Stimme+
Erstmals auch Burgunder- und Bukettweine beim Hohenloher Weißweinpreis
Lesezeichen setzen Merken

Heilbronner räumen beim 25. Hohenloher Weißweinpreis ab

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Woher kommen die besten Tropfen? Bei der Eröffnung des Hohenloher Weindorfes in Öhringen wird der 25. Hohenloher Weißweinpreis vergeben. Erstmals werden nicht nur Rieslinge prämiert.

Beim Hohenloher Weindorf wurden Weißweine prämiert.
Beim Hohenloher Weindorf wurden Weißweine prämiert.  Foto: dpa/Archivbild

Es war eine Marathon-Sitzung, die die Jury des Hohenloher Weißweinpreises hinter sich gebracht hat. „Es wurden 72 Weine angestellt. So viele wie noch nie“, sagt Sommelière Natalie Lumpp. Im  Vorjahr hatte die achtköpfige Jury 46 Weine zum Verkosten. Der Grund: Erstmals in der 25-jährigen Geschichte des Weißweinpreises wurden nicht nur Rieslinge prämiert, sondern auch Burgunder- und Bukettweine. „Diese Weine sind solche Herzensweine“, schwärmt Fachfrau Natalie Lumpp. Denn: „Wenn die toll gemacht sind, dann haben die so richtig tolle Aromen.“ Konkret heißt das für sie: „Wir hatten dieses Jahr so tolle Erlebnisse.“ Ein Preisträgerwein in dieser Kategorie zeichnet sich für sie damit aus, „dass er Restsüße hat, aber nicht pappig ist“.

Lob von der Fachfrau

Profi Im vergangenen Vierteljahrhundert wurden beim Hohenloher Weißweinpreis ausschließlich Rieslinge in den unterschiedlichen Restsüßeklassen bewertet. „Riesling deshalb, weil er hier eine große Rolle spielt“, hat 2023 Fritz Herold erklärt. Der Winzer aus Grantschen leitet seit Anbeginn die Verkostung für den Hohenloher Weißweinpreis. Und obwohl er 2023 bereits angekündigt hatte, dass nun Schluss sei mit seinem Vorsitz, hat er auch die diesjährige Sitzung souverän geleitet. „Er könnte das wegen mir noch drei, vier Jahre weitermachen“, lobt Fachfrau Natalie Lumpp seine Souveränität während der über viereinhalbstündigen Sitzung. „Er macht das sehr gut.“Sehr zufrieden ist Natalie Lumpp auch mit den Ergebnissen und sagt: „Der Wettbewerb und das Weinmachen ist die vergangenen 25 Jahre anspruchsvoller geworden.“ Die Winzer, so ihre Erfahrung, riskieren zwischenzeitlich ihr Leben, um die Weine gut zu machen, also um während der Vegetation im Weinberg zu selektieren. „Das gab es früher so nicht.“ Deshalb werde im Wettbewerb „ein sehr hohes Niveau erreicht“. Das spiegelt sich in den eng beisammen liegenden Gewinnern wider.

Beim Hohenloher Weißweinpreis: Nur ein erster Platz für ein Hohenloher Weingut

Das hat zur Folge, dass zwei im vergangenen Jahr erstplatzierte Weingüter sich in diesem Jahr mit Rang zwei und drei zufrieden geben müssen. Alexandra Siller vom Weingut Schneckenhof in Adolzfurt darf sich über einen dritte und einen zweiten Platz freuen. Im letzten Jahr hatte sie die Siegertrophäe in der Hand. Das Weingut Weibler war letztes Jahr ebenfalls unter den Siegern. Dieses Jahr gibt es Platz zwei und Platz drei. Einzig das Weingut Fürst zu Hohenlohe holt mit seinem Chardonnay einen ersten Platz. Die anderen drei ersten Plätze gehen in diesem Jahr ausnahmslos Richtung Heilbronn. „Wir sind zufrieden. Wir sehen, dass unsere Weine in den Blindverkostungen ganz vorne mitspielen von Jahr zu Jahr. Was will man mehr?“, sagt Lorenz Weibler.„Das verwundert nicht“, kommentiert Jurymitglied Ulrich Breutner. „Die Heilbronner haben sich schon früher auf den Weg gemacht“, erklärt der Neuensteiner Weinfachmann und verweist auf die Vielfalt der Sorten. Der Riesling, der früher den Großteil der Hohenloher Weißweine ausgemacht habe, stelle heute nur noch ein Drittel. Der Erfahrungsvorteil der Heilbronner beim Ausbau der anderen Rebsorten begreift er als „Ansporn für die Zukunft“. Er selbst trinke mittlerweile ebenfalls mehr weiße Burgunderweine denn Riesling.Beim Chardonnay sieht Breutner noch Luft nach oben: „Da sucht man schon Holz“, erklärt er. Hier guten Wein auszubauen, das brauche Geschick und Erfahrung.“ 

