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Dörzbach stößt an finanzielle Grenzen

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Etat der Gemeinde Dörzbach hat sattes Defizit: Nicht alle Pflichtaufgaben können bewältigt werden. Welches wichtige Projekt nun weitere Jahre warten muss, und was in diesem Jahr angepackt wird.

 Foto: Seidel, Ralf

Die Mittel reichen nicht mal für die Pflicht, an die Kür ist gar nicht erst zu denken: So lässt sich der Dörzbacher Haushalt 2025 zusammenfassen, den der Gemeinderat vergangene Woche verabschiedet hat. Die finanzschwache Kommune muss nicht nur an den Freiwilligkeitsleitungen sparen, sondern auch an den Pflichtaufgaben. Gründe dafür gibt es einige, etwa steigende Personalkosten und Abgaben an den Kreis und ein schlicht zu gutes Jahr 2023.

Denn damals hatte die Kommune unter anderem hohe Gewerbesteuer-Einnahmen. Das wirkt sich zwei Jahre später aus – so will es die Finanzausgleichsumlage. Mehr als eine Million Euro muss die Gemeinde Dörzbach berappen (plus 400 000 Euro zu 2024). Gleichzeitig sinken die Schlüsselzuweisungen vom Land, die an der Finanzkraft der Kommunen bemessen sind. Hier sinkt der Anspruch Dörzbachs von rund 1,4 Millionen Euro 2024 auf 819 000 Euro. Unterm Strich steht ein Defizit von 1,4 Millionen Euro.

Dörzbach stößt finanziell an seine Grenzen und muss kräftig sparen

Das kann nur über den Griff in den Sparstrumpf, die Rücklage, ausgeglichen werden. Die werde, prognostiziert Kämmerin Silke Spirk, auch die kommenden Jahre weiter geschröpft werden müssen. Die Verschuldung werde wachsen, wenngleich im aktuellen Jahr noch keine Kreditaufnahme vorgesehen sei. Ab 2026 sei das nicht mehr zu vermeiden, erklärt Spirk. 

Wichtiges Projekt der Gemeinde muss wegen der schwierigen Finanzlage warten

Besonders bitter: Das Multifunktionsgebäude, das außer der Feuerwehr auch einen Bürgersaal und Vereinsräume beherbergt, sollte endlich an der Reihe sein. Denn der Feuerwehrbedarfsplan, also das Werkzeug, das die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr bewertet, zog bereits 2021 ein vernichtendes Fazit: Es bestehe „wegen Unfall- und Gesundheitsgefahr baulicher Veränderungsbedarf und intensiver Renovierungsbedarf.“ Der zuständige Branddirektor Roland Demke von der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg hatte damals sogar einen Neubau empfohlen. Das verwarf die Kommune aufgrund ihrer Finanzlage. Pläne für die Sanierung und Erweiterung am bestehenden Standort wurden gemacht. Doch auch das ist teuer. Zumal Kostensteigerungen am Bau und die Inflation ihren Teil beitrugen.

Der umfangreiche und dringend nötige Umbau des Multifunktionsgebäudes mit Feuerwehrmagazin muss warten. Das Geld reicht aktuell nicht.
Der umfangreiche und dringend nötige Umbau des Multifunktionsgebäudes mit Feuerwehrmagazin muss warten. Das Geld reicht aktuell nicht.  Foto: Draskovits, Katrin

Also hat man mit den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr mehrere Streichrunden gemacht, um zu sparen, wo es geht. Das reichte letztlich nicht. Denn: Auch die Mittel aus dem Ausgleichsstock, einem Zuschussprogramm für finanzschwache Kommunen, blieben weit unter den Erwartungen. „Wir hatten zwei Millionen beantragt und 500 000 Euro wurden bewilligt“, sagt Spirk. Abzüglich aller bewilligter Zuschüsse lag der Eigenanteil bei 2,8 Millionen Euro. „Das ist für uns schlicht unmöglich“, sagt Silke Spirk. Demnach soll 2025 lediglich mit dem Anbau von drei Stellplätzen für Einsatzfahrzeuge begonnen werden. Kostenpunkt: 360 000 Euro in diesem, die gleiche Summe nochmals im kommenden Jahr. Alles andere werde bis in die Jahre 2027und 2028 geschoben.

Geld der Gemeinde Dörzbach reicht nicht für alle Pflichtaufgaben

Aber wenn es für die Pflichtaufgabe Feuerwehr nicht reicht, was hat sich die Gemeinde dann für 2025 vorgenommen? Mal wieder: schnelles Internet. Nachdem die Deutsche Giganetz ihr Vorhaben, die Gemeinde privatwirtschaftlich auszubauen, nicht umsetzt, muss man selbst tätig werden. Das kostet Geld und bindet Personal. Immerhin: Vom Land hat Dörzbach diese Woche einen Zuschuss über fast 1,6 Millionen Euro erhalten, auch vom Bund gab es Mittel. Im laufenden Haushaltsjahr plant die Kämmerin mit Ausgaben von 150 000 Euro, doch das Thema wird die Gemeinde noch einige Jahre – und Haushalte – begleiten.

Größter Brocken, was die reine Investitionssumme 2025 angeht, ist der notwendige Ausbau des Dachgeschosses der Grundschule: 655 000 Euro sind veranschlagt. „Schule ist die Pflichtaufgabe schlechthin“, zeigt sich Spirk optimistisch, dass Mittel aus Ausgleichsstock und Schulbauförderung fließen. Der Umbau ist dem steigenden Platzbedarf geschuldet, der unter anderem mit dem Ganztagsschulbetrieb einhergeht. Dringend ist auch ein anderes Projekt: Nachdem das Trinkwasser im Ortsteil Meßbach 2023 über Wochen abgekocht werden musste und noch immer gechlort wird, ist eine Erneuerung des undichten Wasser-Hochbehälters nicht mehr aufschiebbar. Die gesamte Maßnahme, inklusive neuer Zuleitungen und einem neuen Löschwasserbecken, liegt bei rund einer Million Euro. 

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