A6-Ausbau: Was Bürger bewirkt haben
Der Bürgerdialog zum sechsspurigen Ausbau der A6 zwischen dem Weinsberger Kreuz und der Landesgrenze ist beendet. Ob Lärmschutz, Flächenverbrauch oder Entwässerung: Das Regierungspräsidium hat viele Anregungen beherzigt.

Fünf Jahre, zwölf Infoabende, mehr als 300 Anregungen und Stellungnahmen: Der Bürgerdialog zum sechsspurigen Ausbau der A 6 zwischen dem Weinsberger Kreuz und der Landesgrenze hat viel Zeit und Energie gekostet. Jetzt ist er offiziell beendet, nachdem die Ergebnisse für die Abschnitte 5 und 6 im östlichen Bereich der 64-Kilometer-Strecke vorliegen.
Diese spiegeln im Grunde das wider, was bereits im Frühjahr 2013 für die Abschnitte 1 bis 3 bei Bretzfeld, Öhringen, Neuenstein und Kupferzell erarbeitet worden war: Den Bürgern ist der Lärmschutz am wichtigsten. Nur dürfen die Wälle und Wände nicht zu klobig in der Landschaft stehen und zu viel Fläche verbrauchen.
Bürger systematisch beteiligt
Darauf hatten vor allem die Landwirte ein Auge, denen zudem eine bessere Entwässerung am Herzen lag. Vom ersten Teil des Bürgerdialogs lernen hieß für die östlichen Bereiche ganz konkret: Das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) setzt auch dort auf einen flächensparenden Lärmschutz mit einer Kombination aus Wällen und Wänden, die nicht, wie ursprünglich vorgesehen, bis zu elf Meter in die Höhe ragen, sondern kaum über zehn Meter reichen.
Das RP hatte betroffene Bürger bei der Planung eines Großprojekts erstmals systematisch beteiligt, nachdem die Voruntersuchung gelaufen war. Sonst war dies erst Jahre später üblich, bei der Anhörung zum so genannten Planfeststellungsverfahren, an dessen Ende Verkehrsvorhaben baurechtlich in trockenen Tüchern sind.
Viele konstruktive Anregungen

"Den meisten der über 300 Anregungen konnten wir folgen. Sie waren vielfach sehr konstruktiv, ein harter Brocken war nicht dabei", sagt Jürgen Holzwarth, der für die Straßenplanung zuständige Referatsleiter im RP.
Beispiel Straßenentwässerung: Hier gaben nicht nur Landwirte wichtige Hinweise, sondern auch Kommunen, so Holzwarth: etwa im Bereich Weinsberg, Kupferzell oder bei der Kochertalbrücke. Mit dem Ausbau wird das Straßenwasser nun gesammelt und in Regenklärbecken geleitet, dort gesäubert und über Regenrückhaltebecken gedrosselt in die Bäche geführt. "Das Oberflächenwasser fließt derzeit ja frei über die Böschungen auf die Felder der Landwirte, die sich darüber sehr ärgern."
Beispiel Lärmschutz: Hier seien es vor allem die "Vor-Kämpfer" zwischen dem Weinsberger Kreuz und Kupferzell gewesen, deren Kritik zu der nun angestrebten Kombi-Lösung führten aus niedrigeren Wällen, auf die vier Meter hohe Wände gesetzt werden. Das ist nicht nur optisch schöner, sondern spart Fläche. Sind die Bauern zufrieden? "Sie sind nicht begeistert, aber sie können damit leben", so Holzwarth. Zumal das RP versucht habe, so viele Ausgleichsflächen wie möglich in weiter entfernte, nicht landwirtschaftlich genutzte Gebiete − etwa Täler − zu legen. "Bei der Haselmaus und der Zauneidechse bleibt uns aber keine andere Wahl. Hier müssen die verbauten Flächen autobahnnah ausgeglichen werden" − was einige Ackerflächen tangiert.
Modelfall für weitere Bürgerdialoge
"Der A6-Ausbau durch Hohenlohe war ein Modellfall, an dem sich alle weiteren Bürgerdialoge des RP orientieren", sagt Holzwarth. Freilich war der Dialog nicht frei von Konflikten. Diese betrafen vor allem den ersten Abschnitt ganz im Westen, wohingegen er die Bereiche 2, 3 und 4 als "unkritisch" einstuft.
Weinsberg und Wimmental forderten die Prüfung alternativer Ausbau-Trassen. Außerdem musste das RP ein Jahr an vier Stellen die Luftqualität messen, um zu zeigen, dass die Konzentration von Schadstoffen unter den Grenzwerten liegt. Der geplante Standort für einen größeren Lkw-Parkplatz erntete ebenfalls Kritik. Der Forderung, den bestehenden Parkplatz bei Wimmental nicht auszubauen, wurde entsprochen, im März 2017 will das RP eine Alternativfläche präsentieren.
Beim neuen Trassenverlauf folgten Bürger und Kommen letztlich überall den Vorschlägen der Planer: Die A6 wird somit teils symmetrisch, teils asymmetrisch nach Norden oder Süden verbreitert. Der sechsspurige Ausbau selbst wurde anfangs infrage gestellt − zugunsten einer dauerhaften Freigabe des Seitenstreifens. Das RP war dagegen − nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern weil dann kein zusätzlicher Lärmschutz möglich wäre.
 Stimme.de
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