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Großkläranlage
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Großkläranlage soll in der Künzelsauer Kocheraue entstehen

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Gemeinderat Künzelsau stimmt im zweiten Anlauf für den umstrittenen Standort zwischen Nagelsberg und Ingelfingen. So lief die Debatte ab.

Nun also doch: Die gemeinsame Kläranlage von Künzelsau, Ingelfingen, Kupferzell und Waldenburg soll nach Meinung des Gemeinderats Künzelsau in der Kocheraue (links im Bild) gebaut werden.
Nun also doch: Die gemeinsame Kläranlage von Künzelsau, Ingelfingen, Kupferzell und Waldenburg soll nach Meinung des Gemeinderats Künzelsau in der Kocheraue (links im Bild) gebaut werden.  Foto: Ludwig, Tamara

Kein anderes Projekt löst in der Kreisstadt so viele Emotionen aus wie die gemeinsame Kläranlage von Künzelsau, Ingelfingen, Kupferzell und Waldenburg. Vor allem den geplanten Standort in der Kocheraue zwischen Nagelsberg und Ingelfingen sehen einige Bürger kritisch. Viele Zuhörer sind deshalb am Dienstagabend zur Gemeinderatssitzung gekommen, um zu erfahren, wie es weitergeht. Zuletzt hatte das Gremium die Entscheidung über den Standort vertagt (wir berichteten). Zu wenig informiert fühlte man sich, zu sehr zu einer Entscheidung gedrängt, zu wenig seien alternative Standorte untersucht worden. Nun hat das Gremium entschieden: Mit zwölf Ja-, sechs Nein-Stimmen und drei Enthaltungen fällt das Votum zugunsten des von den Verwaltungen favorisierten und von den Planern ausgiebig untersuchten Areals in der Kocheraue aus.

Besonders der Standort für die Großkläranlage in Künzelsau ist umstritten

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Doch zunächst gibt es aus den Zuhörerreihen einige Fragen: Etwa ob die Kosten inzwischen geklärt seien, die der notwendige Hochwasserschutz in der Kocheraue mit sich bringe, ebenso wie die Kosten für eine geeignete Brücke, die erst noch gebaut werden müsse? Ein Punkt, den die Gegner des Standorts immer wieder angeführt hatten – und der auch dieses Mal nicht beantwortet wird. Eine weitere Frage passt perfekt in den schweißtreibend heißen Sitzungssaal: „Gibt es Erkenntnisse zur Wärmeentwicklung der Anlage?“ Und darüber, wie sich dieser große Betonklotz samt Flächenversiegelung klimatisch auswirke? Bürgermeister Stefan Neumann schüttelt erneut den Kopf und erwidert: „Zielkonflikte gibt es immer.“ Es brauche Abwägung. Mehrere Kommunen ohne eine vernünftige Abwasserversorgung, das gehe natürlich nicht.

Bürger zieht in Kläranlagen-Debatte Vergleich zum Ahrtal

Ein anderer Bürger blickt ins Ahrtal: Nach der Katastrophe dort im Jahr 2021 baue man eine neue Großkläranlage – explizit nicht am alten Standort im Hochwassergebiet. Neumann betont: „Wir erfüllen unsere Pflichten beim Hochwasserschutz.“ Den notwendigen Flächenausgleich, auch danach fragt eine Bürgerin, habe man noch nicht in petto, so Neumann. Er stellt auch klar, dass der Flächenausgleich nicht zwingend in Künzelsau erbracht werden müsse, sondern genauso gut in einer der anderen beteiligten Kommunen. Das sorgt bei den Zuhörern für Gelächter. Einer murmelt kopfschüttelnd, wie eine Fläche in Waldenburg dem Hochwasserschutz am Kocher nütze?650

Planer erläutern Vorteile des umstrittenen Standorts für die Großkläranlage

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Die Planer erläutern im Folgenden nochmals die Vorteile des Standorts Kocheraue – im Vergleich mit einer Anlage in der Würzburger Straße. Und zwar auf dem ehemaligen Ziehl-Abegg-Gelände, wo sich derzeit ein Parkplatz neben bestehenden Einkaufsmärkten befindet. Die Planer kommen zum Ergebnis, dass dieser Standort keine sinnvolle Alternative darstellt. „Wir sind brutal eingeengt hier und verbauen uns viel, was unsere städtebauliche Entwicklung angeht“, ergänzt Bürgermeister Neumann. „Dort würden viel mehr Menschen in Mitleidenschaft gezogen“, findet Stadtrat Ralf Werner (CDU). Ebenso der angrenzende Handel.

Stadträte argumentieren gegen den geplanten Standort in der Kocheraue

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Lediglich Erhard Demuth (SPD) und Boris D’Angelo (UBK) argumentieren gegen die Kocheraue. „Ich stimme dagegen, weil der Topografie in keinster Weise Rechnung getragen wird“, sagt D’Angelo. „Wenn einer in Waldenburg auf die Spülung drückt, wird dessen Hinterlassenschaft über mehrere Hügel hoch und runter gepumpt, bis sie in der Kocheraue ankommt.“ Er appeliert, sich im Rat noch mehr Zeit zu nehmen und intensiv mit dem Projekt auseinanderzusetzen, bevor man entscheide. Applaus von den Zuhörern. Doch letztlich votiert die Mehrheit der gewählten Vertreter anders.

Nun ist am 22. Juli Ingelfingen an der Reihe, bevor die Entscheidung an den Abwasserzweckverband übergeht.

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