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Kasten-Gipfelsturm im Hohenlohekreis: Bier-Wetttrinken stößt auf Kritik

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In Künzelsau-Kocherstetten findet am Freitag der Vogelsberger Kasten-Gipfelsturm statt. Die Veranstaltung stößt auch auf Kritik. Überhöhter Alkoholkonsum ist weit verbreitet – in allen Altersklassen.


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Am Freitag findet in Kocherstetten der Vogelsberger Kasten-Gipfelsturm statt. In Dreier-Teams soll innerhalb von drei Kilometern ein Kasten Pils geleert werden. Das Team, das es am schnellsten schafft, die 24 0,33-Liter-Flaschen zu trinken, bis es die Hütte Vogelsberg erreicht, gewinnt einen „Pokal mit Füllung“. Wie man auf diese Idee kommt? Der Veranstalter reagierte auf Anfrage unserer Zeitung nicht. Der Wettbewerb findet aber nicht überall Anklang. „Ich habe das bei einem Bekannten gesehen und hielt es zunächst für einen schlechten Scherz“, schreibt ein empörter Leser unserer Zeitung.

Vogelsberger Kasten-Gipfelsturm: Wetttrinken stößt auf Kritik

Teilnehmen ist ab 16 Jahren erlaubt, steht in einem Instagram-Post der Hütte Vogelsberg. Ab diesem Alter ist sowohl das Kaufen von Bier, Wein und Sekt, als auch das Trinken in der Öffentlichkeit erlaubt, heißt es auf einer Internetseite vom Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit. Die erforderliche gaststättenrechtliche Genehmigung wurde bei der Stadtverwaltung ordnungsgemäß beantragt und erteilt, erklärt die Pressestelle der Stadt Künzelsau. Für die Einhaltung der geltenden Vorschriften sei der Veranstalter beziehungsweise die Erziehungsberechtigten verantwortlich.

„Es gibt keine unschädliche Menge an Alkohol“ – AOK-Sprecherin erklärt Risiken

„Wetttrinken und Trinkspiele fördern sehr schnelles Trinken großer Mengen von Alkohol, was das Risiko für Alkoholvergiftung, Stürze, Verkehrsunfälle, riskantes Sexualverhalten, sexuelle Übergriffe und Aggressionen deutlich erhöht“, erklärt AOK-Sprecherin Christine Ingelbach. Das Risiko für Suizidversuche sei im Zusammenhang mit Rauschtrinken deutlich erhöht. Besonders bei Jugendlichen kann Alkohol zu Langzeitfolgen wie Leberschäden führen. Studien zeigen demnach, dass Jugendliche, die sich häufiger aus Spaß betrinken, später ein erhöhtes Risiko der Abhängigkeit haben. „Es gibt keine unschädliche Menge an Alkohol.“ In kurzer Zeit getrunken, können bereits drei bis vier kleine Bier bei geringem Körpergewicht relevante Rauschgrade auslösen, sagt Ingelbach. Komasaufen betreffe alle Altersgruppen. Im Stadt- und Landkreis Heilbronn waren 269 von 379 Fällen problematischen Rauschtrinkens von AOK-Versicherten Personen zwischen 35 und 79 Jahre.

Nicht nur Jugendliche mit Alkoholvergiftung in Hohenlohe

Im Hohenlohekreis ist das Deutsche Rote Kreuz die ersten acht Monate dieses Jahres 102 Mal wegen „Alkoholintoxikation“ ausgerückt, erklärt Kai Schlecht, Leiter des Rettungsdienstes. „Der größte Teil sind Personen über 18 Jahre.“ Sehr viel seien auch über 25.

Benjamin Götz, Fachreferent für Suchtprävention und Gesundheitsförderung, verweist auch auf den besonderen Stellenwert von Alkohol in der deutschen Gesellschaft. „Trinken gilt als normal, nicht selten sogar als Ausdruck von Geselligkeit und Lebensfreude.“ Jugendliche wachsen schon früh mit dem Bild auf, Trinken gehöre selbstverständlich dazu. Erwachsene vermitteln Trinken als Teil der Feierkultur, kritisieren aber exzessives Rauschtrinken bei Jugendlichen stark. Bei Ritualen wie Abifeten werde Alkoholkonsum oft stillschweigend vorausgesetzt, wer nicht mitmache riskiere als Außenseiter abgestempelt zu werden. „So verstärkt die gesellschaftliche Normalität des Trinkens den Zwang, sich schon in jungen Jahren anzupassen.“

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Kommentare

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Michael Ruck am 11.09.2025 10:16 Uhr

Ob übermäßiger Alkoholkonsum richtig ist sicherlich fraglich.

Allerdings stellt sich mir die Frage warum die Genießertour im Kochertal nicht ähnliche Kritiken erfährt. Hier bleiben jährlich alle Altersschichten besinnungslos im Straßengraben liegen. Die Tour hat natürlich keinen Wettkampfcharakter. Trotzdem nehmen hier viele die "Herausforderung" an.

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Stefan am 11.09.2025 08:14 Uhr

Aber die Winzer im Bottwartal dürfen Plakate aufstellen mit der Forderung "trink mit". Das findet allgemeinen Anklang? Komisch.

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