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Förderprojekt polarisiert
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Kreisgeld für Bio-Musterregion Hohenlohe? Kreisräte sind weiter gespalten 

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Die Mehrheit des Kreistags ist dafür, kappt aber den Jahresbetrag auf 1000 Euro. Landrat Ian Schölzel fordert, dass sich die Bio-Musterregion ab 2028 selbst tragen muss und dann wohl keine Kreisförderung mehr zu erwarten ist. Was steckt hinter dem ganzen Ärger? 

Das Interesse für Bio-Produkte zu wecken, ist Ziel der Musterregion.
Das Interesse für Bio-Produkte zu wecken, ist Ziel der Musterregion.  Foto: MLR BW / Jan Potente

Regionale Bio-Produkte sollen noch viel öfter auf dem Speiseplan von Firmenkantinen, Schulmensen und Privathaushalten stehen. Und konventionelle Landwirte noch viel häufiger auf ökologische Bewirtschaftung umsteigen. Dafür kämpfen 14 Bio-Musterregionen, die vom Land gefördert werden. Hohenlohe stellt einen dieser politisch hofierten „Muster-Schüler“, doch die dahinter stehenden Kreise Schwäbisch Hall und Hohenlohe müssen ebenfalls einen finanziellen Beitrag leisten. Genau darüber ist sich der Hohenloher Kreistag immer wieder uneins.Kontroverse Die jüngste Auflage dieser kontroversen Debatten dauert zwar nur wenige Minuten, macht aber einmal mehr deutlich, wie unvereinbar die jeweiligen Positionen sind.

Kreis zieht Förderobergrenze von 6000 Euro

Dass überhaupt eine Mehrheit zustande kommt, lag daran, dass der Hohenlohekreis seinen Anteil an den Personalkosten für die sogenannte „Regionalmanagerin“ auf 1000 Euro pro Jahr drücken konnte. Die restlichen 5000 Euro übernimmt erstmals die Sparkassen-Stiftung. Und diese jährlich insgesamt 6000 Euro sind auch die absolute „Förderobergrenze“ bis Juli 2028: so lange gilt die Verlängerung.

Deshalb ist die Bio-Musterregion Hohenlohe so umstritten

Vor der letzten Entscheidung, den Obolus des Kreises weiter zu gewähren, lag der Maximalbetrag noch bei 12 000 Euro pro Jahr oder 36 000 Euro im Paket. Es ist also nur noch die Hälfte übrig geblieben. Und Landrat Ian Schölzel macht klar, dass ab Sommer 2028 jene Bio-Musterregion Hohenlohe nun wirklich „auf eigenen Füßen stehen muss“. Will heißen: Ab dann beabsichtige der Kreis, gar nichts mehr zu geben. 2019 fiel der Startschuss, und von Beginn an waren der Hohenloher Bio-Pionier Rudolf Bühler und seine Stiftung Haus der Bauern die treibende Kraft hinter der Bio-Musterregion Hohenlohe. Seine Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall vertreibt selbst hochwertige Bio-Produkte – deshalb vermuteten Kritiker immer wieder, die mit Steuergeldern geförderte Modellregion diene eher oder vor allem dessen geschäftlichen und eben nicht allgemeinen Interessen. Die andere Seite sah und sieht das selbstverständlich völlig anders.

So lief die Diskussion im Kreistag

„Trotz des geringen Betrags von 1000 Euro können wir dem Verwaltungsvorschlag nicht zustimmen“, sagt AfD-Kreisrat Anton Baron in der jüngsten Sitzung. „Wir sind für regionale Lebensmittel, egal ob bio oder konventionell. Das Ziel der Musterregion ist deshalb völlig verfehlt und geht an den Verbrauchern vorbei.“ Kreisrätin Catherine Kern von den Grünen kontert: „Wir haben nicht nur eine Klimakrise, sondern eine massive Biodiversitätskrise. Die Bio-Musterregion ist deshalb unheimlich wichtig, damit die Landwirtschaft ihre Produktionsweise umstellen kann.“ Dies bringt wiederum Rüdiger Volk (CDU) auf die Palme: „Es ist nicht richtig, dass die konventionelle Landwirtschaft der alleinige Verursacher dieser Krise ist. Im Gegenteil: Auch Bio-Landwirte tragen dazu bei.“ Man dürfe die beiden Bereiche nicht gegeneinander ausspielen, denn am Ende entscheide der Verbraucher. Ergo: „Eine staatlich verordnete Bio-Quote bringt gar nichts.“

Diese Bedingungen muss der Hohenlohekreis erfüllen 

Am Ende sind 27 Kreisräte dafür und 14 dagegen. Die Mehrheit hat damit auch beschlossen, dass in einer „kommunalen Kantine“ des Kreises, die noch ausgewählt wird, bis Ende 2030 mindestens 40 Prozent regionale Bio-Lebensmittel eingesetzt werden. Außerdem werden Bio-Produkte als „Sitzungsverpflegung“ von Kreisgremien oder bei Kreisgeschenken verwendet. Diese drei Bedingungen müssen von Kreisseite erfüllt sein, damit das Land den Geldhahn weiter aufdreht. Alsbald windet sich FWV-Kreisrat Achim Beck genervt auf seinem Stuhl und fordert, endlich die „wirklich wichtigen Themen“ der Tagesordnung zu behandeln. 

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