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1500 Menschen werden bei Ziehl-Abegg im Akkord geimpft

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Die Corona-Schutzimpfungsaktion des Künzelsauer Motoren- und Ventilatorenherstellers lief am Sonntag auf vollen Touren. Bis 20 Uhr sollten 1500 Bürger immunisiert werden. Die Menschen sind teils gar aus Leipzig und Göttingen für den Piks angereist.

von Christian Nick
Selbst aus Göttingen und Leipzig sind Menschen für die Corona-Schutzimpfung nach Künzelsau angereist. Alle warten mit Abstand geduldig, bis sie dran sind.
Selbst aus Göttingen und Leipzig sind Menschen für die Corona-Schutzimpfung nach Künzelsau angereist. Alle warten mit Abstand geduldig, bis sie dran sind.  Foto: Nick, Christian

Es geht alles ruckzuck - draußen wie drinnen: Schon kurz nach 10 Uhr fädelt sich vor dem Firmengebäude eine lange Menschenschlange auf. Was im Vorfeld klar war, bestätigt sich nun per Augenschein.

"Wir hätten nicht gedacht, dass es so einen Run gibt", sagt Firmensprecher Rainer Grill zur Hohenloher Zeitung: In Windeseile waren alle Termine weg. Aus Hohenlohe und der Region, aber auch aus Göttingen und Leipzig sind die 1500 Menschen angereist, die an diesem Sonntag bei Ziehl-Abegg geimpft werden wollen.

In der Schlange stehen auch Joachim und Dennis Beck. Wie der Vater, so der Sohn? Es stimmt. Denn sowohl der 51-Jährige als auch der 21 Jahre alte Junior wollen den Piks: "Wir haben am Freitagmorgen um 6 Uhr beim Aufwachen im Radio von der Aktion gehört", erzählt der Vater. Der Radiowecker steht daheim in Löchgau bei Bietigheim.


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Dass Astrazeneca gespritzt wird? "Angst hätte ich nur vor dem Sputnik-Impfstoff gehabt", scherzt Joachim Beck. "Wir sind froh, dass es jetzt klappt mit unserer Impfung."

Ganz ähnlich sieht das Martina Keller, die einige Meter weiter hinten in der Reihe wartet: Dass das britisch-schwedische Vakzin besser ist als sein Leumund, glaubt auch sie. "Ich freue mich, dass ich mich bald wieder ohne Angst mit Menschen treffen kann."

Eindämmung der Corona-Pandemie

So leistet die überregional beachtete Aktion einen Beitrag nicht nur zur Eindämmung der Pandemie - sondern verschafft an diesem Sonntag 1500 Mal einem Menschen Schutz vor dem Virus und einen hoffnungsvolleren Blick nach vorn.

Damit übernimmt das seit Beginn der Pandemie äußerst engagierte Künzelsauer Unternehmen, das seit 10. Mai bereits an fünf Terminen 1300 Mitarbeitende, deren Angehörige und Beschäftigte umliegender Unternehmen immunisiert hat, nun erneut die Vorreiterrolle: "Es ist uns nicht bekannt, dass bundesweit irgendein anderes Unternehmen unserer Größe Menschen impft", sagt Vorstandsvorsitzender Peter Fenkl. "Wir wollten und wollen die Idee verbreiten und zeigen: Macht doch auch was!"

Unter Anleitung von Rettungsassistent Jakob Röhrenbach (r.) wird aufgezogen.
Unter Anleitung von Rettungsassistent Jakob Röhrenbach (r.) wird aufgezogen.  Foto: Nick, Christian

Gemacht wird auch und vor allem drinnen ordentlich etwas: Nachdem die Impf-Kandidaten im blauen Omnibus auf Unterlagen und Vorerkrankungen abgeklopft wurden, geht es denn auch rasch zur Sache. Doch zuvor macht der Reporter noch eine kleine Stippvisite im Hinterzimmer. Denn ohne die Männer dort ginge gar nichts: Unter fachkundiger Anleitung von Rettungsassistent Jakob Röhrenbach werden hier die einzelnen Spritzen aufgezogen. 180 haben sie schon hinter sich, 1320 werden noch folgen.

Piks mit Perspektive

Das verspricht mächtig Arbeit. Und so öffnet sich die Tür des Zimmers auch mit Verve: "Was ist mit dem Stoff?", verlangt Dr. Tobias Neuwirth baldigen Nachschub. Er ist mit seinem Vater und Kollegen Dr. Herbert Neuwirth einer der Ärzte, die im Akkord die Nadeln in die Oberarme der Bürger jagen.

Das Vakzin haben die beiden Mediziner selbst aus ihrer Obereisesheimer Hausarztpraxis mitgebracht. Eigentlich sollte noch ein dritter Arzt als Verstärkung dabei sein - doch auch Mediziner werden mal krank. "Nun machen wir halt keine Pausen", sagt Pressesprecher Rainer Grill. Er ist zuversichtlich: Das Pensum soll dennoch geschafft werden.

Dennis Beck bekommt von Dr. Tobias Neuwirth seine Erstimpfung. Der 21-Jährige hofft auf ein unbeschwerteres Zusammensein mit den Freunden. Fotos: Christian Nick
Dennis Beck bekommt von Dr. Tobias Neuwirth seine Erstimpfung. Der 21-Jährige hofft auf ein unbeschwerteres Zusammensein mit den Freunden. Fotos: Christian Nick  Foto: Nick, Christian

In der Impf-Kabine treffen wir Dennis Beck wieder: Wie ist die Stimmung vor dem Piks? "Eigentlich ganz entspannt", zeigt sich der junge Mann gelassen. Dann geht auch hier alles wieder ruckzuck: Fast zu schnell für den Auslöser der Kamera injiziert Tobias Neuwirth die Impf-Lösung in die Muskulatur. Pflaster drauf. Fertig. Kleiner Piks mit großer Wirkung: Worauf sich der Mann aus Löchgau nun perspektivisch am meisten freut? "Endlich wieder mit Freunden treffen."

"Wir wollen aktiv mithelfen, die Pandemie zu bekämpfen, und ein wichtiger Mosaikstein ist das Impfen", sagt Firmenchef Peter Fenkl: "Daher haben wir frühzeitig geimpft - und versuchen nun weiter, möglichst viele Menschen zu impfen."

 
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