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Von Luhansk nach Hohenlohe
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Yurii Dembovskyi kümmert sich als Bademeister um die Gäste im Frei- und Hallenbad in Künzelsau

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Dembovskyi war in der Ukraine Sportlehrer, wegen des Krieges kam er nach Deutschland. In Künzelsau hat er eine Stelle als Bademeister gefunden. Eine Herausforderung ist für ihn die neue Sprache.

Von unserem Redaktionsmitglied Klara Landes

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„Das ist mein Arbeitsplatz“, erklärt Yurii Dembovskyi und zeigt auf die Becken des Kocherfreibads in Künzelsau. Unter dem Vordach eines Aufsichtshäuschens erzählt der 41-jährige Bademeister, dass er aus der Region Luhansk kommt. „Als der Krieg kam, mussten meine Eltern und ich das Zuhause verlassen.“ Nie hätte er gedacht, dass er in Deutschland leben wird, „aber so ist es gekommen“. 

Bademeister in Künzelsau: Sportlehrer aus der Ukraine kam wegen des Krieges nach Hohenlohe

Vor etwa zweieinhalb Jahren kam er mit seinen Eltern nach Westernhausen-Schöntal. Dort lebten sie bei einer Familie, die sie immer unterstützt habe. Dafür ist Dembovskyi dankbar, „ich möchte allen Menschen danken, die den Ukrainern helfen“. Die Unterstützung sei hilfreich bei der Integration, sagt der Ukrainer.

Mittlerweile wohnen er und seine Eltern in Taläcker. „Deutsch zu lernen, ist nicht einfach für mich“, erklärt Dembovskyi und erinnert sich an seinen Integrationskurs, da sei er schon 38 Jahre alt gewesen, als er angefangen habe, die neue Sprache zu lernen. Aber: „Schritt für Schritt mache ich Fortschritte.“ 

Nach Integrationskurs weiter Deutsch im Job lernen: ukrainischer Bademeister in Künzelsau

Arbeitsvermittlerin Christine Messer vom Jobcenter Hohenlohe sitzt neben Dembovskyi unter dem Vordach, das in der letzten Woche der Freibadsaison vor den vereinzelten Regentropfen schützt. Nach dem Integrationskurs haben sie gemeinsam besprochen, wie es weitergeht. Der Ukrainer wollte lieber beim Arbeiten weiter Deutsch lernen. „Sie haben erzählt, dass sie jede Woche schwimmen gehen“, schildert sie. Und Messer habe gewusst, dass Bademeister in Deutschland gesucht werden. „Ich habe gefragt: ‚Könnten Sie sich so etwas vorstellen?’“

Dembovskyi konnte. In der Ukraine war er mehr als 15 Jahre Sportlehrer an einer Schule, hat Volleyball gespielt und ist oft schwimmen gegangen. Christine Messer sprach mit einem Mitarbeiter vom Arbeitgeberservice bei der Agentur für Arbeit, der wiederum mit der Stadt sprach. Nach einer Bewerbung und einem Vorstellungsgespräch absolvierte der sportbegeisterte Ukrainer zwei Wochen lang ein Praktikum. 

Seit 2024 im Frei- und Hallenbad: Yurii Dembovskyi ist Bademeister in Künzelsau

Seit April 2024 arbeitet Dembovskyi nun im Frei- und Hallenbad. Um den Übergang zu finanzieren, beantragte die Stadt Künzelsau beim Arbeitgeber-Service einen Eingliederungszuschuss. Dieses Fördermittel wird an den Arbeitgeber ausgezahlt und gleicht den höheren Einarbeitungsaufwand aus. Der entsteht zum Beispiel durch die Sprachbarriere und mangelnde Berufserfahrung. Yurii Dembovskyi beantragte Einstiegsgeld beim Jobcenter. Das ist eine Leistung, die an Arbeitnehmer ausgezahlt wird, um den Übergang in Arbeit zu erleichtern. Damit können etwaige Mehrkosten für Mobilität und Kleidung ausgeglichen werden.

Bernd Schneiderer, Technischer Werkleiter Kün-Werke, erklärt: „Trotz anfänglicher Sprachbarrieren hat sich Herr Dembovskyi aus eigenem Antrieb sehr bemüht, die deutsche Sprache zu lernen und sich auch im technischen Betrieb des Hallenbads weiterbilden zu lassen. So fiel es uns auch nicht schwer, Herrn Dembovskyi dauerhaft einen Arbeitsplatz zu bieten.“ 

Auch wenn es in der letzten Woche der Freibadsaison schon herbstliches Wetter hat, kümmert sich Dembovskyi um die Ordnung im Kocherfreibad.
Auch wenn es in der letzten Woche der Freibadsaison schon herbstliches Wetter hat, kümmert sich Dembovskyi um die Ordnung im Kocherfreibad.  Foto: Landes, Klara

„Die Kollegen haben mich gut aufgenommen.“ – Ukrainer lernt bei der Arbeit weiter Deutsch

Das Team ist klein und sehr freundlich, erzählt Dembovskyi: „Die Kollegen haben mich gut aufgenommen.“ Auch wenn er kein perfektes Deutsch spricht, fügt er hinzu. Doch das lernt er weiter bei der Arbeit. Oft sprechen ihn Senioren auf seinen ungewohnten Namen an und sind interessiert. Er lernt gerne Leute kennen, erklärt der Bademeister, die Gäste seien freundlich.

Und Yurii Dembovskyi lernt nicht nur gerne neue Leute kennen, sondern auch gerne dazu: Einen sechsmonatigen Kurs zum Rettungsschwimmer hat er gemeistert. „Darauf bin ich auch stolz.“ Neben der Arbeit studiert er online in der Ukraine für sein Diplom im Bereich Sportwissenschaften. Das möchte er sich auch anerkennen lassen und später wieder Sportlehrer an einer Schule werden. „Das ist mein Traum“, sagt der 41-Jährige und strahlt.

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