Alleinkandidat in Forchtenberg: Warum Michael Foss trotzdem Wahlkampf macht
Am Sonntag will sich Michael Foss erneut zum Bürgermeister von Forchtenberg wählen lassen. Einen Mitbewerber gibt es nicht. Warum er trotzdem auf Stimmenfang geht.

Das Werbeheft von Michael Foss ist zwölf Seiten dick, enthält die größten Erfolge der letzten Jahre sowie die Ziele, die er sich für die Zukunft gesetzt hat. Am Sonntag stellt sich der 34-Jährige nach acht Amtsjahren erneut zur Wahl um das Bürgermeisteramt in Forchtenberg. Gegenkandidaten gibt es keine, dennoch geht er auf Stimmenfang, nicht nur mit Wahlflyern, sondern auch mit Vor-Ort-Veranstaltungen.
"Ich finde, für weitere acht Jahre Amtszeit gehört es sich, Engagement zu zeigen", begründet Foss seinen Wahlkampf. "Acht Jahre sind eine lange Zeit." Eine hohe Wahlbeteiligung sei ihm enorm wichtig. "Das würde ja auch bedeuten, dass mir Vertrauen geschenkt wird", so Foss, der auf 40 Prozent Wähler hofft, die an die Urne treten. Während es bei seiner vergangenen Bewerbung im Mai 2016 darum ging, sich vorzustellen, "werde ich dieses Mal bewertet und kritisiert für das, was ich geleistet habe", sagt er schmunzelnd. Vor acht Jahren konnte Foss sich mit 76,4 Prozent der Stimmen gegen seine zwei Mitbewerber durchsetzen. Zum Zeitpunkt seiner ersten Wahl war er 26 Jahre alt. "Ich dachte eigentlich eher, dass ich 30 bin, wenn ich Bürgermeister werde, aber als es die Chance gab, noch dazu hier in Forchtenberg, musste ich sie nutzen."
Forchtenberg: Wurden die Wahlversprechen von damals umgesetzt?
Welche der Wahlversprechen von seinem ersten Wahlkampf hat Foss umgesetzt in seiner ersten Amtsperiode? Eines der Themen war die Stärkung von Unternehmen. "Die zwei größten Unternehmen haben sich zu ihrem Standort in Forchtenberg bekannt und sogar erweitert", sagt Foss dazu. Beim Thema Kinder und Jugend wäre eine "gute Bildungssituation mit modernen Schulen" geschaffen worden. "Vor allem der Kindergarten Waldfeld war ein großes Einzelprojekt." Auch der neue Sportpark der TG, den die Stadt mit 100 000 Euro unterstützte, nennt er als eines der Projekte der Verwaltung "und des Gemeinderates", wie er betont, welches auch für die Jugend geschaffen wurde. Beim Thema Senioren "war das Niveau schon vor meinem Amtsantritt hoch", gibt Foss zu. Dennoch sei das Seniorenmobil ausgebaut worden und seniorengerechtes Wohnen ein großes Projekt, an dem er dranbleiben möchte. "Wir müssen in Zukunft mehr Plätze schaffen, der Bedarf wird größer werden."
Hat er jemals darüber nachgedacht, sich wo anders zu bewerben, vielleicht in einer Stadt mit mehr als 5300 Einwohnern? "Kein Thema für mich", sagt Foss umgehend. "Ich bin beruflich hoch zufrieden und gefordert und auch privat habe ich es glücklich erwischt." Seine Frau Larissa kommt aus Westernhausen, seine Familie lebt in Weißbach, wo Foss aufwuchs und: "90 Prozent unserer Freunde sind auch hier in der Gegend", erklärt er.
Das sind die Themen seines aktuellen Wahlkampfes
Bei seinem aktuellen Wahlkampf geht Foss in die Teilorte. Bei den ersten Vor-Ort-Terminen sei es primär darum gegangen, mit den Bürgern verschiedene aktuelle Themen zu besprechen. "In Forchtenberg ging es zum Beispiel vor allem um die Falschparker in der Altstadt. Die Situation verbessern wir gerade mit dem neuen Vollzugsdienst. Es geht auch um Geschwindigkeitsüberschreitungen", erzählt er. In Ernsbach "wurde kontrovers aber konstruktiv" über Freiflächen-Photovoltaik diskutiert. "Es ist ein gutes Format, es ruft ja nicht jeder im Rathaus an und so bekomme ich die Missstände mit."
Neben seinem Amt als Bürgermeister sitzt Foss im Kreisrat und ist Vorsitzender der dortigen CDU-Fraktion. Er ist Verbandsvorsitzender des GVV Mittleres Kochertal, Landesvorstand im Gemeindetag und stellvertretender Verbandsvorsitzender des Abwasserzweckverbandes. Kommt da nicht etwas zu kurz? "Ich muss aufpassen, dass es nicht zu viele Ämter werden", gibt Foss zu. "Es ist momentan noch gut kompatibel, aber mehr sollte es nicht werden, denn die Hauptzeit möchte ich schon im Rathaus verbringen." Was dann aber doch zu kurz kommt, ist der Fußball, 2016 noch seine große Leidenschaft, er spielte für Weißbach. "Das war schon ein paar Jahre nach Amtsantritt nicht mehr machbar", sagt er. "Nicht nur, weil ich mal ein Tor gegen Forchtenberg geschossen habe", sagt er lachend. "Der Aufschrei groß war."
Einen Fußball hatte er auch 2016 als symbolischen Gegenstand beim HZ-Forum dabei. Was würde er heute mitbringen? "Ich glaube, immer noch einen Fußball", antwortet Foss. "Er steht immer noch dafür, dass das ganze keine One-Man-Show ist, sondern eine funktionierende Mannschaft wichtig ist − und Fußball mag ich ja auch immer noch." Die wichtigste Frage bleibt natürlich, ob es, wie bei der vergangenen Wahl, auch diesen Sonntag wieder Freibier gibt. "Natürlich", sagt Foss lachend, "auch Freiwein von den örtlichen Winzern − und natürlich alkoholfreie Getränke."