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Kritik an Neubauplänen in Sindringen

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Ein Neubau soll in Sindringen die alte Halle ersetzen. Doch im Gemeinderat Forchtenberg gibt es Kritik an Größe und Kosten des Projekts.

Die alte Halle soll für einen neuen "Kochertreff" weichen.
Die alte Halle soll für einen neuen "Kochertreff" weichen.  Foto: Ludwig, Tamara

Irgendwie, so scheint es, haben weder Bürgermeister Michael Foss noch der Sindringer Ortsvorsteher Andreas Bender mit so viel Gegenwind gerechnet. Doch das Projekt „Kochertreff“ erhitzt am Dienstagabend die Gemüter im Gemeinderat Forchtenberg. „Überdimensioniert“ finden es die einen, „zu teuer“ die anderen. Das Projekt erweckt bei Stadtrat Ulrich Karle gar den Eindruck, Sindringen spiele „Wünsch Dir was“. Michael Foss gibt sich alle Mühe, das Projekt zu verteidigen, stellt aber auch klar: „Wenn wir das Ganze abbrechen, dann lieber jetzt als in zwei Jahren.“ Aber worum geht es überhaupt? 

Neubau soll die alte Halle in Sindringen ersetzen

Im Forchtenberger Teilort Sindringen läuft derzeit ein städtebauliches Sanierungsprogramm des Landes. Die Zuschüsse möchte die Stadt unter anderem nutzen, um ihre Gebäude zu sanieren oder abzubrechen, um Neues zu schaffen. Dafür hat man sich im Ortschaftsrat und im Austausch mit den Nutzern, also den örtlichen Vereinen, ein Konzept für diese Gebäude überlegt. Nach Jahren intensiver Beratung steht nun fest, was saniert, was abgerissen und was verkauft werden soll (siehe Gebäudekonzept).

Vereinsräume werden in Sindringen dringend benötigt

So trennt man sich beispielsweise vom historischen Schulhaus, das ein privater Investor in Wohnraum umwandeln möchte. Bislang beherbergte das Gebäude die DRK-Ortsgruppe wie auch die Kulturinitiative. Beide brauchen demnach eine neue Vereinsbleibe. Diese soll am Standort der alten Halle geschaffen werden. Das ebenfalls sanierungsbedürftige Gebäude, in dem sich derzeit noch die Räume des Fischereivereins befinden, soll dafür einem Neubau weichen.

Geplant sind ein größerer Saal für Veranstaltungen und Feiern sowie ein Vereinsraum, den sich die drei Vereine dann teilen. Die beiden Räume sind getrennt durch einen Bereich mit Küche, Technik und Toiletten. Mit rund 2,5 Millionen Euro an Baukosten und Planungshonorar rechnet die Verwaltung hierfür. „Kochertreff“ soll das Ganze letztlich heißen, so die Entscheidung des Ortschaftsrats. Doch dieser Neubau ist es, der nun zur Diskussion steht.

2,5 Millionen sind manchem Forchtenberger Stadtrat zu viel

„2,5 Millionen, das finde ich zu viel“, sagt Stadtrat Klaus Veinauer. Auch Annika Wolz kann sich mit der Investition nicht so recht anfreunden: „Das ist viel Geld“, sagt sie. Gerade mit Blick auf die Großinvestition Feuerwehrhaus über rund sieben Millionen Euro, zu der man sich der Notwendigkeit wegen durchgerungen habe. „Anfangs stand mal eine Million Euro im Raum“, erinnert Ulrich Karle an die Anfänge des Kochertreffs. „Wir müssen uns zusammensetzen und schauen, wie wir von den Kosten runterkommen“, appelliert er. Immerhin brauche man auch für die Feuerwehr Sindringen-Ernsbach absehbar ein neues Feuerwehr-Gerätehaus. Werner Engel meldet ebenfalls Bedenken an: „Es wurde schon viel gesagt, was mir auch unter den Nägeln brennt. Ich wäre grundsätzlich für die Planung, aber ich glaube nicht, dass wir uns das leisten können.“

„Ich gehe nicht davon aus, dass uns das finanziell überfordert.“

Michael Foss

Bürgermeister Michael Foss versucht zu beruhigen: „Die Mittel brauchen wir frühestens 2028“, erklärt er. Denn solange würde es dauern, bis gebaut werden könne. „Ich gehe nicht davon aus, dass uns das finanziell überfordert.“ Garantieren könne er das zwar nicht, aber „es gibt durchaus Anlass zur Zuversicht“, ist Foss überzeugt. Er finde das Gebäude auch nicht überdimensioniert, greift er einen weiteren Vorwurf auf. „Es ist vergleichbar mit der Pachthofscheuer in Ernsbach, und Sindringen hat eine ähnliche Einwohnerstruktur.“ Ortsvorsteher Andreas Bender ergänzt: „Wir wollten einen Raum, der auch für Hochzeitsgesellschaften groß genug ist.“ Die Limeshalle sei eben eine Sporthalle, die für solche Familienfeiern wenig geeignet sei. Außerdem müsse sie für den Sport zur Verfügung stehen.

Ehemaliger Ortsvorsteher von Sindringen mit flammendem Appell 

Letztlich klopft Thomas Hartmann, Stadtrat und ehemaliger Sindringer Ortsvorsteher, mit der Hand auf den Tisch und spricht, was wie eine Art Machtwort anmutet: „Wir haben uns im Ortschaftsrat seit 2019 in fast jeder Sitzung Gedanken über das Thema gemacht. Es ist nicht leicht gewesen, ein historisch bedeutendes Gebäude wie das alte Schulhaus aufzugeben.“ Man müsse das alles in der Gesamtheit betrachten. Und durch die Entscheidungen, die der Ortschaftsrat getroffen habe, „haben wir schon 400 000 Euro eingebracht“, sagt er mit Blick auf die Verkäufe. „Das hat hier keiner kritisiert.“ Das alles sei geschehen in dem Glauben, dass das Projekt hier vom Gremium unterstützt werde. Ob es Hartmanns flammender Appell oder die darauffolgenden positiven Stimmen von Bernd Schimmel und Thomas Brandt waren? Letztlich jedenfalls entscheidet der Rat, die Planung für den Kochertreff fortzusetzen – bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen.

Gebäudekonzept

In Sindringen wurden alle städtischen Gebäude unter die Lupe genommen. Letztlich hat man sich entschlossen, das Alte Schulhaus (Kirchplatz) an einen privaten Bauträger zu verkaufen, der dort Wohnraum schaffen möchte. Die ehemalige Schmiede (Jagsthäuser Straße) wurde bereits an ein örtliches Hotel verkauft, das dort erweitert. Eine Scheune, ebenfalls in der Jagsthäuser Straße, soll abgerissen werden, um auf dem Grundstück eine neue Bebauung zu ermöglichen. 

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