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Zug mit Seltenheitswert
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"Wie bei Harry Potter": Historische Dampflok fährt durch Hohenlohe

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Am Sonntag fuhr eine 70 Jahre alte Dampflok von Crailsheim über Schwäbisch Hall nach Öhringen. Die Fahrgäste waren begeistert – und konnten Postkarten aus dem Zug verschicken.   

Zum Start in die Sommerferien bot die DBK Historische Bahn ein besonderes Ausflugsprogramm für Familien, Freunde und Eisenbahnfans an: Eine Dampflok fuhr durch Hohenlohe.
Zum Start in die Sommerferien bot die DBK Historische Bahn ein besonderes Ausflugsprogramm für Familien, Freunde und Eisenbahnfans an: Eine Dampflok fuhr durch Hohenlohe.  Foto: Katrin Draskovits

Eine Zugfahrt, ohne gestresste Mitfahrer, die zur Arbeit müssen und ohne Zeitdruck. Dafür mit jeder Menge lächelnder und glücklicher Gesichter: Das gab es am Sonntag in Hohenlohe. Denn von Crailsheim bis Öhringen fuhr eine Dampflok aus den 50er Jahren.

„Das ist ja wie bei Harry Potter“, ruft ein kleines Mädchen am Öhringer Bahnhof begeistert. Viele Familien stehen dort am Gleis Zwei und warten auf die Ankunft der Dampflok 23 058. Doch nicht nur Familien, auch Eisenbahn-Freunde sind unter den Wartenden.


Dampflok fährt mit Waggons aus 50er bis 70er Jahren durch Hohenlohe

Einer von ihnen ist Peter Dangel, der mit seiner Frau aus Wohlmuthausen gekommen ist. „Ich bin fasziniert, dass bei den alten Dampfloks was passiert. Es dampft, es zischt, die Räder drehen sich“, erklärt der 69-Jährige. Er und seine Frau nutzen heute die Gelegenheit, sich von der alten Lok nach Schwäbisch Hall bringen zu lassen, dort einen Stadtbummel zu machen und dann die letzte Bahn zurückzunehmen. Denn die Lok fährt heute gleich dreimal die Strecke, mit Halt unter anderem in Waldenburg, Neuenstein, Wackershofen und Schwäbisch Hall.

Und dann fährt die Lok mit ihren sechs Waggons, die alle aus den 50er bis 70er Jahren stammen, ein. Aus der Bahn steigt Markus Müller aus. Der 36-Jährige ist seit 20 Jahren Mitglied im Verein DBK Historische Bahn, der die Fahrten mit den historischen Zügen nicht nur organisiert, dem Verein gehört auch die Lok und die Waggons.

Eine Dampflok in Öhringen ist selten 

Müller selbst hat eine Ausbildung als Lokführer gemacht und bezeichnet sich als „Eisenbahn begeistert“. So hat er auch alle Informationen über die Lok aus dem Jahr 1955 parat: "Rund fünf Tonnen Kohle braucht es für die Fahrt und rund 30.000 Liter Wasser, damit kommt man auf eine Leistung von 1800 PS, Maximalgeschwindigkeit 120 Kilometer pro Stunde." 

Dampflokheizer ist heute Matthias Polz (links), auch zu erkennen am Ruß auf seinem Körper. Lokführer Markus Sick (rechts) hat aber auch einiges zu tun in der Lok aus dem Jahr 1955.
Dampflokheizer ist heute Matthias Polz (links), auch zu erkennen am Ruß auf seinem Körper. Lokführer Markus Sick (rechts) hat aber auch einiges zu tun in der Lok aus dem Jahr 1955.  Foto: Draskovits, Katrin

Dass die Lok in Öhringen stoppt, ist eine Seltenheit. Doch nachdem die Schwäbische Waldbahn, auf welcher der Verein regelmäßig verkehrt, wegen des Hochwassers nicht mehr befahrbar war, hatte sich die DBK entschieden, die Fahrt durch Hohenlohe anzubieten.

„Sie wird relativ gut angenommen, wir haben sogar einen zusätzlichen Wagen deshalb dabei“, erklärt Müller. Wie viele an diesem Tag mitfahren, kann er noch nicht genau sagen, denn viele kaufen die Tickets spontan vor Ort.

Dampflok-Fahrt durch Hohenlohe mit Bahnpostmuseum

Rund 15 Vereinsmitglieder sind heute mit dabei und sorgen von der Ticketkontrolle über den Service – es gibt ein Bordbistro und einen Wagen, der mit Getränken vorbeikommt – bis zum Lokführer und Anheizer dafür, dass der Betrieb rund läuft. Lokführer, das ist heute Markus Sick, sein Dampflockheizer – ein Beruf, den man heute nicht mehr lernen kann, der im Verein aber gelehrt wird – ist Matthias Polz. Viel Zeit haben die beiden nicht. Auch in der 30-minütigen Pause in Schwäbisch Hall müssen sich die beiden wieder um „ihre“ Lok kümmern.

Neben den vielen Besonderheiten, die eine solche alte Lok mit sich bringt, gibt es noch ein weiteres Highlight an diesem Tag: Einer der Waggons ist ein Bahnpostmuseum. Hier findet sich nicht nur eine Ausstellung über die Zeiten, als es noch einen Bahnpostdienst gab, sowie Eisenbahnmodelle, die man kaufen kann. In dem Wagen, der komplett wie zu seiner Dienstzeit eingerichtet ist, kann man auch Postkarten nach Hause senden, erklärt Philipp Zipf. Und das sogar mit einem ganz besonderen Poststempel, den es nur zu dieser Fahrt gibt.

Die historische Dampflok aus den 50er-Jahren fuhr von Crailsheim nach Öhringen und zurück. Bei den Fahrgästen kam die Fahrt gut an.
Die historische Dampflok aus den 50er-Jahren fuhr von Crailsheim nach Öhringen und zurück. Bei den Fahrgästen kam die Fahrt gut an.  Foto: Draskovits, Katrin

„Dann könnten wir noch länger fahren“: Dampflok begeistert Mitfahrende

Der Wagon gehört dem Verein Bundesarbeitsgemeinschaft Bahnpost, die ihren Standort in Losheim am See haben. "Unser Waggon steht aber, wie die Waggons der DBK, in Schorndorf", erklärt Zipf. "Und das ist eine Win-win-Situation. Die DBK hat mit unserem Waggon etwas ganz Besonderes anzubieten  - und wir haben eine Lok, die uns zieht", sagt er lachend.  

Am Ende der Fahrt sind Alt und Jung glücklich, egal ob es das erste Mal in einer Dampflok war, oder wie bei dem ein oder anderen Eisenbahn-Enthusiasten, bereits, zum wiederholten Male. „Ich wünschte, der Zug hätte ein bisschen Verspätung, dann könnten wir noch länger fahren“, sagt der kleine Emil Lorde, bevor er in Öhringen den Zug verlässt. Und sorgt damit für einige Lacher.  

Nächste Fahrt

Die nächste Fahrt mit einer historischen Elektrolok des DBK historische Bahn e.V. findet am Sonntag, 18 August, statt. Los geht es um 6.24 Uhr in Schorndorf. Es wird an mehreren Stopps gehalten, etwa um 8 Uhr in Heilbronn, 8.09 Uhr in Bad Friedrichshall oder 8.41 Uhr in Eberbach.  Ziel der Reise ist Andernach, wo unter anderem das Geysir-Museum wartet. Am späten Nachmittag fährt der Zug dann wieder zurück. Weitere Informationen und Buchungen unter www.dbkev.de

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