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Schwarz-Gruppe: Die Liste der von Gehrig Geschassten ist lang

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In den vergangenen Jahren mussten viele ranghohe Manager bei der Schwarz-Gruppe gehen, oft nach Streit mit dem Konzernchef. Viele haben danach eine neue, lukrative Stelle gefunden - und manch einer eine interessante Karriere gestartet.

Keine Bleibegarantie − trotz Gittern: Vor allem beim Discounter Lidl konnten sich die Vorstandsvorsitzenden in den vergangenen Jahren nur für eine relativ kurze Zeitspanne halten.
Foto: Hanno Bode/Imago Images
Keine Bleibegarantie − trotz Gittern: Vor allem beim Discounter Lidl konnten sich die Vorstandsvorsitzenden in den vergangenen Jahren nur für eine relativ kurze Zeitspanne halten. Foto: Hanno Bode/Imago Images  Foto: Hanno Bode/Imago Images

Es gibt Jobs bei der Schwarz-Gruppe, die galten zuletzt als eine Art Schleudersitz. Vorstandsvorsitzender bei Lidl zum Beispiel. Oder bei Kaufland. Die Liste der Manager ist lang, die sich auf dieser Position nur wenige Jahre behaupten konnten. In der Regel wechselten sie nicht freiwillig, sondern wurden aufgefordert, ihren Hut zu nehmen.

Nun stehen die Chancen gar nicht mal so schlecht, dass der eine oder anderen sogar zurückkehrt. Denn derjenige, der meist über den Abgang entschied, ist selbst nicht mehr da: Klaus Gehrig. Und der Stuhl des Vorstandschefs bei Lidl muss auch neu besetzt werden, um Gerd Chrzanowski an die Spitze der Schwarz-Gruppe zu bugsieren. Ein Überblick.

 


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Nach dem Abgang von Klaus Gehrig ist bei der Schwarz-Gruppe vieles offen


 

Karl-Heinz Holland: Von 2008 bis März 2014 war der heute 53-Jährige Vorstandschef bei Lidl. Sein weiterer Weg führte ihn unter anderem zur Zooplus AG und zum Dualen System Deutschland. Von Januar bis März war er - und ist seit Ende Mai wieder - Interims-Chef bei der Textil-Handelskette Takko, die er somit maßgeblich durch die Phase des Lockdowns leitete. Dem Handel ist er also verbunden geblieben.

Sven Seidel: Die großen, edler aufgemachten Lidl-Filialen gehen auf Sven Seidels Konto - und haben wohl stark dazu beigetragen, dass er nach nicht einmal drei Jahren im Februar 2017 wieder den Stuhl des Lidl-Chefs räumen musste. Klaus Gehrig sprach nach der Eröffnung der Pilot-Filiale in Offenau 2015 abschätzig von "Glaspalästen", die dem Gedanken des reinen Discounts widersprächen. Seidel ging anschließend zum Handelskonzern Otto in den Vorstand und kam im November 2019 zum Pharma-Großhändler Phoenix nach Mannheim, wo der 47-Jährige bis heute Vorstandsvorsitzender ist.

Jesper Hojer: Der Däne Jesper Hojer (42) hielt sich zwei Jahre und einen Monat auf dem Lidl-Chefsessel. Anschließend wurde er Chef bei Meatless Farm, einem britischen Hersteller von pflanzlichen Fleisch-Alternativen, der 2016 startete und bereits international aktiv ist. Ihm zur Seite steht mit Erwin Meijer inzwischen ein weiterer ehemaliger Lidl-Manager.

Ignazio Paterno: Noch kürzer als Hojer leitete der Italiener Ignazio Paterno (40) die Discountsparte der Schwarz-Gruppe - zunächst ohnehin nur kommissarisch, von August 2019 bis August 2020 offiziell bestellt. Dann schied er überraschend aus - unter anderem hieß es, dass es ihn nach Italien und zur Familie zurückziehe. Über eine neue Position ist nichts bekannt. Lidl wird seitdem von Gerd Chrzanowski geführt.


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Patrick Kaudewitz: Einen Monat vor Jesper Hojer verließ auch der Kaufland-Vorstandsvorsitzende Patrick Kaudewitz 2019 die Unternehmensgruppe. Der 57-Jährige ist seitdem aber gewissermaßen in stetigem Kontakt mit seinem ehemaligen Arbeitgeber: Als Vorsitzender des Verwaltungsrates von SCP Retail Investments, dem neuen Eigentümer aller Real-Filialen, verhandelt er mit Interessenten über den Verkauf der Standorte - und dabei in 92 vom Bundeskartellamt genehmigten Fällen mit Kaufland.

Frank Lehmann: Zweieinhalb Jahre leitete Frank Lehmann die Großflächensparte Kaufland der Schwarz-Gruppe, nachdem er dem Vorstand schon seit 1999 angehörte. Mit den Ergebnissen schien Klaus Gehrig nicht zufrieden zu sein - im Oktober 2015 musste Lehmann gehen. Von allen Ehemaligen hat er danach die ungewöhnlichste Karriere gestartet: Mit seinem Beratungsunternehmen und einem Supermarkt-Blog analysiert und kommentiert er die Entwicklungen der Handelsszene. Auch bei seinem einstigen Brötchengeber.

Bojan Luncer: Der gebürtige Kroate mit österreichischem Pass wurde vor einem Jahr Leiter der Handelskette Real. Als Vorstand bei Lidl war er unter anderem zusammen mit Patrick Kaudewitz für die Betreuung der nichtdeutschen Landesgesellschaften zuständig - nun ist Kaudewitz als SCP-Chef quasi sein Vorgesetzter.

Eine ganze Reihe weiterer Manager gingen oder mussten gehen - und haben teilweise neue interessante Positionen gefunden, aus denen heraus sie weitere Führungskräfte in Neckarsulm abgeworben haben. Marin Dokozic, bis 2018 Chef von Lidl Deutschland, trat ein Jahr später die Leitung der spanischen Supernmarktkette Dia in Brasilien an. Timo Dietz ging von Lidl als Leiter Qualitätssicherung zu Aldi Nord, Ronny Gottschlich zum Lieferdienst-Startup Gorillas, Jessica Kowol zu Edeka, Die ehemaligen Kaufland- und Lidl-Personalchefinnen Lydia Kaltenbrunner und Christine Rittner-Koch sind bislang noch nicht öffentlich mit neuen Positionen bekannt geworden.

 

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