Kochertaler Genießertour: Aufgelassene Weinberge und Hoffnung auf neue Winzer
Abertausende ziehen bei der Kochertaler Genießertour am heißen Samstag durch die Weinberge. Zwischen den Rebenreihen wächst die Zahl an aufgelassenen Flächen.
Weintraube müsste man sein – der Gedanke geht am Samstag bei der Kochertaler Genießertour vielleicht dem ein oder anderen durch den Kopf. Denn die Sonne prallt auf die Früchte, die dadurch bekanntlich an Qualität gewinnen – und sie prallt auf die Wanderer.
Die Reben hängen voll, in den Weinbergen zwischen Belsenberg und Forchtenberg – wo Abertausende am Wochenende unterwegs sind. An elf Stationen auf der gut 15 Kilometer langen Tour kosten sie die Weine der Kochertaler Winzer, das Hohenloher Essen – und unterwegs vielleicht auch eine Beere vom Weinstock.
Tausende Wanderer bei Kochertaler Genießertour: Immer mehr aufgelassene Weinberge
Es hat sich einiges verändert seit der ersten Genießertour, urteilt die Hohenloher „Freizeitgruppe Stoppelreiter“, die aus vier Damen, die sich seit 40 Jahren kennen, und ihren Männern besteht. „Inzwischen sind viel mehr Jüngere mit unterwegs“, sagt Ursula Blumenstock. Die Gruppe sei bei jeder Genießertour dabei gewesen, erzählen sie.
Ob sie Veränderungen an den Weinbergen bemerkt haben? „Es sind viel weniger geworden – viele sind aufgelassen worden“, bemerkt Ernst Torno, „aber sie werden gemäht, damit sie nicht so wild aussehen.“ Seine Ehefrau Andrea von Klitzing ergänzt: „Einige sind ja auch eingezäunt und Ziegen weiden drin.“ Auf den Flächen Photovoltaik-Anlagen aufzubauen, das hält Werner Medzech für angemessen, „aber das wird ja nicht gewollt.“
Immer weniger Weinberge? "Pachtgebühr ist höher als die Einnahmen"
Dass es weniger Weinberge geworden sind, bemerken vor allem die älteren Gäste, berichtet Susanne Schmezer vom Weingut Gaufer, die den Verein der Genießertour vertritt. „Die Jüngeren bemerken das oft gar nicht.“ Der Weinbau rechne sich für viele Winzer nicht mehr, bestätigt sie die Meinung der „Stoppelreiterin“ Monika Bühlmeyer.
Sie berichtet von ihrem Bruder, der einen Weinberg in Untersteinbach habe – „die Pachtgebühr ist höher als die Einnahmen“. Bislang habe die sinkende Größe der Anbaufläche aber keine Auswirkungen auf die Genießertour, sagt Schmezer.

Neue Winzer in den Startlöchern
Ihren Eindruck zu den jüngeren Besuchern bestätigen Julian Salm und Andreas Heer. „Mir ist das unterwegs gar nicht aufgefallen“, sagt Salm über die aufgelassenen Weinberge – erst als er darauf angesprochen wird. Gleichzeitig haben sie Hoffnung für die Weinbau-Zukunft im Kochertal: „Freunde von uns übernehmen bald Weinstöcke hier“, sagt Heer. Wo genau und in welcher Form, das könne er noch nicht sagen – die Sache sei noch nicht in trockenen Tüchern.
Wind macht die Hitze bei Kochertaler Genießertour erträglich
An der Kochertaler Genießertour schätzen sie die „lockere Stimmung“, und dass die Distanz zwischen den Stationen so gering sei. Nur das Wetter sei anstrengend dieses Jahr. 34 Grad hat es am Samstagmittag, der Wind macht die Hitze erträglich. Viele Besucher suchen deswegen den Schatten der Pavillons, Gebäude und Bäumen – an den Stationen wie auf dem Weg.
Dass die Kochertaler Genießertour überregional bekannt ist, zeigt eine Reisegruppe, die bereits zum zweiten Mal aus Aalen mit einem Oldtimer-Bus angereist sind. „Wir finden die Gegend hier so schön, und es lässt sich hier so gut wandern“, sagt Klaus Trumpp. „Und die Leute sind toll“, wirft Birgit Prinz ein. „Wir kommen jetzt jedes Jahr!“