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Heimische Erdbeeren kosten im Schnitt knapp 5 Euro – Preise könnten weiter steigen

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Seit einigen Tagen sind heimische Erdbeeren im Handel. Im Schnitt kosten sie um die 4,90 Euro. Steigt der Mindestlohn auf 15 Euro, könnten die süßen Früchtchen noch teurer werden.


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Für viele Menschen schmeckt der Sommer ganz einfach nach Erdbeeren. Wie gut, dass die heimische Ernte begonnen hat. Bei den aktuell warmen Temperaturen gibt es an den zahlreichen Erdbeerhäuschen, die seit einigen Tagen überall an den Straßenrändern aufgebaut sind, sehr aromatische Früchte. Doch die haben ihren Preis: 4,90 Euro kosten Erdbeeren aus heimischer Ernte im Schnitt derzeit.

Der hohe Preis ist darin begründet, dass Erdbeer-Ernte Handarbeit ist. Der Mindestlohn liegt derzeit noch bei 12,82 Euro. Rund 100 Saisonkräfte arbeiten beispielsweise gerade auf dem Hof von Gerald Heinrich bei Büttelbronn auf den 25 Hektar Erdbeeren. Schon vor der eigentlichen Ernte wurden Helfer benötigt, die die Erdbeeren auf- und abdecken. Denn nur mit Tunnel und Folien kann erreicht werden, dass die wärmeliebenden Früchtchen zum 1. Mai in den Handel kommen.

Ausschließlich Freiland-Erdbeeren vermarktet Jens Breuninger auf seinem Hof in Öhringen-Untersöllbach.
Ausschließlich Freiland-Erdbeeren vermarktet Jens Breuninger auf seinem Hof in Öhringen-Untersöllbach.  Foto: Tscherwitschke, Yvonne

Bei Jens Breuninger in Öhringen-Untersöllbach gibt’s Erdbeeren aus Freilandkulturen

Ausschließlich Freiland-Erdbeeren hat Jens Breuninger in Öhringen-Untersöllbach. Auf 30 Ar stehen die Erdbeeren der Sorten Clery und Malwina vor allem auf dem Acker, der aktuell von blühenden Kirschbäumen begrenzt wird. Die Beeren brauchen noch ein paar Tage Sonne: „Der Vater hat am 12. Mai Geburtstag, da gibt es dann immer den ersten Erdbeerkuchen“, nennt Jens Breuninger den Erntebeginn.

Vor 50 Jahren schon haben die Eltern von Jens Breuninger, Annerose und Hermann, mit dem Erdbeeranbau begonnen. Heute noch ist es vor allem Annerose, die morgens ab 5.30 Uhr zwischen den Erdbeerreihen unterwegs ist zum Ernten. Unterstützt wird sie dabei von drei polnischen Erntehelfern, die seit vielen Jahren schon auf den Hof kommen. Neben Erdbeeren gibt es einen Hektar Kirschen und elf Hektar Wein. Die Erdbeerernte geht bei Breuningers bis August. Die Kirschen sind Juni und Juli reif. Die Kirschbäume hängen voller Früchte. Doch die Eisheiligen, die die für den Obst- und Weinbau gefährlichen Spätfröste mitbringen können, sind noch nicht vorüber. Ernteprognosen mag deshalb niemand geben.

Erdbeeren haben viele Blüten angesetzt: 2025 wird gute Ernte erwartet

Für die Erdbeeren aber sagt der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer eine gute Ernte voraus: Dank des nassen Herbstes seien die Erdbeerpflanzen gut angewachsen, sagt Verbandssprecherin Isabelle Bohnert. Im Winter habe es viele Kältestunden gegeben, so dass die Pflanzen eine lange Ruhephase hatten, um nun bei viel Sonne kräftig auszutreiben. Bisher gebe es wenig Frostschäden.

Diese Einschätzung teilt Christian Wach, Erdbeeranbauberater in Baden-Württemberg und der Pfalz. Im Tunnel gebe es sehr gute Blütenbestände. Die warmen Temperaturen sind gut für das Aroma der Beeren, bringen aber auch viel Arbeit mit sich: Die Tunnelware muss täglich zu- und abgedeckt werden.

Erdbeeren könnten nächstes Jahr teurer werden – falls der Mindestlohn steigt

Das lenkt für die Obstanbauer den Blick auf die Mindestlohndebatte: Im Koalitionsvertrag festgeschrieben ist eine Erhöhung zum Januar 2026 auf 15 Euro. Was das für die Schale Erdbeeren bedeutet, will sich Jens Breuninger noch gar nicht ausrechnen.

Die Erdbeersaison ist gestartet. Im Schnitt kosten heimische Erdbeeren etwa 4,90 Euro. Den Preis begründen die Anbauer damit, dass Erdbeeren viel Handarbeit notwendig machen.
Die Erdbeersaison ist gestartet. Im Schnitt kosten heimische Erdbeeren etwa 4,90 Euro. Den Preis begründen die Anbauer damit, dass Erdbeeren viel Handarbeit notwendig machen.  Foto: Tscherwitschke, Yvonne

Andreas Frank vom Biohof Frank in Weinsberg-Gellmersbach beobachtet schon jetzt eine zunehmende Kaufzurückhaltung bei den Menschen, weil sich die Verbraucher die höheren Preise nicht mehr leisten könnten. Er spricht von „unlösbaren Problemen“ und rechnet vor: Bei einem Arbeitsaufwand von etwa 550 Stunden pro Hektar und etwa 70 Hektar Fläche bedeutet die Erhöhung von 12,82 auf 15 Euro Mehrkosten von über 100 000 Euro pro Jahr. Das bedeutet dann, dass noch mehr Lebensmittel aus anderen Ländern in die Regale kommen und Regionalität und Saisonalität verloren gehen, fürchtet auch Gerald Heinrich.

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