Stimme+
Hohenlohe
Lesezeichen setzen Merken

25 Jahre Pro Region: Jubiläums-Diskussion in der Künzelsauer Sparkasse

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Bei der Podiumsdiskussion gab es viel zu erreichten und auch noch zu leistenden Aufgaben in der Region Heilbronn-Franken zu hören - sowie auch durchaus knackige Aussagen.

von Christian Nick

Vor einem Vierteljahrhundert, im Jahr 1997, wurde die Bürgerinitiative Pro Region gegründet: In Zeiten, die bereits Ansätze heute lebensbestimmender Transformationen am Horizont aufscheinen ließen - auf Bundesebene, aber eben auch in der auf dem Reißbrett entstandenen Region Heilbronn-Franken, wie Vorsitzende Friedlinde Gurr-Hirsch in ihrem Grußwort unter Bezugnahme auf die als "Ruck-Rede" in die Geschichte eingegangene Ansprache des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog intoniert.

Rund 50 Gäste sind zum Jubiläums-Talk für den Hohenlohekreis in die Sparkasse Künzelsau gekommen, um der von HZ-Redaktionsleiter Ralf Reichert moderierten Podiumsdiskussion beizuwohnen. Die Teilnehmer: Landrat Matthias Neth, Caroline Bogenschütz, Leiterin des Amts für Wirtschaftsförderung und Tourismus, Elisabeth Ernst, Geschäftsführerin des Kreisdiakonieverbands, Barbara Eckle, Vorsitzende des Sportkreises, und Forchtenbergs Bürgermeister Michael Foss. Es geht um die großen Zukunftsfragen: vor allem Wirtschaft und Digitalisierung, Mobilität und Klimaschutz, aber auch Gesundheitsvorsorge und Soziales, Tourismus und Sport.

Viele Themen und Positionen

Ob er dafür wäre, wenn die IHK wieder in den Gesellschafterkreis der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken (WHF) zurückkehre, will Reichert von Neth wissen: „Den Deal können wir heute Abend noch machen“, sagt der Landrat, der die zentrale Rolle der WHF betont. „Wir müssen als Gesamtregion wirken.“ Denn nur so könne es gelingen, Investoren und Firmen – aber auch dringend gesuchte Arbeitskräfte – zu gewinnen.

Die rund 50 Gäste im Tagungsraum der Künzelsauer Sparkasse erleben ein kurzweiliges und bisweilen auch durchaus humorvolles Gespräch.
Die rund 50 Gäste im Tagungsraum der Künzelsauer Sparkasse erleben ein kurzweiliges und bisweilen auch durchaus humorvolles Gespräch.  Foto: Nick, Christian

Ist Bürgermeister Foss mit der regionalen Wirtschaftsförderung zufrieden? „Schwierige Frage, ich glaube dran, dass es Themen gibt, die am besten auf der kommunalen Ebene gelöst werden.“ Aber nicht nur beim Breitbandausbau brauche es konzertierte Aktionen: etwa die Giganetz-Initiative der WHF. Mit der Plattform „Hohenlohe Business“ sollen seit 2021 Fachkräfte angeworben werden. Wie ist der aktuelle Stand? Bogenschütz: „Wir sind total stolz drauf.“ 46 Arbeitgeber seien dabei, ein Relaunch sei geplant.

Wie es gelingen kann, soziale Spaltungen nicht zu vertiefen und die Menschen in den anstehenden großen Transformationsprozessen nicht zu verlieren? Elisabeth Ernst: "Fachkräfte, die hier ja dringend arbeiten sollen, finden keine bezahlbare Wohnung." Applaus. Ihre Idee: Arbeitgeber sollten Wohnraum anbieten, auch die Kommunen seien in der Pflicht. Neth teilt das Anliegen prinzipiell, gibt sich aber betont realpolitisch: Die Wiederkehr kommunaler Wohnungsbaugesellschaften koste Milliarden - und die Lage auf dem Wohnungsmarkt sei eben bei weitem nicht die einzige Herausforderung. "Insgesamt haben wir heute Abend wohl schon einen zweistelligen Milliardenbetrag verplant."

Pro-Region-Vorsitzende Friedlinde Gurr-Hirsch bei ihrem Grußwort.
Pro-Region-Vorsitzende Friedlinde Gurr-Hirsch bei ihrem Grußwort.  Foto: Nick, Christian

Bei der Frage nach der größten Herausforderung in puncto Mobilität herrscht weitgehend Einigkeit: Der A6-Ausbau müsse endlich schneller vorankommen. Eckle fordert, die Zugausfälle auf der Westfrankenbahn rasch in den Griff zu bekommen; nur Ernst hält indes den Ausbau des ÖPNV für wichtiger.

Landrat Neth: Pflegenotstand schon Realität

Eine Absage an ein regionales Klimaschutzkonzept gibt es vom Landrat: "Das wird keinen Mehrwert haben." Gemeinden und Regionalverband wüssten "ganz genau, was zu tun ist". Ist mit dem neuen Öhringer Klinikum ab 2025 die stationäre Gesundheitsversorgung im Kreis gesichert? Eckle: "Wenn die Medizin stimmt und auch das Flair des Krankenhauses."

Das Medizinische Versorgungszentrum in Künzelsau erfüllt nach Diagnose von Ernst indessen "die Erwartungen nicht". Ist der Hohenlohekreis für den demographischen Wandel gerüstet? "Genauso wenig wie andere Landkreise auch", so Neth. Der Pflegenotstand sei bereits jetzt Realität, künftig drohten vermehrt "Verteilkämpfe" angesichts des kleiner werdenden Wohlstandskuchens. Wo die Reise hingehe, sei derzeit ungewiss wie selten zuvor.

Dass künftig mehr Menschen die Region zu ihrem Reiseziel machen: Um diese Zielsetzung oszilliert der letzte Punkt. Eine Kooperation der sechs Touristikgemeinschaften im Nördlichen Baden-Württemberg sei angedacht, sagt Bogenschütz. Details nennt sie nicht. „Einen letzten Anlauf“ will Landrat Neth bei der Touristikgemeinschaft Hohenlohe wagen, sie müsse sich „völlig neu erfinden“. Warum sucht man nicht die Nähe zu Bayern, um Hohenlohe als Teil Frankens zu vermarkten? „Ein Schritt nach dem anderen“, so Bogenschütz: Sonst bestehe Gefahr, sich „zu verheben“. Bei Einzelthemen kooperiere man ja auch bereits. 

 
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben