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Harzverbot 
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Handballer wehren sich gegen Harzverbot 

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Pfedelbach nimmt  Erlass vorerst zurück und will mit HSG über ein Reinigungskonzept verhandeln. Räte beklagen mangelnde Kommunikation. 

Das klebrige Harz hilft dabei, den Ball auch mit einer Hand bequem zu halten und zu fangen. Manche trickreichen Würfe werden dadurch erst möglich. Das Foto stammt aus einem Spiel der HSG Hohenlohe in der Frauen-Verbandsliga.
Foto: Schmerbeck
Das klebrige Harz hilft dabei, den Ball auch mit einer Hand bequem zu halten und zu fangen. Manche trickreichen Würfe werden dadurch erst möglich. Das Foto stammt aus einem Spiel der HSG Hohenlohe in der Frauen-Verbandsliga. Foto: Schmerbeck  Foto: Schmerbeck

Von so viel politischem Interesse für die Arbeit im Gemeinderat können die meisten Gremien nur träumen. Kleinkinder, Jugendliche und Erwachsene: Der Ratssaal ist für die jüngste Pfedelbacher Gemeinderatssitzung komplett gefüllt. Einige Gemeinderäte sind sichtlich irritiert von diesem Ansturm. Was jedoch die Bürger beschäftigt und in die Sitzung gebracht hat, das erfahren sie erst im Laufe des Abends. Und das stößt vielen Räten sauer auf. 

Verbot zunächst aufgehoben 

Bürgermeister Torsten Kunkel ist nicht bei der Sitzung dabei, die nach Blick auf die Tagesordnung nach zehn Minuten beendet sein sollte. Stattdessen liest der erste Bürgermeisterstellvertreter  Fritz-Martin Mozer eine Erklärung der Verwaltung vor. Das Verbot, Harz in der frisch renovierten Creutzfelder-Halle zu benutzen, werde zunächst aufgehoben, heißt es in dem Schreiben, das Anfang der Woche im Eilverfahren verfasst wurde. Die Kosten für die Reinigung des Hallenbodens trage der Handballverein. 

Rückblick

Schon als klar war, dass ein neuer Hallenboden verlegt werde, habe man sich im Frühjahr mit der Kommune getroffen und über ein Reinigungskonzept gebrütet, berichtet Martin Gundlach, Vorsitzender der HSG, im Nachgang der Sitzung, um die Ausgangsituation zu erklären. Einerseits sei Harz für Handballer essentiell, doch den Sportlern sei klar: Harz führt zu Verunreinigungen und es sei ein hoher Aufwand, Harz zu entfernen. Zu einer Lösung sei man nicht gekommen.Das komplette Verbot vor einigen Wochen kam dann für viele Handballer „aus heiterem Himmel“, ergänzt der Trainer Ralph Specht. Das hat den Verein vor eine große Herausforderung gestellt. 

Warum Harz wichtig ist 

Specht betont in der Sitzung: 50 Jahre durfte Harz verwendet werden, „das Verbot nun ist  zu vergleichen mit einem Stollenverbot für Fußballer in nassem Gras“. Mit über 20 Mannschaften und über 400 aktiven Spielern, Mannschaften bis in die Landesliga gehöre Handball zu den wichtigsten Sportarten in Hohenlohe, betont er. Folgen des Verbots seien vor allem, dass Spieler abgeworben würden. Angebote gebe es bereits, begründet er die Not der Handballer, ihr Problem nun öffentlich zu machen. „Wir wollen bestimmt nicht gegen die Verwaltung schießen und auch noch mit ihr zusammenarbeiten“, ergänzt Martin Gundlach,  dennoch sei die Kommunikation in diesem Fall nicht ideal gelaufen. Im Rat gibt finden die Sportler Zuspruch. FWV-Rätin Andrea Wilke-Rohr hebt hervor, wie wichtig gerade die Jugendarbeit sei und mahnt: „Wir sollten schauen, dass wir dem Sport die besten Chancen bieten.“ Ohne Harz seien viele Spielzüge nicht möglich.

Bessere Kommunikation 

Für eine schnelle Lösung und verbesserte Kommunikation machen sich auch CDU/Freie-Wähler-Rat Manuel Schönau und CDU/Freie-Wähler Rat Karlheinz Ungerer stark. Ungerer meint, es sei schlechter Stil, dass Gemeinderäte nicht informiert wurden.  Markus Basel ergänzt entrüstet: „Ich weiß von gar nichts, ich bin reingekommen und da sehe ich die Haufen Leute, ich möchte das alles schon genau wissen.“ Die Hohenloher Zeitung hat sich im Nachgang der Sitzung mit Bürgermeister Torsten Kunkel unterhalten und er betont: Er sei seinerseits immer für die Vereine greifbar gewesen. „Wir waren mit dem Verein im Gespräch, das war zunächst kein Thema für den Gemeinderat.“ In vielen Hallen gebe es mittlerweile ein Harzverbot.

Für und Wider 

Rund eine Wochen vor der Gemeinderatssitzung sei das Thema im Ältestenrat diskutiert worden. In diesem Gremium sei man im guten Austausch mit dem Gemeinderat, die Zeitspanne zur Sitzung sei recht kurz gewesen, ergänzt Fritz-Martin Mozer. Kunkel gibt zu Bedenken: „Das Thema Harz sei seit Jahren Dauerbrennerthema.“  Immer wieder gebe es Beschwerden von Schülern, die ebenfalls in der Halle sind, dass das Harz sich in den Kleidern festsetze. „Wir können nicht für eine Viertelmillion den Hallenboden tauschen und ihn dann mit den scharfen Reinigungsmitteln wieder kaputtmachen.“ Das Verbot ist nun temporär vom Tisch. In den nächsten zwei Monaten soll nach einem Konzept geschaut werden, wie man den Hallenboden reinigen lassen kann und wie oft das von den Handballern zu erledigen ist. Die Gemeinderäte sollen bei den Begehungen dabei sein. 

Nutzung umstritten

Für viele Ligen ist Harz aus dem Handball nicht wegzudenken. Zum Teil wählen Spieler auch Vereine gezielt danach aus. Durch Harz, das auf den Händen oder dem Ball aufgetragen wird, lassen sich andere Spielzüge spielen, die Würfe verändern sich und durch den verbesserte Grip lässt sich der Ball leichter fangen. Dennoch wird gerade bei neuen Hallen in der letzten Zeit immer häufiger über ein Verbot diskutiert, da der Reinigungsaufwand hoch ist und Böden so schneller kaputt gehen. Kommunen handhaben die Harznutzung ganz unterschiedlich erklärt Ralph Specht Trainer beim HSG (Hohenlohe-Handballverein). In Öhringen etwa dürfe in manchen Hallen Harz genutzt werden, die Kosten trägt die Stadt. In der Verbandsliege etwa werde nur in Hallen gespielte, in denen man Harz nutzen dürfe. 

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