A6-Ausbau durch Hohenlohe überstrahlt alles
Der neue Verkehrs-Staatssekretär Christian Hirte trifft Bürger in Eschental und begegnet dabei vor allem Kritikern des Großprojekts. Wie kontert er deren Argumente?

Christian Hirte (CDU) heißt der neue Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. Er ist seit 100 Tagen im Amt und lernt Hohenlohe am Donnerstag erstmals so richtig kennen. Dabei dreht sich fast alles um den Ausbau der A6, der seit Jahren verschleppt wird. Eingeladen hat CDU-Bundestagsabgeordneter Christian von Stetten. Nach dem Treffen mit Bürgermeistern in der Satteldorfer Zentrale von Leonhard Weiss (wir berichteten) folgt abends eine öffentliche Veranstaltung im Landhotel Günzburg in Eschental, zu der rund 90 Besucher gekommen sind.
Mitglieder des Aktionsbündnisses gegen den Ausbau sitzen im Saal
Es soll erneut um die Autobahn gehen, aber auch um den Ausbau der B19 zwischen Gaisbach und Westernach sowie um die Reaktivierung der Kochertalbahn und die Elektrifizierung der Hohenlohebahn. Allein: Die A6 bestimmt die Agenda. Vieles von dem, was in Satteldorf besprochen wurde, ist erneut Thema. Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass mehrere Mitglieder des Aktionsbündnisses, das seit Frühjahr vehement gegen den Ausbau und für eine Sanierung kämpft, in dem Raum Platz genommen hat. „Wir sprechen gerne mit Ihnen“, sagt von Stetten, „aber auf Ihrem Flyer steht genau das, was wir schon vor zehn Jahren ausführlichst diskutiert haben“. Mit dem Ergebnis, „dass die aktuelle Ausbauvariante die geeignetste ist“.

„Individualverkehr ist größter Treiber klimafreundlicher Mobilität“
Dann schnappt sich Christian Hirte das Mikro: „Alle Prognosen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte sagen, dass die Straße die Hauptlast des Verkehrs tragen muss.“ Der Individualverkehr sei mithin der „größte Treiber klimafreundlicher Mobilität“. Die Antriebe würden sich massiv verändern: ob bei Kfz oder Lkw, ob mit E-Motoren oder anderer Verbrenner-Technik. Beide würden in Zukunft nicht nur viel klimaschonender, sondern auch deutlich leiser unterwegs sein.
Gegner bezweifeln, dass Verkehrsbelastung gestiegen ist
Der Verkehr auf der A6 habe in 35 Jahren „dramatisch“ zugenommen: „Darauf ist die vierspurige Strecke gar nicht ausgelegt.“ Dies müsse sich ändern. Hirte gibt die „feste Zusage“, den Zustand zu „verbessern“. Die Kritiker stellen einmal mehr in Abrede, dass die Verkehrsbelastung gestiegen sei – und machen dies anhand der Zählstelle bei Schwabbach fest, wo zwischen 2011 und 2023 kein Anstieg zu verzeichnen war. Zu diesem Zeitraum kann Hirte nichts sagen. Er weiß aber genau, dass der Verkehr von 1990 bis heute steil nach oben ging und bis 2040 weiter zunehmen wird. „Ich bin ziemlich sicher, dass sehr genau untersucht wird, was wirtschaftlich vernünftig und naturschutzrechtlich vertretbar ist.“ Er sei „sehr optimistisch“, dass diese Punkte „sehr objektiv abgewägt“ würden. Auch die Kritiker würden ernst genommen und deren Einwendungen eingehend geprüft, „sodass wir zu einer guten Entscheidung kommen“.

Bahn bekommt in Zukunft am meisten Geld
Dann moniert ein Gegner, dass Hirte nicht mit der Bahn angereist ist – was dieser klug kontert: „Ich fahre sehr viel Bahn, genau 10 000 Kilometer im Jahr. Leider gibt es in dem Dorf in Thüringen, wo ich lebe, keinen Bahnhof.“ Und: „Ich nehme alle Verkehrsträger ernst, also auch die Bahn.“ Aber genauso den Fuß- oder Radverkehr. Ein anderer Kritiker wirft ein, die Bahn sei kaputtgespart worden. Das mag so gewesen sein. Aber: „Die Schiene erhält in Zukunft die meisten finanziellen Ressourcen.“ Sprich: „Von den 166 Milliarden Euro, mit denen von 2025 bis 2029 die Verkehrsinfrastruktur verbessert werden soll, sind 102 Milliarden für die Bahn und nur 54 Milliarden für die Straße sowie acht Milliarden für die Wasserstraßen geplant.“ Hirte sagt: „Wir brauchen alles.“ Aber besonders die Straße. „Sie bleibt der Grundlastträger der Mobilität in unserem Land.“ Auch und vor allem in einem ländlichen Raum wie Hohenlohe.