55.000 Tonnen in einem Jahr: Neue Deponie in Beltersrot deutlich stärker gefüllt
Die neue Kreisdeponie im Stäffelesrain hat 2024 viel mehr Bauschutt und Erdaushub eingelagert als im ersten Betriebsjahr. Das liegt auch an den gesunkenen Preisen. Schwach belastetes Material hängt aber weiter zurück. Was bedeutet das für die Gewinn- und Verlustrechnung?

Erst kam fast gar nichts an, dann wurde das Soll sogar übererfüllt. Auf der Deponie in Beltersrot ist 2024 deutlich mehr Bauschutt und Erdaushub angeliefert und eingebaut worden. Insgesamt waren es rund 55 000 Tonnen, davon etwa 40 000 Tonnen unbelastetes Material und circa 15 000 Tonnen schwach belasteter Abfall. Der neue Deponieabschnitt war im Herbst 2022 in Betrieb gegangen, 2023 wurden lediglich rund 6400 Bauschutt und Erdaushub der Deponieklasse (DK) 0 – also unbelastet – und etwa 2500 Tonnen Abfall der Deponieklasse (DK) 1 – also schwach belastet – angeliefert. Jeweils 24 500 Tonnen DK 0- und DK 1-Material können dort pro Jahr entsorgt werden sowie 2000 Tonnen Asbest, so dass die Gesamtkapazität bei jährlich 51 000 Tonnen liegt.
Preise für Anlieferer wurden nach schwachem Start gesenkt
Damit bewegt sich der Geschäftsbetrieb langsam vom roten in den schwarzen Bereich. Bislang schloss die Jahresbilanz im Minus, weil die taxierten Mengen ausgeblieben waren. Doch ab Frühjahr 2024 machte es einen Ruck – vor allem, weil die Abfallwirtschaft Hohenlohekreis (AWH) die Preise für Anlieferer gesenkt hatte. Dabei handelt es sich mehrheitlich um gewerbliche Kunden, die das Material von größeren Baustellen abliefern.
Das sind die Hauptgründe für die anfangs schwache Nachfrage
Die Krise im Baugewerbe ist der Hauptgrund für die lange zurückhaltende Nachfrage. Weniger Hochbau – das bedeutet vor allem weniger DK 1-Abfall, für den höhere Preise fällig werden. Außerdem kann die Firma Strabag dieses Material direkt nebenan viel günstiger abgreifen. Dort dichtet sie den ersten Deponieabschnitt, der weitgehend mit Hausmüll gefüllt ist, seit geraumer Zeit ab. Hinzu kommen die Erddeponien der umliegenden Kommunen sowie die Steinbrüche in der Region, die solchen Abfall noch günstiger abnehmen können, sowie die gesetzlich vorgeschriebene Pflicht, unbelasteten Erdaushub von Baustellen vermehrt wiederzuverwerten.
Deshalb gibt es jetzt Hoffnung auf Besserung
Doch es gibt Hoffnung auf Besserung: Strabag wird die Baustelle bald schließen, das Baugewerbe könnte bald wieder in Schwung kommen, die kommunalen Erddeponien sollen nach dem Willen des Landes ganz geschlossen werden. Die Nachfrage dürfte dadurch belebt werden. Dies liegt auch daran, dass die Zahl der Deponien, die vor allem DK 1 aufnehmen können, immer spärlicher werden. Darauf sind auch die umliegenden Kreise angewiesen, etwa der Main-Tauber-Kreis, mit dem ein Kooperationsvertrag in Arbeit ist. Andere werden folgen.
So kalkuliert die Abfallwirtschaft
All dies hatte die AWH in ihre ursprüngliche Kalkulation eingerechnet. Schließlich müssen die weitgehend über Kredite getätigten Baukosten von 1,8 Millionen Euro abbezahlt und der laufende Betrieb finanziert werden. Womöglich gibt es jetzt für 2024 sogar einen Überschuss, mit dem die Verluste aus den Vorjahren teilweise ausgeglichen werden können. In ihrer „Gewinnkalkulation“ rechnete die AWH im Herbst mit einer „Absatzmenge“ von rund 45 000 Tonnen bei einer Produktionskapazität von 51 000 Tonnen. Der durchschnittliche Verkaufspreis wurde mit 44,45 Euro pro Tonne angesetzt, sodass ab einer eingebauten Menge von rund 37 000 Tonnen der Umsatz die Kosten übersteigt und unterm Strich ein Jahresgewinn von rund 256 000 Euro stand.
Dies lag der letzten Rechnung zugrunde
Allerdings lag dieser Rechnung zugrunde, dass jeweils die Hälfte DK 0- und DK 1-Material ist (also zweimal 25 000 Tonnen). Tatsächlich wurde 2024 aber rund 40 000 Tonnen des mit günstigeren Gebühren belegten DK 0-Abfalls und nur etwa 15 000 Tonnen des teureren DK 1-Materials auf der Deponie angeliefert. Nun kommt es darauf an, diesen Schiefstand zwischen DK 0 (Preis pro Tonne: 6 bis 36 Euro) und DK 1 (6 bis 62,50 Euro) ab 2025 geradezurücken.
DK1-Deponien sind in Baden-Württemberg rar gesät
Denn gerade Deponien, die DK 1-Abfall annehmen, sind in Baden-Württemberg rar gesät. Deponie-Klasse 1 heißt: Der Bauschutt oder Erdaushub ist schwach belastet. Relevant ist der Anteil an organischen Stoffen, die im Boden weiter arbeiten und schädliche Substanzen absondern können, sowie an Schwermetallen wie Kupfer, Chrom oder Schwefel. Bei DK 2 und DK 3 ist der Grad diese Belastungen noch höher.