Arne Höller ist neuer pädagogischer Leiter im Waldenburger Kinderdorf
Der Ex-Offizier und studierte Sozialarbeiter Arne Höller ist als Nachfolger von Heinrich Schüz neuer Pädagogik-Chef im Albert-Schweitzer-Kinderdorf. Bewährtes ausbauen, aber auch neue Pfade beschreiten ist das Credo des 42-Jährigen.

Für ihn ist es die Heimkehr nach einem Umweg über Bayern: Denn Arne Höller, der seit Jahresbeginn die Ägide im Kinderdorf vom langjährigen Leiter Heinrich Schüz übernommen hat, kehrt zu seinen Hohenloher Wurzeln zurück: In Crailsheim ist er geboren worden und hat Kindheit und Jugend verbracht. Zwei Schwestern. Die Mutter Hausfrau, der Vater Ingenieur. "Rückblickend nehme ich mich als pflegeleichtes Kind wahr."
Arne ist ehrgeizig
Dass der heute 42-Jährige jedoch sein Berufsleben dem Leben von Kindern widmen wird - das ist damals nicht abzusehen. Klar ist aber: Arne ist ehrgeizig: Nach dem Realschulabschluss folgt erst die Wirtschaftsschule, danach die Fachhochschulreife. Alles in Crailsheim.
Ende der Neunziger geht der junge Mann dann zur Bundeswehr. Acht Jahre wird er dort bleiben. Offizierslaufbahn. Feldjäger. Zuletzt Ausbilder an einer Truppenschule in Bayern. Dass er dabei mehr gelernt hat als Drill, Befehl und Gehorsam, ist ihm wichtig: "Die Bundeswehr hat zu dem Zeitpunkt bereits erkannt, dass man anders mit Menschen umgehen muss."
Andere Wege gehen: Das will Höller dann doch irgendwann. Zuvor wandert eine Frau in sein Leben. Heute ist er mit ihr schon lange verheiratet. Höller studiert Sozialpädagogik in München. "Was von außen wie ein Bruch aussieht, ist von innen betrachtet fast logisch." Danach tritt er in Oberbayern die erste Stelle bei der Jugendhilfe der Diakonie an, berät dort Familien in schwierigen Situationen. "Eine schöne, positive Tätigkeit", sagt Höller. Ob er dabei von der Offizierslaufbahn profitieren konnte? "Vielleicht bin ich in Gesprächen ein wenig schneller zum zentralen Punkt vorgedrungen."
Schneller Aufstieg

Zackig dann auch der Aufstieg: vom Fallmanager zum Bereichsleiter und dann zum Geschäftsbereichsleiter. Viel Erfahrung im pädagogischen Arbeiten hat Höller aus Bayern mitgenommen - und ein ortstypisches "Ja mei", das sich bisweilen zur Intonation der Sätze über die Stimmbänder schleicht. Die Hohenloher Heimat hat sich indes nie aus seinem Leben geschlichen: "Meine Mutter und Schwiegermutter leben heute noch in Crailsheim und wir hatten immer einen Freundeskreis hier." Da trifft es sich gut, dass Höller an Weihnachten 2019 dann die Stellenanzeige des Kinderdorfs liest. Erst macht er sich selbst ein Geschenk mit der Bewerbung - dann die Kinderdorf-Leitung ihm: mit der Entscheidung für ihn.
Dass er dort in große Fußstapfen tritt, ist ihm sehr bewusst: "Man sollte nicht danach streben, die Fußstapfen auszufüllen, sondern neue daneben zu setzen", sagt Arne Höller. Und: "Im Wesentlichen werden die in dieselbe Richtung gehen. Denn es wurde und wird ja großartige Arbeit hier geleistet."
Wo er dennoch Akzente setzen und neue Pfade beschreiten will? "Ich werde natürlich anders an manche Themen herangehen, ein Aspekt, der mich sehr treibt, ist das Thema Hilfe für Jugendliche, die schon über 18 Jahre alt sind: Angebote schaffen, die auch im oder beim Kinderdorf angesiedelt sind, aber nicht mit der Volljährigkeit enden."
Neue Wege in der Personal-Gewinnung
Die größte Herausforderung, vor der das Kinderdorf in den nächsten zehn Jahren stehen wird? "Das ist mit Sicherheit, geeignetes Personal zu gewinnen. Das ist wahnsinnig schwierig, weil der Markt leergefegt ist. Man muss hier auch neue Wege denken." Die da wären? Noch intensivere Ausbildungsbemühungen, sagt Höller: "Wir müssen schlicht mehr Stellen für Auszubildende schaffen, die Angebote anders denken - und vielleicht auch andere Arbeitszeit-Modelle anbieten."
Kindern Orientierung im Blick auf die vielfältigen und sich weiter ausdifferenzierenden Lebensperspektiven und im Dschungel des Hineinwachsens in eine digitalisierte Gesellschaft zu geben, betrachtet Arne Höller als essenziell.
Und die drei Werte, die er jungen Menschen vordringlich mit auf ihre Reise geben will? "Verständnis für andere, den Kategorischen Imperativ von Kant und Nächstenliebe." "Das Fußfassen junger Menschen ist eine große Herausforderung", sagt Arne Höller noch. Er indes freut sich nun auf seine ganz eigenen ersten Schritte in der neuen Position als pädagogischer Leiter.
Verabschiedung verschoben
Eigentlich sollte Heinrich Schüz am 12. Februar mit einer Feierstunde offiziell in den Ruhestand verabschiedet werden. Wegen der Pandemie soll dies zu gegebener Zeit nachgeholt werden.