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„Astro-Alex“ ist neuer Kommandant auf der ISS

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Astronaut Alexander Gerst (42) hat als erster Deutscher das Kommando und somit die Gesamtverantwortung auf der Internationalen Raumstation (ISS) übernommen. Dies ist ein Privileg, das gewöhnlich die USA und Russland als Hauptzahler des Milliardenprojekts ISS beanspruchen.

Von dpa

„Das ist eine erstaunliche Maschine“, sagte Gerst bei der feierlichen Zeremonie auf der ISS rund 400 Kilometer über der Erde. Deshalb wolle er als Kommandant die ISS als „fantastische Plattform“ für Experimente weiterführen. Sein Vorgänger Drew Feustel überreichte dem Künzelsauer zum Abschied symbolisch den Schlüssel für die ISS-Luke.

Der US-Astronaut Feustel und zwei weitere Raumfahrer sollen am Donnerstag in der kasachischen Steppe ankommen. Eine Woche lang ist die ISS deshalb nur mit einer kleinen Mannschaft besetzt. An Bord sind noch der Kosmonaut Sergej Prokopjew, die US-Astronautin Serena Auñón-Chancellor und Gerst, der unter dem Namen „Astro-Alex“ in sozialen Netzwerken auftritt.

Der Geophysiker aus Baden-Württemberg war im Juni vom Raumfahrtbahnhof Baikonur zur ISS gestartet. Er soll im Dezember wieder auf die Erde zurückkehren. Es ist bereits sein zweiter Einsatz auf der ISS, bereits 2014 arbeitete er dort für einige Monate.

Während seines zweiten Einsatzes geriet die ISS in die Schlagzeilen, weil ein Leck in der angedockten Sojus-Raumkapsel einen Druckabfall ausgelöst hatte. Das Loch wurde zwar erfolgreich abgedichtet, die Ursache ist aber noch immer unklar. Bei einem Außeneinsatz im November könnten weitere Informationen dazu gesammelt werden, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit. Gemeinsam mit den russischen Kollegen werde man nach der Ursache suchen.



So sieht Alexander Gerst Künzelsau aus dem All

Gerst ist populär, eloquent und verleugnet seine Wurzeln in Hohenlohe nicht. Trotz seiner Mission, denkt er immer noch an seine Heimat. Das hat er erst neulich wieder einmal mit einem spektakulären Weltall-Bild bewiesen, das er beim Nachrichtendienst Twitter gepostet hat.

Der Blick von oben auf Hohenlohe

Alexander Gerst blickt während seines Fluges mit der Internationalen Raumstation ISS durch ein Fenster in der Kuppel auf die Erde. Dass dieser Anblick ein unglaubliches Gefühl sei, hat Alexander Gerst oft beschrieben, seit er auf seiner Langzeitmission im All auf der ISS war. Auch dass dieser Anblick, in ihm ganz besondere Gefühle für diesen blauen Planeten Erde geweckt habe.

Diese Gedanken hat Gerst nach seiner ersten Mission "Blue Dot" immer wieder öffentlich gemacht. Und überall dafür geworben, sich stärker für den Erhalt der Erde einzusetzen: "Wenn man die Erde von oben sieht, merkt man wie verletzlich unser Planet ist", betont der Künzelsauer Astronaut. "Wir gehen nicht sehr achtsam mit unserer Heimat um. Die Erde interessiert es aber nicht, ob wir auf ihr leben."
 

Haben Sie Künzelsau, Öhringen, Kocher und Jagst auf dem Foto von Alexander Gerst gefunden? Hier ist eine kleine Orientierungshilfe:

Diese Aufnahme von Hohenlohe aus dem All hat Alexander Gerst bei Twitter gepostet. Foto: Alexander Gerst
Diese Aufnahme von Hohenlohe aus dem All hat Alexander Gerst bei Twitter gepostet. Foto: Alexander Gerst  Foto: Alexander Gerst

Wer das Foto in höherer Auflösung ansehen möchte, findet es auf dem Flickr-Account von Alexander Gerst.

 

Lebenslauf von Alexander Gerst

Alexander Gerst wurde am 3. Mai 1976 in Künzelsau geboren. Am Technischen Gymnasium in Öhringen legte er 1995 das Abitur ab. Danach leistete er Zivildienst und bereiste anschließend als Rucksacktourist verschiedene Länder. Vor allem die Vulkane Neuseelands beeindruckten ihn sehr. Später studierte er Geophysik an der Universität Karlsruhe, wo er auch das Diplom ablegte. 2006 war er Sommerstipendiat des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Beim Auswahlverfahren der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) setzte sich Gerst gegen 8407 andere Bewerber durch und wurde als einziger Deutscher unter sechs neuen Astronauten am 20. Mai 2009 der Öffentlichkeit vorgestellt. Am 18. September 2011 nominierte die Esa Gerst für einen Raumflug zur Internationalen Raumstation ISS. Der erfolgreiche Nachtstart von Sojus TMA-13M war am 28. Mai 2014 um 19.57 Weltzeit in Baikonur. Gerst war als Bordingenieur der ISS-Expeditionen 40 und 41 bis zum 10. November 2014 im All.

Er ist nach Thomas Reiter und Hans Schlegel der dritte deutsche Astronaut auf der ISS. Am 18. Mai 2016 teilte die ESA mit, dass Alexander Gerst für einen zweiten Flug zur Internationalen Raumstation eingeplant ist. Gersts Langzeitmission soll vom 6. Juni 2018 bis Dezember 2018 dauern. Für drei Monate soll er, als erster Deutscher und zweiter Westeuropäer, auch die Funktion des Kommandanten übernehmen. Als Missionsbezeichnung wurde der Name Horizons gewählt.

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