Nach Einigung im Rechtsstreit: Wie es mit der Jagsttalbahn in Krautheim und Dörzbach nun weitergeht.
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Jahrelang zog sich der Konflikt zwischen der Stadt Krautheim und der Jagsttalbahn AG hin. Nun blicken beide nach vorne und wollen ihre Projekte voranbringen.
Jagsttalbahn - erste Fahrt der Museumsbahn auf den ersten paar hundert Metern.
Foto: Ludwig, Tamara
Nächster Halt: Klepsau. Das ist das Zwischenziel, das sich die Jagsttalbahnfreunde für ihre Museumsbahn gesetzt haben. Ein Ziel, das nach der Beilegung des langjährigen Rechtsstreits mit der Stadt Krautheim (wir berichteten) wieder realistisch zu sein scheint. Und sogar eine Weiterfahrt zum Bahnhof Krautheim ist wieder auf dem Tapet. Aber was bedeutet das nun für Krautheim und die Jagsttalbahn?
Die Entwicklung des Bahnhofsareals zusammen mit den ehemaligen Flächen der ZG Raiffeisen ist ein zentrales Anliegen der Stadt. Sie will hier eine attraktive Stadtmitte mit Wohnen, Gastronomie und Dienstleistung schaffen und so die Aufenthaltsqualität verbessern. Auf dem bisherigen Schotterparkplatz will sie Parkplätze in Reih und Glied mit Grünflächen bauen und den Busbahnhof an die Götzstraße verlegen.
Darum ging es im Konflikt zwischen Jagsttalbahn AG und Stadt Krautheim
Weil jedoch die Trasse der historischen Jagsttalbahn nach wie vor für den Eisenbahnverkehr rechtlich gewidmet ist, darf sie nicht so einfach überbaut oder sogar zerstört werden. Dafür müsste sie entwidmet werden. Genau darin lag der Knackpunkt im seit Jahren andauernden Konflikt: Die Jagsttalbahn AG, an der der Verein Jagsttalbahnfreunde zu 49 Prozent beteiligt ist, wollte einer Entwidmung nicht zustimmen, weil die Trasse dann realistisch betrachtet wohl nie mehr reaktiviert werden würde. Erst recht nicht für einen reinen Museumsbahnbetrieb. Die Stadt Krautheim wiederum sah keine Chance für eine sinnvolle städtebauliche Gestaltung ohne diese Entwidmung.
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Der Kompromiss, den die Streitparteien – unter anderem mit Hilfe des Regierungspräsidiums und des Verkehrsministeriums – ausgehandelt haben, sieht nun vor, dass die Stadt Krautheim den Busbahnhof wie geplant realisieren kann. Dafür wird im Bereich des neuen Busknotenpunktes, also an der Einbiegung zur Götzstraße, die Trasse der Jagsttalbahn entwidmet. Die Trasse verliert dadurch ihre Durchgängigkeit in Richtung Schöntal. Das hat zur Folge, dass im Streckenverlauf wohl weitere Abschnitte entwidmet werden. Die Gemeinde Schöntal hat bereits dahingehend Schritte in die Wege geleitet (wir berichteten).
Wie das Bahnhofsareal in Krautheim künftig aussehen wird, darüber muss sich die Stadt nun erneut beraten.
Foto: Reichert, Ralf
Auf dem Krautheimer Bahnhofsareal hingegen bleibt die Widmung bestehen, so dass es theoretisch möglich wäre, dort irgendwann mit der Bahn einzufahren. Wie wirkt sich das nun auf die städtebauliche Entwicklung der Bahnhofsfläche aus? „Wir hoffen, dass wir das Areal jetzt so gestalten können, wie wir uns das wünschen“, sagt Thomas Dubowy, Stadtrat und stellvertretender Bürgermeister von Krautheim. Dubowy begleitet das Thema bereits seit 2006, hat den Zustand der „Industriebrache“ im Herzen der Stadt immer wieder kritisiert und war selbst an einigen Verhandlungen mit der Jagsttalbahn AG beteiligt.
„Die bestehende Planung müssen wir uns natürlich nochmal anschauen“, sagt er. Schließlich habe sich manches seitdem geändert. Im Wesentlichen könne diese aber bleiben, wie sie ist. Und das ohne Entwidmung oder Freihalten der Trasse? „Ja“, ist Dubowy überzeugt. Das habe man der Stadt beim Verkehrsministerium so zugesichert und er gehe davon aus, dass man sich daran auch halte. Er betont: Eine Zerstörung der Trasse sei ohnehin nie vorgesehen gewesen – weder ober- noch unterirdisch.
Konflikt zwischen Stadt Krautheim und Jagsttalbahn AG vor allem im starren Eisenbahnrecht begründet
Dass es zu dem Rechtsstreit gekommen sei, habe vor allem am bestehenden Eisenbahnrecht gelegen, nicht an den Verhandlungspartnern. Das habe sich in Gesprächen immer wieder gezeigt. „Jetzt hoffen wir, dass sich die Entwidmung im Bereich des Busbahnhofs nicht mehr allzu lange hinzieht“, erklärt Dubowy. Bürgermeister Andreas Insam ergänzt, man befinde sich in Sachen Busbahnhof in der Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Stuttgart über Fördermöglichkeiten. Wann es jedoch losgehen könne, sei noch unklar.
Die Jagsttalbahnfreunde stecken derzeit ebenfalls in den Planungen ohne einen genauen Baustart zu kennen: Im nächsten Schritt der Gleisarbeiten muss nämlich der Bahnübergang an der Marie-Curie-Straße im Dörzbacher Gewerbegebiet angegangen werden (siehe Hintergrund). Der Bau über eine öffentliche Straße ist dabei natürlich heikler als die Gleisarbeiten auf der grünen Wiese.
Einigung im Konflikt um die Jagsttalbahn lässt Eisenbahnfreunde hoffen
Mit der Einigung im Rechtsstreit haben die Bahn-Enthusiasten aber immerhin Gewissheit, dass ihr Engagement nicht an der Gemeindegrenze von Dörzbach endet. „Die Stadt Krautheim hat mit der Jagsttalbahn AG einen Pachtvertrag für die erforderlichen Liegenschaften von der Gemarkungsgrenze Dörzbach/Klepsau bis zum ehemaligen Haltepunkt Assamstadt-Horrenbach (bis vor die Landesstraße 513) abgeschlossen“, ist dazu in der gemeinsamen Stellungnahme zu lesen. „Für den Abschnitt bis Krautheim Bahnhof wurde die Option zur Verlängerung der Strecke zu den gleichen Konditionen festgeschrieben.“
Bahnübergang an der Marie-Curie-Straße
In der jüngsten Dörzbacher Gemeinderatssitzung stellten die Jagsttalbahnfreunde ihr Projekt „Bahnübergang Marie-Curie-Straße“ den Räten vor. 85 680 Euro werden die Bauarbeiten voraussichtlich kosten, wobei je ein Drittel Jagstalbahn AG, Land und Gemeinde Dörzbach zahlen müssten. Zur Finanzierung beantragt die Gemeinde Fördermittel, die AG will ihren Teil über Spenden aufbringen. Verwendet werden sollen fertige Betonteile, in denen die Schienen bereits verbaut sind.
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