Vielfalt als Schlüssel zum Glück für die Heilbronner Innenstadt
Zum Auftakt der Reihe "Wissenspause im Deutschhof" ging es um die Wiederbelebung der Heilbronner Innenstadt. Handel allein reicht nicht mehr, es brauche mehr Vielfalt, so Baubürgermeister Ringle und Stadtplanerin Haug.

Allein vom Handel kann die Innenstadt nicht mehr leben. Vielmehr gelte es, einladende Orte zu schaffen, wo sich Menschen wohl fühlen, wo sie auch einkaufen können, vor allem aber wohnen, arbeiten, essen, feiern. So in etwa ließe sich die zentrale These der ersten "Wissenspause im Deutschhof" auf den Punkt bringen, einer Reihe, in der Stadtarchivdirektor Christhard Schrenk mit Kennern der jeweiligen Materie an zehn Tagen zehn Themen diskutiert, die in der Vergangenheit für Heilbronn prägend waren und in der Gegenwart wichtig sind. Zum Auftakt interviewte er vor 100 Besuchern Baubürgermeister Andreas Ringle sowie Nina Haug, die aus Schwaigern stammt, in Heilbronn zur Schule ging und am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Fach Stadtquartierplanung promoviert.
Aus der Buga lernen und nicht zu klein denken
Unabhängig davon, ob man Heilbronn schön finde oder nicht, wünschte sich Ringle "mehr Wertschätzung für unsere Stadt". Das heiße: Nicht nur auf Probleme starren, sondern die aktuelle Dynamik wahrnehmen, so wie dies über zwei Millionen Buga-Besucher tatsächlich getan hätten. Im Oberzentrum der Region denke man manchmal "zu lokal, zu klein", meinte Haug, dabei habe man doch allen Grund zu einem neuen Selbstwertgefühl. Gleichzeitig plädierte sie dafür, den Begriff Innenstadt weiter zu fassen, wodurch nicht die Fußgängerzonen, sondern der Neckar in den Mittelpunkt rücke und auch die Bahnhofsvorstadt dabei sei, in deren Aufbruch sie ein Vorbild für die darbende nördliche Altstadt sehe. Hierbei gelte es auch, "Dinge auszuprobieren" wie etwa die Sommerzone, sagte Ringle. Gleichzeitig arbeite man derzeit an einem Rahmenplan mit Leitbild und Richtlinien, um ähnlich wie bei der Buga Anregungen zu geben und Investoren zu gewinnen.
Die mangelhafte Identifikation mit der Stadt rühre von der Zerstörung 1944 und vom pragmatischen Wiederaufbau her, wobei Ringle die Grundidee "mehr Luft und Licht" bis heute modern nannte. Im Prinzip gehe es darum, die stimmigen Grundstruktur auf die heutige Zeit zu transformieren. "Disneyland pur" wäre es für Haug und Ringle, historische Fassaden zu rekonstruieren. "Es geht nicht um Schminke, sondern um sinnvolle Nutzungen."
Mit Wollhaus-Umbau auf gutem Weg und neue Ideen fürs Reim-Areal
Beide begrüßten es ausdrücklich, dass das Wollhaus nicht abgerissen, sondern im Bestand weiterentwickelt wird. Man führe dazu weiterhin "sehr gute Gespräche" mit dem Investor, betonte Ringle. In einem zweiten Schritt müsse das Umfeld neu geordnet werden. Hierzu starte die Stadt zum Jahreswechsel einen Gestaltungswettbewerb, der auch einen möglichen Anschluss der Bottwartalbahn offen lasse. Andere umstrittene Neubauten wie die Stadtgalerie müsse man als Kind ihrer Zeit sehen, als zur Belebung vor allem wirtschaftliche Aspekte zählten. In Zukunft sollte man mehr auf Vielfalt setzen, auch am Reim-Areal, wo sich Haug gut eine Uni-Bibliothek vorstellen kann. "Studenten bringen immer Leben in die Bude." Ringle brachte hier gar einen Busknoten ins Spiel, als Ersatz für die Haltepunkte am Marktplatz.
An diesem Dienstag, 2. Juli, 12.30 Uhr, geht es im Deutschhof um Parks und Grünflächen mit Bärbel Kistner und Oliver Toellner.