ilshofener Ebene die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region erst möglich gemacht hat.
Wenn mit der Genehmigung alles klappt, soll der alte Bahnhof auf drei Etagen 16 moderne Hotelzimmer bekommen. Rüdiger Hofmann, der Geschäftsführer der Firma Inoclad in Ilshofen-Großallmerspann ist, hat häufig Kunden oder Mitarbeiter über Nacht unterzubringen, "und dann sind oft schon alle Zimmer in der näheren Umgebung ausgebucht", so seine Erfahrungen.
Gemütliche Kneipe
Auch ein nettes Lokal, "wo man abends gemütlich ein Glas Wein trinken kann", will Hofmann einrichten. Das hat in Eckartshausen Tradition. Noch in den 1980er-Jahren trafen sich die Ortsansässigen zum Stammtisch und zum Kartenspiel in der "Bahnhofswirtschaft", ehe auch die geschlossen wurde.