250 Kinder stürmen die Stadt
Zwei Wochen lang wird in der Kinderspielstadt Öhringen gebastelt, gewählt und Geld verdient. Die Kinder gestalten und leben in ihrer eigenen Stadt.

Die Uhr zeigt 9.30 an. Die große Kinderschar vor der Öhringer Schillerschule trippelt schon von einem Bein auf das andere, ist ganz aufgeregt. Gleich geht es los: Die Kinderspielstadt öffnet ihre Pforten. OB Thilo Michler und Spielstadt-Teilnehmer Milo stehen schon mit der Schere bereit. Kaum haben sie das Band durchschnitten, stürmen 250 Kinder das Gelände. Zwei Wochen lang findet die Kinderspielstadt statt. Erstmals auf dem Areal der Schillerschule, da in diesem Jahr der gewohnte Veranstaltungsort, die Realschule Öhringen, saniert werden muss.Ausnahmsweise dürfen an diesem ersten Morgen die Eltern mit. Sie erleben, wie die Kinder gebannt in der Sporthalle sitzen und staunend verfolgen, wie Professor Snuggels alle mit der Zeitmaschine ins antike Rom verfrachtet. Es qualmt, es wackelt. Dumm nur, dass der Professor nach der Reise 2000 Jahre zurück gleich von einem Römer verhaftet und verschleppt wird.
Zwei Öros die Stunde als Lohn in der Kinderspielstadt
Gut, dass es die vielen – rund 100 – Helfer der Kinderspielstadt gibt. Sie haben viele Stationen vorbereitet, an denen die Kinder von morgens bis abends arbeiten können. Mit ihrem Lohn – erst einmal zwei Öros die Stunde, Erhöhungen sind vorprogrammiert – können sie sich auf dem Gelände Smoothies, Waffeln und gebastelten Schmuck kaufen, sich massieren oder ein Tattoo malen lassen. Dafür brauchen sie die Kinderspielstadtcard, die Ausweis und Bankkarte in einem ist. Viel Arbeit am ersten Tag für Patschi und Simon, die an der Anmeldung von allen Kindern Fotos machen und die Karten erstellen.

Vom Kind zum Helfer in der Kinderspielstadt
Die meisten Helfer sind nahtlos vom Leben als Kinderspielstadtkind zum Helfer geworden, wie beispielsweise Kameramann und Vorstandsmitglied Mario Dietel. „Es ist meine neunte Spielstadt“, zählt er nach. Und bedauert: „Einmal waren wir in Urlaub. Das ist mir aber nur einmal passiert.“ Auch Lu und Sören kennen die Kinderspielstadt aus allen Perspektiven und wissen: Es wird matschig. Sie betreuen den Lehmofenbau. „Toll ist, dass hier immer etwas Cooles entsteht“, sagt Lu. Neu ist die Station bei Kuni und Noel. Letzterer macht eine Ausbildung zum Metallfachmann und hat von der Gewerblichen Schule Hammer und Amboss mitgebracht. Es können Herzen und geschlängelte Fiebeln geschmiedet werden. „Wir haben hohe Sicherheitsstandards“, deutet Kuni auf das Zaunelement, das dafür sorgt, dass nur zwei Kinder am Amboss sein werden.
Magistrat bestimmt Spielregeln der Kinderspielstadt

Nebenan bereitet Emil (14) den Stand der Steinmetze vor. „Es ist toll, dass man in der Spielstadt sein eigenes Geld verdienen kann“, sagt er, was ihm an der Kinderspielstadt am besten gefällt. Schon am ersten Tag werden Wahllisten erstellt. Denn es wird der Magistrat gewählt und aus dessen Reihen die zwei Konsule, erklärt Peter den Kindern die Spielregeln der Demokratie. „Und die Konsule laufen dann in schönen Gewändern durch die Spielstadt“, lockt er Freiwillige an.