Stimme+
Schutz vor Hitze
Lesezeichen setzen Merken

35 Grad kommende Woche: Funktionieren Hitzetelefon und Karte mit kühlen Orten als Gegenmittel?

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Landkreise Heilbronn und Hohenlohe setzen auf neue Konzepte gegen die zunehmende Sommerhitze. Die Nutzung durch die Bürger ist jedoch gering.

Hitzetelefon und kühle Orte sollen der Hitze entgegenwirken. Ein genannter Tipp ist der Hollenbacher Badesee (rechts).
Hitzetelefon und kühle Orte sollen der Hitze entgegenwirken. Ein genannter Tipp ist der Hollenbacher Badesee (rechts).  Foto: dpa/archiv

Sich vor der Sonne zu schützen ist wichtig: Das bekam man schon früher als Kind eingebläut. Gut eincremen, Hut aufsetzen und im Zweifel ein schattiges Plätzchen suchen: Das alleine reicht heute allerdings nicht mehr. Die Zeiten haben sich geändert. Es gibt immer mehr Sommertage, die so sengend heiß sind, dass zusätzlicher Schutz erforderlich ist. Auch im Frühling und Herbst ist man nicht mehr vor Hitze sicher. Die üblichen Empfehlungen und Hausmittelchen greifen deshalb nicht mehr richtig.

20 Hitzetage pro Jahr in Öhringen und Heilbronn: Hitzetelefon soll Senioren warnen

Laut den Messungen des Deutschen Wetterdienstes gibt es rund um Öhringen und Heilbronn im Schnitt mittlerweile fast 20 Hitzetage pro Jahr. Das ist mehr als früher. Auch an diese Woche wird es wieder sehr heiß. Die klimatische Zeitenwende hat auch das Landratsamt des Hohenlohekreises auf den Plan gerufen. In diesem Jahr gibt es erstmals ein Hitzetelefon, doch das wird bisher kaum genutzt. Eine Karte mit kühlen Orten hat der Kreis seit 2023 im Angebot, hier ist 2024 immerhin etwas mehr Bewegung drin. 

Die Hitze ist für manche Personengruppen besonders gefährlich:  „Menschen ab 70 Jahren sowie Säuglinge und kleine Kinder“ gefährdet, vor allem während Hitzeperioden und Tropennächten, erklärt Mathias Burkhardt, Sprecher der SLK-Kliniken Heilbronn. Helfen und warnen soll das Hitzetelefon , dass seit dem 1. Juli aktiv ist. Die Idee: Senioren sollen an Warntagen angerufen und mit Tipps zum richtigen Umgang mit den hohen Temperaturen versorgt werden. Der Service ist kostenlos und kann durch eine Anmeldung aktiviert werden. Vorbild war das „Sonnenschirm“-Hitzetelefon aus Kassel.

Hitzetelefon: 15 ehrenamtliche Mitarbeiter auf sechs Senioren? 

Etwa 15 ehrenamtliche Mitarbeiter hat das Landratsamt dafür gewinnen können. Sie informieren die Senioren an solchen Warntagen zwischen 8 und 11 Uhr an, erklärt die Pressesprecherin des Hohenlohekreises, Madleen Federolf. Das Gesundheitsamt und ein Koordinator schulen die Ehrenamtlichen.

Allerdings ist es nicht möglich, das Hitzetelefon selbst anzurufen und eine persönliche Beratung anzufordern. Das ist ausschließlich Sache der Telefonzentrale des Gesundheitsamtes. Dieser Umstand mindert wohl die Attraktivität des Hitzetelefons. Auf Anfrage der HZ stellte sich heraus, dass bislang nur sechs Senioren dieses Angebot nutzen.

Schutz vor Hitze in Heilbronn: Kein Schutzplan oder Hitzetelefon

Mit der Stabsstelle Klimaschutz hat das Heilbronner Gesundheitsamt Maßnahmen entwickelt, um den Schutz vor Hitze im Stadtgebiet zu verbessern. Dazu gehört eine interaktive Karte, die derzeit rund 60 kühle Orte auflistet, darunter Innenräume wie die Kunsthalle Vogelmann oder die Stadtbibliothek sowie Parks und Waldflächen. Die Karte soll fortlaufend ergänzt werden. Außerdem nennt das Amt vier Quartierszentren, darunter Augärtle und Bahnhofsstraße, die kostenlos Trinkwasser anbieten.

Im Landkreis Heilbronn gebe es allerdings weder ein Hitzetelefon noch einen Schutzplan, sagt Sprecherin Lea Mosthaf. Bei Fragen zum Hitzeschutz verweist der Kreis auf die Homepage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Anfragen ans Landratsamt zum Thema Hitze würden eher selten gestellt.

SLK-Pressesprecher Mathias Burkhardt sieht die gesamte Situation gelassen: Die Bevölkerung ist zunehmend für dieses Thema sensibilisiert. Ein Anstieg von Patienten mit Hitzeschlägen im Krankenhaus ist nicht erkennbar, da diese spezifische Diagnose in den Statistiken nicht erfasst wird. Burkhardt: „Die Menschen wissen immer besser, wie sie sich für solche Phasen wappnen."

Karte mit kühlen Orten im Hohenlohekreis

Auch im Hohenlohekreis, gibt es eine Karte mit kühlen Orten, die das Gesundheitsamt mit dem Klima-Zentrum des Kreises entworfen hat. Sie ist als interaktive Online-Anwendung auf den jeweiligen Internetseiten abrufbar. Bürger können hier sogar neue Orte vorschlagen und melden. „Im Jahr 2024 sind 44 neue Orte hinzugekommen“, berichtet Federolf. Insgesamt sind es nun 54. Dazu gehören das Öhringer Rathaus oder der Badesee in Hollenbach.

Auch frei zugängliche Trinkwasserstellen, wie am Öhringer Marktplatz, oder öffentliche Toiletten sind dort verzeichnet. Im Gegensatz zum Hitzetelefon setzt der Kreis bei der Karte der kühlen Orte darauf, dass die Bürger „internetfit“ sind. Für Unerfahrene könnte es allerdings schwierig sein, diese zu finden und korrekt zu nutzen.

Kühle-Orte-Karte zu kompliziert?

Im Landratsamt reagiert man gelassen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Hohenloher sich gegenseitig unterstützen“, betont Federolf. Die Ehrenamtlichen am Hitzetelefon sollen auch gerne auf kühle Orte in der Umgebung hinweisen. Ein gedruckter Infoflyer sei ungeeignet, da „die kühlen Orte ständig durch Tipps aus der Bevölkerung erweitert werden“, so die Pressesprecherin.

 

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben