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Alicia Schulz vermisst nach Erdbeben in Chile ihre Mutter

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Schöntal - Alicia Schulz aus Schöntal-Sindeldorf sagt über ihre derzeitige Situation: "Ich lebe nicht mehr, ich funktioniere nur noch." Die 38-Jährige, die seit 18 Jahren in Sindeldorf zuhause ist, wuchs in Santiago de Chile auf und hat lange Jahre in der zweitgrößten chilenischen Stadt Concepcion gelebt. Genau dort hat vor einer Woche das verheerende Erdbeben samt Tsunami besonders schwer zugeschlagen.

Von Henry Doll
Alicia Schulz zeigt ein Foto ihrer Mutter Rosario Alarcon. Es entstand bei einem Ausflug nach Jagsthausen.Foto: Doll
Alicia Schulz zeigt ein Foto ihrer Mutter Rosario Alarcon. Es entstand bei einem Ausflug nach Jagsthausen.Foto: Doll

Schöntal - Alicia Schulz aus Schöntal-Sindeldorf sagt über ihre derzeitige Situation: "Ich lebe nicht mehr, ich funktioniere nur noch." Die 38-Jährige, die seit 18 Jahren in Sindeldorf zuhause ist, wuchs in Santiago de Chile auf und hat lange Jahre in der zweitgrößten chilenischen Stadt Concepcion gelebt. Genau dort hat vor einer Woche das verheerende Erdbeben samt Tsunami besonders schwer zugeschlagen.

Seit einer Woche hofft Alicia Schulz auch auf ein Lebenszeichen ihre Mutter, die zuletzt in einem Krankenhaus in Concepcion lag. Die jetzt vermisste 66-jährige Rosario Alarcon ist in Sindeldorf ebenfalls gut bekannt: Seit Jahren war sie immer wieder bei ihrer Tochter Alicia, deren Mann Walter und den beiden Enkeln im Hohenlohischen zu Besuch. Meist an Weihnachten.

Im Krankenhaus

Was die Verzweiflung von Alicia Schulz noch steigert: Zum Zeitpunkt des Erdbebens wurde ihre Mutter wegen eines Schlaganfalls im Krankenhaus behandelt. Ende Januar hatte sie sie im Krankenhaus Las Higueras-Talcahuano besucht. Vor zwei Wochen kehrte sie zurück − mit durchaus gemischten Gefühlen, denn die Versorgung in dem chilenischen Krankenhaus ist keineswegs mit europäischem Standard vergleichbar. Alicia Schulz mag sich gar nicht ausmalen, wie sich die Situation jetzt darstellt, da die ganze Region Concepcion verwüstet ist und die Sicherheitslage im Land aus dem Fugen zu geraten scheint. Supermärkte werden geplündert. Ausgangssperren ab 18 Uhr. Von Anarchie ist die Rede. Was wird in solch einer Situation aus einer kranken Frau? Vor allem die Ungewissheit zerrt an ihren Nerven.

Chaos im Land

Weil in der Katastrophenregion fast überall der Strom fehlt und Telefonverbindungen sowie Handynetze zusammengebrochen sind, ist es für Alicia Schulz nicht möglich, Informationen aus erster Hand zu bekommen. Wichtigste Informationsquelle ist derzeit das Internet. Dort wurden inzwischen Homepages mit Nachrichten aus der Krisenregion eingerichtet. Eine davon ist "Manzana Mecanica", was übersetzt "Mechanischer Apfel" heißt. Warum die Seite so heißt, weiß kein Mensch, aber hier gibt es wenigstens Informationen. Listen mit Namen von Toten kursieren. Aber die Listen, so Alicia Schulz, können noch nicht vollständig sein, weil noch Menschen unter den Trümmern liegen.

Hilfsaktion

Aus dem Internet hat Alicia Schulz erfahren, dass das Krankenhaus Las Higueras-Talcahuano noch steht. Aber die Lage scheint katastrophal. Es gibt kein Wasser. Vor dem Hospital ist eine Zeltstadt entstanden. "Im Krankenhaus wird nur noch das Nötigste gemacht", glaubt sie. "Ich stelle mir nicht vor, wie das gehen soll. Es war damals schon kritisch. Jetzt ist es chaotisch."

Alicia Schulz will helfen. Sie weiß aber noch nicht, wie. Sie ist aufgewühlt. Auf dem Landratsamt in Künzelsau hat sie sich nach Voraussetzungen für eine Spendenaktion erkundigt. Alles soll seriös laufen. Aber wie sollen am Ende Geld und Sachspenden nach Chile kommen, vor allem bei dieser Sicherheitslage? Sie möchte, dass die Spenden wirklich den Bedürftigen helfen. Alicia Schulz stellt klar: "Ich möchte das Geld nicht für meine Mutter."

Im Laufe des Mittwochs wurde zusammen mit Bekannten die Idee geboren, am 21. März in der Sporthalle von Marlach eine Bilderschau zu zeigen, um über die Katastrophe zu informieren. "Kuchenspenden hätte ich schon 50", sagt Alicia Schulz, die als Mitglied des SV Sindelbachtal fest im Ort verwurzelt ist.

Hilfe für Chile

Für den 21. März plant Alicia Schulz zusammen mit Freunden eine Informationsveranstaltung über die Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe in Chile. Nach derzeitigem Planungsstand findet die Informations- und Benefizveranstaltung am 21. März in der Sporthalle von Schöntal-Marlach statt. Geplant sind eine Bilderschau, Gespräche und Ideenaustausch über Hilfsmöglichkeiten. Durch Kaffee- und Kuchenverkauf sollen erste Spenden gesammelt werden.

Kontakt und Ideenbörse

Wer praktische Tipps zur Abwicklung einer Spendenaktionen geben kann oder Ideen hat , möge sich mit Alicia Schulz per E-Mail in Verbindung setzen. Die Mailadresse lautet: alicia-concepcion@isc-bw.de. hed

Die Zerstörung ist in Talcahuano (Foto) nahe Concepcion besonders groß. Im Krankenhaus der Stadt lag am Tag des Erdbebens Rosario Alarcon.Foto: dpa
Die Zerstörung ist in Talcahuano (Foto) nahe Concepcion besonders groß. Im Krankenhaus der Stadt lag am Tag des Erdbebens Rosario Alarcon.Foto: dpa

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