Nicht alle Stadträte wollen Dampfbahn für den Öhringer Weihnachtsmarkt erhalten
120.000 Euro muss die Stadt Öhringen bezahlen, wenn die Dampflok, die seit vielen Jahren durch den Märchenwald fährt, weiter ihre Runden drehen soll. Weltweit gibt es nur zwölf der Loks, die in Öhringen gebaut wurde. Nicht alle Stadträte wollen das Geld für die Attraktion setzen.

Zuhörer Peter Lohnert bringt auf den Punkt, was viele denken: „Es ist ein toller Zug der Stadt, das Bähnle für den Öhringer Weihnachtsmarkt zu erhalten.“ So sieht es die Sitzungsvorlage vor und nennt Beschaffungskosten von 120 000 Euro (ohne Mehrwertsteuer) und ein Betreibermodell mit der Firma QMZoller aus Pleidelsheim.OB Thilo Michler führt aus, dass das Bähnle seit Jahren den Weihnachtsmarkt bereichert. „Nachdem die Lok in Öhringen gebaut wurde, wäre es auch gut, sie würde hier bleiben“, sagt er und verweist darauf, dass es weltweit nur zwölf Dampfloks dieser Machart und Spurbreite der Firma Zimmermann gibt. Der Dienstleister generiere Einnahmen bei den Veranstaltungen und bezahle der Stadt eine Pacht.
Dampfbahn auf Öhringer Weihnachtsmarkt weckt Emotionen
Hier hakt Miriam Laube (UNS/Grüne) ein. Weder kenne man den Vertrag noch das Konzept. „Wir haben keine fundierte Entscheidungsgrundlage“, kritisiert sie. „Das ist für mich keine Basis in einer Zeit, in der wir alle Freiwilligkeitsleistungen auf den Prüfstand stellen.“ Miriam Laube denkt: „Hier werden die Emotionen, die im Thema stecken genutzt, um eine schnelle Entscheidung herbei zu führen.“
Anton Baron (AfD) signalisiert als Erster für seine Fraktion Zustimmung. Er erinnert, dass er nach dem letzten Weihnachtsmarkt angefragt habe, warum sich die Dampfbahnfreunde Friedrichsruhe zurückziehen. Von Personalnot sei da die Rede gewesen, aber auch von Zwist mit einem der Gastro-Stände auf dem Platz, durch den sich die Bahnfahrer beim Auf- und Abbau behindert fühlten. „Gut, dass wir es jetzt anderweitig lösen“, sagt Baron. Stefan Buchholz (CDU) findet: „Der Weihnachtsmarkt braucht eine Attraktion. Würden wir heute nicht zustimmen, müsste etwas anderes gefunden werden. Die Lok ist wertstabil und generiert Einnahmen.“ Seine Sorge gilt der richtigen Lagerung. Michler versichert, dass die Bauhof-Mannschaft bereit stehe.
Öhringer Dampfbahn ist für viele eine Attraktion
Dieter Volkert (UNS/Grüne) ist anders als seine Fraktionskollegin Fan der Bahn: „Eine unserer großen Aufgaben ist die Belebung des Marktplatzes. Eine der Veranstaltungen, die viel Flair nach Öhringen bringt, ist der kuschlige Weihnachtsmarkt. Das Bähnle ist eine Attraktion, die es wo anders so nicht gibt. Man fühlt sich mitten unter Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer. Gleise und Tunnel sind eine Einfriedung“, schwärmt er und schließt: „Weihnachtsmarkt und das Bähnle gehören einfach zusammen.“ Auch Otto Weidmann (FWV) sieht im Bähnle absolutes Alleinstellungsmerkmal. Betriebswirtschaftlich spreche nichts dagegen, die Dampfbahn sei wertstabil.
Die SPD habe intensiv diskutiert, sagt Patrick Wegener. „Und wir sind uns einig, dass wir das Bähnle auch in Zukunft haben möchten.“ Denn: „Das Bähnle gehört einfach zu unserer Stadt.“ Es sei gut, einen langfristig interessierten Betreiber gefunden zu haben. Man sehe, dass der Druck auf den kommunalen Haushalt steigt und die Prioritätensetzung oftmals nicht klar zu erkennen sei. Darauf werde man künftig verstärkt achten. Irmgard Kircher-Wieland (SPD) mahnt, die sprichwörtliche Zugkraft des Bähnles für die Innenstadt nicht zu vergessen.
Öhringer Bähnle braucht schlüssiges Konzept
Uneinheitlich stimmt die LBÖ, kündigt Dr. Thomas Pauli an, eigentlich bekennender Eisenbahnfan. Doch Teile seiner Fraktion kritisieren die Kosten und sind nicht überzeugt vom Betreiberkonzept. Man mache sich von zwei Mann und einer Firma abhängig. „Wir hätten auch einen Weihnachtsmarkt ohne Bähnle versuchen können“, sagt Pauli. Denn: „Nicht alles, was wünschenswert ist, ist auch machbar.“ Uwe Köhler (FDP) hat Sorge wegen der Aufbewahrung. Letztlich wird bei fünf Gegenstimmen entschieden, die Bahn zu kaufen.
Betrieben wird das Bähnle von der Firma QMZoller aus Pleidelsheim. Die Firma macht auch Eventmanagement und fährt die Bahnen im Blühenden Barock, im Klebepark Nagold und die Bahn der Jagsttalbahnfreunde.

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