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Autobahnausbau
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Bündnis stemmt sich weiter gegen A6-Ausbau 

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Kritiker wollen Autobahn nur sanieren und diskutieren darüber vor fast 70 Zuhörern in der Öhringer Spitalkirche.

Ist der Verkehr mehr geworden oder nicht? Das ist nicht der einzige Punkt, in dem sich die Gegner und Befürworter unterscheiden. Fakt ist: Im Falle eines Ausbaus wäre die Autobahn jahrelang Baustelle. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Ist der Verkehr mehr geworden oder nicht? Das ist nicht der einzige Punkt, in dem sich die Gegner und Befürworter unterscheiden. Fakt ist: Im Falle eines Ausbaus wäre die Autobahn jahrelang Baustelle. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa  Foto: Jan Woitas

Ist das ein kleiner Vorgeschmack auf den Wahlkampf? Diese Frage drängt sich am Freitagabend auf. Das Aktionsbündnis A 6 Sanieren statt Ausbauen hat zur Podiumsdiskussion in die Öhringer Spitalkirche geladen – und holt sich dazu unter anderem Vertreter der CDU und Grünen auf die Bühne. Der Zeitpunkt kurz vor der Landtagswahl scheint passend zu sein. Denn die A 6 ist ein Poltikum, das den Hohenlohekreis seit Jahrzehnten beschäftig. Jetzt – für viele kurz vor dem Ziel – formt sich Widerstand in der Bevölkerung. Im Mai hat sich das Aktionsbündnis gegründet (wir berichteten).

Sie sind in ihren Ansichten teils grundverschieden und diskutieren dennoch sachlich am Freitagabend in der Öhringer Spitalkirche (von links): Volker Ludwig, Sören Döffinger, Mario Dietel und Moderator Daniel Febel.
Foto: Stefanie Jani
Sie sind in ihren Ansichten teils grundverschieden und diskutieren dennoch sachlich am Freitagabend in der Öhringer Spitalkirche (von links): Volker Ludwig, Sören Döffinger, Mario Dietel und Moderator Daniel Febel. Foto: Stefanie Jani  Foto: Jani, Stefanie

Ausbau nach Ansicht der Gegner ohne Alternative diskutiert

In der voll besetzten Spitalkirche diskutieren auf dem Podium Sören Döffinger, Vize-Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Hohenlohe, Mario Dietel, Landtagskandidat der Grünen, und Volker Ludwig vom Aktionsbündnis A 6 in sachlichem Ton miteinander und mit den Zuhörern. Rudolf Bühler von der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft fiel krankheitsbeding aus. Daniel Febel von der Initiative Hohenloher Sorge, die sich seit rund drei Jahren gegen den Bau stellt, moderiert die Diskussion. Insgesamt geht es um den Abschnitt zwischen dem Weinsberger Kreuz und der bayerischen Landesgrenze. In Summe sind dies 65 Kilometer. Die Absicht, die Strecke auszubauen, besteht seit fast 40 Jahren. Vor eineinhalb Jahren hat sich eine Gruppe zusammengetan und recherchiert, „weil der Ausbau bisher alternativlos herübergebracht wurde“, begründet Andreas Frasch eingangs die Motivation der Gegner. Trotzdem: Die Frage, warum sich erst jetzt Widerstand formt, bleibt im Raum stehen. 

Gute Anbindung ist für Wirtschaft wichtig, finden Befürworter

Sören Döffinger betont, er sei als Vertreter der CDU in der Spitalkirche. Seine Erfahrungen als Mulfinger Bürgermeister spielen jedoch eine Rolle, wenn es um den Autobahnausbau geht. Fürs Jagsttal sei alles, was sich im Verkehr ändert, gut. Eine gute Anbindung sei überlebesnotwendig, vor allem wenn Firmen erweitern. „Überall werden neue Werke gebaut, nur nicht bei uns.“ Seine tiefste Überzeugung sei, dass man Umweltschutz nur leisten könne, wenn es einem wirtschaftlich gut gehe. Mario Dietel teilt nicht den „Alarmismus“ seines Vorredners. Seiner Ansicht nach entstünden durchaus neue Bauten in der Hohenloher Wirtschaft. Man müsse sich überlegen, so Ludwig, dass das Bruttoinlandsprodukt um 50 Prozent gestiegen, der Verkehr auf der A 6 jedoch gleichgeblieben sei. Genau über diese Frage herrscht am meisten Uneinigkeit. Laut der Zählstelle in Schwabbach, auf die sich das Aktionsbündnis beruft, hat der Verkehr zwischen 2011 bis 2023 um neun Prozent abgenommen. Daher plädiert das Bündnis für eine reine Sanierung. Auf diese Weise müssten keine landwirtschaftlichen Flächen verbraucht werden und die Investitionskosten wären geringer. Dem entgegen steht die neueste Prognose, dass der Verkehr auf der A 6 bis 2040 weiter zunehmen wird und sich seit 1979 verdreifacht hat. Im Rahmen der Überarbeitung der Genehmigungsplanung will die Autobahn GmbH für den A6-Ausbau neue Zahlen auf den Tisch legen. 

Zuhörer diskutieren eifrig mit 

Auch unter den Zuhörern werfen die Zahlen Fragen auf. Falko Bortt aus Untermaßholderbach kritisiert zwar den Flächenverbrauch, doch auf der anderen Seite komme es oft zu schlimmen Auffahrunfällen auf der Strecke. Hubert Meixner deutet auf die Zahlen der Schwabbacher Messstelle: „Die Prognose hat sich nicht erfüllt, wir müssen auf das Klima achten.“ An diesem Punkt hakt auch Martin Schäfer ein und fügt an, dass fast die Hälfte der Emissionen von der Straße verursacht werde. Der Verkehr laufe in die falsche Richtung, das sei ein Ansatzpunkt. Mario Dietel formuliert seine Ansichten sachlich und merkt an, „dass die Kompetenzen, den Ausbau voranzutreiben“, beim Bund lägen. „Ich will den Menschen nichts vormachen“, auch wenn in ihm sein ökologisches Herz schlage. Seiner Meinung nach sei die Entscheidung für einen Ausbau bereits gefallen. Der Landtag werde daran nichts ändern. Er sieht es als seine Aufgabe, die Bedenken an die Autobahn GmbH heranzutragen. Das Bündnis geht jedoch nicht davon aus, dass alles in trockenen Tüchern ist. Daniel Febel meint: Es brauche wache Bürger in der Demokratie. 1600 Unterschriften für eine Petition habe man gesammelt. Wünschenswert seien so viele wie einst gegen die Müllverbrennungsanlage. 

Pläne sind immer wieder aufgeschoben worden

2001 starteten die Vorplanungen zum sechsspurigen Ausbau der A6 durch Hohenlohe. 2011 wurden die Planungen konkret und seitdem immer weiter verzögert. Der Hohenloher Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten (CDU) macht sich schon lange für den Ausbau stark. Lange managte das Regierungspräsidium Stuttgart die Planungen, seit 2021 laufen die Fäden bei der Autobahn GmbH des Bundes zusammen. Sie nennt den Ausbau „eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte in Südwestdeutschland“. Rund 80 Bauwerke, vorwiegend Brücken, müssten aufgrund ihres Alters und Zustands ersetzt werden. Dem Aktionsbündnis gegen den Ausbau gehören an: Bürgerinitiative Öhringen klimaneutral 2035, Verkehrsclub Deutschland, Bürgerinitiative Hoher Markstein, Hohenlohe for Future, Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club, BUND Hohenlohe und Talent Tauschkreis Schwäbisch Hall.

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