Beim Hohenloher Weißweinpreis: Spannende Neuigkeiten

„Es waren ein paar sehr spannende Neuigkeiten dabei“, schwärmt er aber von einem Sauvitage. Die Piwi-Rebe, also eine pilzresistente Sorte, zeichne sich nicht nur durch eine „unheimliche Geschmacksvielfalt aus, sondern auch durch die Resistenz gegenüber Krankheiten. Mit dem Wettbewerb honoriere man die Experimentierfreude der Wengerter, sagt Natalie Lumpp, die von einem orange ausgebauten Wein schwärmt. Dass junge Winzer experimentieren, das gefällt ihr.Expertise Jede Menge Erfahrung hat Fritz Herold. Der Weinexperte aus Grantschen hat nun 25 Jahre lang die Verkostung geleitet. „Mit einer tollen Crew“, lobt er die Expertise. Er fand die beiden neuen Kategorien ebenfalls „spannend und interessant“. Bei den Burgunderweinen stelle man sich dem internationalen Vergleich, honoriert er die angestellte Qualität und lobt ausdrücklich den Siegerwein vom fürstlichen Weingut. „Wir hätten schon vorher die Sortenvielfalt zeigen sollen“, sagt Herold. Im Rückblick sagt er: „Das Qualitätsniveau ist stark gestiegen“. Das liege auch daran, dass es heute Mengenbegrenzungen gebe. „Der Preis in der Vermarktung ist leider nicht mitgegangen“, bedauert er. Regionale Prämierungen können dem Käufer als Orientierung dienen, sagt Herold. Wobei er weiß, dass Geschmäcker verschieden sind. „Bei der Bewertung liegen aber objektive Kriterien zugrunde“, sagt Herold.

Hohenloher Weißweinpreis ist Barometer für veränderten Kundengeschmack

Und wie hat sich der Geschmack der Kunden über die Jahre verändert? „Vor 25 Jahren waren die Weine sehr trocken, die wurden abgelöst von lieblichen Weinen, an denen man sich zwischenzeitlich sattgetrunken hat“, sagt Herold. Nun gehe der Trend wieder zu trockenen Weinen. „Die Weintrinker heute, auch die jüngeren, wissen, was gut ist. Sie trinken gerne guten Wein, aber nicht so viel“, sagt Herold, der am Donnerstag bei der Eröffnung war.

Beim Hohenloher Weißweinpreis: Die Preisträger

72 Weine wurden in vier Kassen prämiert, erstmals in Klasse drei und vier auch Burgunder- und Bukettsorten. Erfolgreichster Erzeuger ist mit je einem ersten und dritten Platz die Genossenschaftskellerei Heilbronn, es folgen die Weingütern Amalienhof, Schäfer-Heinrich und Fürst Hohenlohe-Oehringen mit je einem Siegerwein. Erfolgreich waren die Weingüter Weibler und Müller Schneckenhof mit je einem zweiten und dritten Platz. Insgesamt gingen sieben Platzierungen Richtung Heilbronn, fünf Platzierungen bleiben in Hohenlohe. Die Preisträger: Erste Plätze gingen an Weingut Amalienhof für den 2023 Beilsteiner Steinberg Riesling QbA trocken, Alte Reben; Weingut Schäfer-Heinrich für den 2023 Riesling-Kabinett Heilbronner Stiftsberg; Weingut Fürst Hohenlohe-Oehringen, 2022 Chardonnay H.A.D.E.S. trocken; Genossenschaftskellerei Heilbronn, 2023 Heilbronner Muskateller. 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben