Finanzen im Hohenlohekreis: Trotz Sparpaket genügend Luft für Großprojekte
Verwaltungskosten kürzen, Investitionsausgaben stärken: Das funktioniert, wie Krankenhaus und Kreishaus mit allem Wohl und Wehe zeigen

Der Hohenlohekreis hat ein historisches Sparpaket aufgelegt. Über zehn Millionen Euro wurden im Haushaltsentwurf 2026 herausgepresst. Dies gilt aber nur für den laufenden Betrieb, also die Gewinn- und Verlustrechnung aller Verwaltungsleistungen in einem Jahr. Und das heißt deshalb nicht, dass der Kreis seine Investitionen drosselt, wie dies viele andere tun müssen. Trotz Finanzkrise würden sie sogar ausgebaut, sagt Landrat Ian Schölzel, als er am 3. November den Etatentwurf vorstellt.
Es ist der zweite Teil seiner Haushaltsrede, die sich ganz anders liest als der erste: dem strikten Sparkurs im „Ergebnishaushalt“. Diese Kalkulation darf in Baden-Württemberg nicht über Kredite ausgeglichen werden. Nur Rücklagen dürfen dafür verwendet werden, was immer mehr Kreise notgedrungen tun müssen. Oder eben eisern sparen, wie es der Hohenlohekreis aktuell vorexerziert – auch wenn dann unterm Strich immer noch ein Defizit von 1,9 Millionen Euro steht.
Investitionen im Hohenlohekreis: Welcher Wunsch mit dem Krankenhaus-Neubau verbunden ist
Nach der reinen Lehre, die immer schwerer zu erfüllen ist, sollte der jährliche Verwaltungsplan zumindest mit einer Schwarzen Null schließen und im Idealfall ein Plus von mehreren Millionen Euro erwirtschaften, die in den „Finanzhaushalt“ fließen. Der wird nicht nur durch solche aktuellen Überschüsse gefüttert, sondern vornehmlich durch Kredite oder liquide Mittel, also Rücklagen. Dieser Etat bildet die Investitionen ab: also auch jene, die sich über mehrere Jahre erstrecken – etwa bauliche Großprojekte.
Wie eng dabei Wohl und Wehe beieinander liegen können, zeigen der Klinikneubau in Öhringen und das neue Landratsamt in Künzelsau. Für ersteres muss der Kreis die Kredite für jene Investitionskosten, die nicht das Land bezahlt – also rund 48,5 Millionen Euro – bis auf weiteres selbst berappen, obwohl er dafür de facto gar nicht zuständig ist. Das wiederum ist nur mit neuen Darlehen zu schaffen. Sie dienen aber nicht dem Konsum, sondern der Infrastruktur. Und langfristig sollte sich diese Investition rechnen, weshalb die Kreditaufnahme unproblematisch ist. Schließlich lautet das Hauptziel, dass die Klinikbilanzen in dem Neubau irgendwann wieder ins Plus rutschen – auch aufgrund der Baustruktur, die kurze Wege und effizientes Wirtschaften ermöglicht. So weit ist es aber noch lange nicht. Deshalb muss der Kreis seit 2018 das Betriebsdefizit der Hohenloher Krankenhaus gGmbh mit dem Mehrheitseigentümer BBT-Gruppe ausgleichen: laut Etat 2026 mit vier Millionen Euro. Das Minus könnte aber auch doppelt so hoch liegen.

Investitionen im Hohenlohekreis: Was das neue Kreishaus kostet
Für das Kreishaus hat der Hohenlohekreis in guten Jahren so viele Rücklagen gebildet, dass er die Finanzierung sehr seriös zu einem Drittel mit Eigenkapital und zu zwei Dritteln mit Fremdkapital finanzieren kann. Auch hier sollte die Rechnung aufgehen, weil das Geld in moderne Bautätigkeiten fließt, die den Betrieb auf lange Sicht effizienter und sparsamer machen sollen.
Der Kreistag hat ein Kostenlimit von 70 Millionen Euro beschlossen, am 20. April 2026 soll das Vorhaben an einen Generalübernehmer vergeben werden, der Baukosten und Bauzeit vertraglich garantiert. Es ist dasselbe Procedere wie beim Klinikneubau, wo die Kosten auf 140 Millionen explodiert waren und dann maximal 100 Millionen standen.
Der erste Teil des neuen Kreishauses beim Kaufland soll im zweiten Quartal 2029 fertig sein. Wann das Parkhaus der Stadt Künzelsau direkt daneben gebaut und wie viel es kosten wird, ist unklar. Der Wunsch des Kreises ist: Erst das Parkhaus, dann das Landratsamt. Wie die HZ erfuhr, muss nun auch die Stadt zurückrudern, weil die Kosten aus dem Ruder gelaufen sind und Geld eben doch eine Rolle spielt, wenn man einen attraktiven neuen Stadteingang haben möchte. Das ist ja die Krux an der Geschichte: Der Kreis darf sein Domizil im Herzen Künzelsaus bauen, musste sich dafür aber auf einen (im Endergebnis viel zu teuren) Architektenwettbewerb mit der Stadt eingelassen, die nun ihrerseits einen Generalübernehmer über Baukosten und Bauzeit wachen lassen will.
Welche Schwierigkeiten es beim Krankenhaus-Neubau in Öhringen gab
Unterdessen sind weitere Details zum Klinikneubau in Öhringen bekannt geworden. Dass die Bauarbeiten immer wieder stockten, war bekannt. Und auch, dass der Generalübernehmer, die Firma Vamed, in Schwierigkeiten geraten ist. So wurde der Neubau ein Jahr später fertig. Schölzel plauderte nun in seiner Haushaltsrede aus dem Nähkästchen: „Ich kann mich an viele Krisengespräche in der Bauphase erinnern. An den Ausstieg von Fresenius aus seiner Beteiligungsgesellschaft Vamed, mitten im Bau sozusagen. An Tage, wo der Bau eingestellt war, eine drohende Bauhandwerkersicherung, damit die Bautätigkeit wieder aufgenommen wird.“
Vor diesem Hintergrund bezeichnet der Landrat den Zeitverlust als „vertretbar“, auch weil die Kosten eingehalten worden seien. Zum künftigen Medizinkonzept und den Leistungsgruppen stehe man mit dem Sozialministerium in „erfolgversprechenden Gesprächen“. Klar sei, dass man stärker mit umliegenden Kliniken kooperieren müsse.
Investitionen im Hohenlohekreis: Was an Schulen und Straßen getan werden muss
Die Berufsschulen in Schuss zu halten, ist ein zentrales Investitionsziel. Drei weitere kaputte Dächer würden den Kreis mittelfristig stark fordert, so Schölzel. „Dafür werden wir auch die Mittel aus dem Investitionspaket des Bundes einsetzen.“
Bei den Kreisstraßen genieße die Marlacher Steige oberste Priorität. 2027 soll der Ausbau starten. Derweil verkündet er die nächste Kostensteigerung: von 7,5 auf 9,1 Millionen Euro. Davon müsse der Kreis 3,3 Millionen zahlen. Für Fahrbahndecken gibt der Kreis 2026 viel mehr aus: 1,5 Millionen Euro. Der Grund: Er kann sie nun als Investitionen verbuchen und kommt so leichter an Geld.
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Kommentare
Anneliese Scholz am 11.11.2025 14:49 Uhr
das erinnert mich an das Märchen " Des Kaisers neue Kleider" !