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Ab Freitag heißt es wieder: In Eberbach drei Tage wach

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So viele Musiker wie noch nie treten ab Freitag beim 25. Eberbacher Gassenfest, eine der Kult-Veranstaltungen in Hohenlohe, auf.

Von Thomas Zimmermann
Probetrinken in der Gasse: Nach der Arbeit genießen Musik-Organisator Simon Wieland (rechts) und die Helfer beim Aufbau der Bühnen und Stände ein Bier an der Riesentheke im Hofweg.Fotos: Thomas Zimmermann
Probetrinken in der Gasse: Nach der Arbeit genießen Musik-Organisator Simon Wieland (rechts) und die Helfer beim Aufbau der Bühnen und Stände ein Bier an der Riesentheke im Hofweg.Fotos: Thomas Zimmermann

Rund 180 Einwohner hat der Mulfinger Ortsteil Eberbach. Gefühlt das halbe Dorf wuselt rund um die idyllisch gelegenen Häuser zwischen Jagst, Marienkirche und Hofweg. Es ist Montagnachmittag und Tag vier vor dem 25. Gassenfest in der kleinen Gemeinde.

Das heißt, es ist noch viel zu tun, rund um die fünf Bühnen, auf denen von Freitag bis Sonntag 36 Bands und acht DJ’s für echte Festivalstimmung und jede Menge guter Laune sorgen werden.

"Das ist ein neuer Rekord, so viele Musiker hatten wir noch nie", sagt Simon Wieland, der seit Jahren im rund 20-köpfigen Organisationsteam für das Musikprogramm zuständig ist.

Wie alles begann

Die längste Theke im Jagsttal jedenfalls ist im Hofweg bereits aufgebaut. Rund 32 Meter misst die massive, leicht gebogene Holzkonstruktion, von der aus man einen guten Blick auf die sogenannte Gassenbühne hat. "Hier hat damals alles angefangen", betont Simon Wieland. "Damals gab es nur eine Bühne, eine Bar, einen Essens- und Getränkestand und einen Alleinunterhalter und wir waren sogar froh, wenn der gerade nicht gespielt hat", erinnert sich Gerold Prümmer an das Jahr 1983 zurück. 300 Leute kamen vor 35 Jahren zu einer Feier, die der Verein Hüttenfreunde Eberbach ins Leben gerufen hat, um Geld für den Wiederaufbau der abgebrannten Grillhütte zu sammeln.

Unter dem Motto "Drei Tage wach in Eberbach" werden am kommenden Wochenende wieder 15 000 Besucher zum Gassenfest erwartet.Foto: privat
Unter dem Motto "Drei Tage wach in Eberbach" werden am kommenden Wochenende wieder 15 000 Besucher zum Gassenfest erwartet.Foto: privat

Heute sind die Organisatoren ständig auf der Suche nach den angesagtesten Nachwuchsbands in der Republik. "Wir wollen Bands, die richtig gut sind und eigene Musik machen", sagt Simon Wieland. Das erklärt auch den Erfolg des Festivals, das seit 1997 nur noch im zweijährigen Rhythmus stattfindet. Ein weiteres Erfolgsgeheimnis ist die Vielfalt der Musik. Von Ska über Rock, Pop, Folk, Blues bis zu "Malle für Alle" reicht das Spektrum.

Machbar nur durch die Hilfe aller Dorfbewohner

Hinzu kommt die tolle Landschaft rund um die verschiedenen Bühnen. "Vor fünf Jahren war unter der Gassenbühne noch ein Misthaufen", erzählt Simon Wieland lachend. Den landwirtschaftliche Betrieb, zu dem der Dünger gehörte, gibt es zwar seit einigen Jahren nicht mehr, aber die Idylle ist trotz der Größe der Veranstaltung geblieben.

Von der Dimension des Gassenfestes zeugt schon allein der Bierverbrauch von 11.000 Litern an den drei Festtagen. "Wir brauchen an drei Tagen so viel Strom wie eine Familie im Jahr", erklärt Jürgen Freimüller, der gerade Leitungen verlegt. "Wenn nicht alle Dorfbewohner mithelfen würden, wäre das alles nicht zu schaffen", betont er.

"Die Eberbacher nehmen die drei Wochen Stress in Kauf, aber es kommen auch immer mehr Helfer aus den umliegenden Ortschaften", freut sich Rainer Baumann. Der erste Vorsitzende der Hüttenfreunde schwingt sich wenig später auf seine Kawasaki und fährt nach Hause. "Wer weiß, wann ich in den nächsten Tagen wieder zum Schlafen komme", erklärt er, während Robert Böhnel über die Hofgasse hinkt. Am vergangenen Mittwoch wurde der Mulfinger Bürgermeister am Meniskus operiert. "Bockstark" antwortet er auf die Frage, was das Besondere am Gassenfest ist.

Wochenlang im Aufbaueinsatz

"Das kann man nicht erklären, das muss man erleben", schiebt Böhnel nach, der selbst seit 2009 in Eberbach wohnt. Unterdessen testen die Helfer schon mal die Bar. Nach getaner Arbeit schmeckt das Bier besonders gut. Seit vier Wochen sind täglich mindestens 20 Freiwillige beim Aufbau im Einsatz. "Am Donnerstag sind wir bestimmt 60 Mann, dann geht es rund", betont Wieland.

Street-Art-Künstler Gerd Metzler zeichnet eine dreidimensionale 25.
Street-Art-Künstler Gerd Metzler zeichnet eine dreidimensionale 25.

Auf der Straße zur Bühne am Berg malt Gerd Metzler derweil eine riesige 25 in den Asphalt. "Da kommt noch eine Wildsau drauf, die aus dem Boden springt", erklärt der Street-Art-Künstler, der seit Jahren in Eberbach wohnt. Die Symbolik ist klar: Das Wildschwein steht für den Ortsnamen Eberbach. Und das ganze Bild? Ganz einfach: "Zum 25. Mal die Sau rauslassen", lautet Gerd Metzlers verblüffende Antwort.

Wer entspannt nach Eberbach anreisen möchte, kann den Bus nutzen. Die Kulturkutsche fährt zum Tagespreis von drei oder fünf Euro fast jeden Ort in Hohenlohe an − von Ailringen bis Zottishofen.

 
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