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Apotheken-Notdienste geplant von KI: Wie sich das auf die Patienten auswirkt

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Große Entfernungen zwischen Apotheken seien Ausnahmefälle. Familie, Dienste, Wirtschaftlichkeit: So reagieren Apotheker auf das neue System 


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Wer in der Nacht oder an einem Feiertag künftig ein Schmerzmittel kaufen muss, wird ab dem neuen Jahr andere Wege fahren müssen als bisher – und zum Teil auch weitere. Denn die für die Verteilung der Notdienste zuständige Landesapothekerkammer (LAK) hat das System umgestellt: Künftig wird eine Künstliche Intelligenz die Notdienste gleichmäßig im Land verteilen.

Dadurch kann es vorkommen, dass in einer Nacht keine Apotheke in einem Landkreis Notdienst hat. „Die klare Ansage an die KI ist, dass sich die Wege nicht vergrößern sollen“, sagt der Vizepräsident des Landesapothekerverbands und Apothekenbetreiber, Rouven Steebe aus Bad Rappenau.

KI und der Apotheken-Notdienst – hier geht die Planung in Hohenlohe und Heilbronn schief

Die Obergrenze für die Strecke zwischen zwei Notdienstapotheken ist laut LAK-Sprecherin Mirjam Taufenbach 25 Kilometer. Eine Probe durch unsere Redaktion zeigt allerdings, dass diese stark überschritten werden: Am 3. Januar hat keine Apotheke im Hohenlohekreis Notdienst.

Vom Mittelpunkt des Kreises bei Hermersberg bis zur nächsten Notdienst-Apotheke in Wüstenrot beträgt der Fahrtweg knapp 40 Kilometer. „Das kann in Einzelfällen vorkommen“, erklärt Taufenbach. Zum Beispiel, wenn Apotheken durch die Feiertage bereits Notdienste geleistet haben. „Da müssen Ruhezeiten eingehalten werden.“ Das Problem sei die zurückgehende Zahl der Apotheken.

Wenn es dadurch in einem Gebiet keine Möglichkeite gebe, müsse die Kammer bei der Einteilung abwägen, gibt Taufenbach zu: „Wir müssen mit den Apotheken arbeiten, die wir haben.“ Die Kammer versuche, ein Mittelmaß zu finden, „Belastung der Apothekenleiter mit Notdiensten und die Bedürfnisse der Patienten, eine Notdienstapotheke zu finden, miteinander zu vereinbaren“.

Apothekerin sieht Vorteile von KI: „Habe Tränen geweint“

Die bisher 60 Notdienste im Jahr, die Susanna Happe hat leisten müssen, werden durch die Änderung halbiert, sagt die Apothekerin aus Öhringen und Schwäbisch Hall und erzählt: „Ich habe Tränen geweint, als ich das gehört habe.“ Insbesondere, weil sich so Familie und Beruf besser vereinen lassen: Die Mutter zweier kleiner Kinder übernehme meistens den Dienst in ihren Apotheken, denn „den könnte auch ein Mitarbeiter machen, aber der fehlt mir am nächsten Tag“. Bei dem Notdienst handele es sich nicht um eine Art Spätschicht, sondern sie müssen zusätzlich zu den Öffnungszeiten geleistet werden.

Wirtschaftlich „lohnen sich die Notdienste nicht“, sagt auch der Bad Rappenauer Apotheker Rouven Steeb. Zwar zahlen Kunden Aufschläge auf den Medikamenten-Preis. Aber der wiege nicht die Kosten auf, und „es gibt auch einen Zuschuss, aber das Geld ist nicht kostendeckend“.

KI plant Notdienste von Apotheken: Das funktioniert nun besser

Steeb sieht nur Vorteile in der Veränderung – auch im Blick auf die Patienten: „Im bisherigen System ist es vorgekommen, dass zum Beispiel in Kirchardt und Bad Rappenau gleichzeitig Apotheken Notdienst hatten.“ Zwar liegen sie nur wenige Kilometer voneinander entfernt, aber in unterschiedlichen Notdienstkreisen, innerhalb derer bisher die Dienste verteilt wurden.

Für den Krautheimer Apotheker Hans-Joachim Bauer ist es „eine Erleichterung, dass er zwei bis drei Dienste im Jahr weniger“ leisten muss. „Es ist halt komisch verteilt“, sagt er: Er müsse sich erst daran gewöhnen, dass durch die Umstellung auf die Künstliche Intelligenz die zeitliche Regelmäßigkeit der Dienste wegfällt, „das ist Mehrarbeit“. Wie sich das neue System auf die Patienten auswirke, dazu habe er noch keine Idee. „Es wird sich herausstellen, ob das gut ist oder nicht.“

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