Umwelthauptstadt: So stehen Heilbronns Chancen auf den Titel
Heilbronn will 2026 Umwelthauptstadt Europas werden. Von ehemals acht sind nur noch zwei Konkurrenten übrig, Guimarães und Klagenfurt. Wie stehen die Chancen gegen die Mitbewerber aus Österreich und Portugal?

Was ist der Green Capital Award, mit dem die Umwelthauptstadt Europas ausgezeichnet wird?
Die Europäische Kommission zeichnet mit dem Titel jährlich Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern aus. Unter den Preisträgern waren Metropolen wie Hamburg oder Stockholm, aber auch Städte von der Größe Heilbronns wie Lahti in Finnland. Aktuell ist Valencia Umwelthauptstadt Europas. Vilnius, Hauptstadt Litauens, wird es 2025.
Was sind die Kriterien?
Wie die Kommission schreibt, müssen Titelträger Erfolge beim Erreichen hoher Umweltstandards vorweisen. Es wird aber auch insbesondere honoriert, wenn sich Städte schlüssigere Pläne gegeben haben, um grüner zu werden, gegen Lärmbelästigung und Luftverschmutzung kämpfen. Der Weg in eine nachhaltigere Zukunft ist also ein wichtiger Aspekt. „Prämiert wird nicht die grünste Stadt“, formuliert es Heilbronns Bürgermeister Andreas Ringle – sondern jene, die in ihrer spezifischen Situation ein vielversprechendes Konzept vorlegt.
Wie hat es Heilbronn ins Finale geschafft?
Die Jury lobte das „umfassende System zur Überwachung der Lärmbelastung, den Landschaftsplan, das Mobilitätskonzept und eine breitere Bürgerbeteiligung“. Das alles zeuge von einem „ganzheitlichen Ansatz der Stadtplanung“. Während klangvolle Konkurrenten wie Cordoba oder Riga bereits raus sind, bleibt Heilbronn weiter im Rennen.
Green Capital: So will Heilbronn punkten
Was steckt konkret dahinter, etwa beim Mobilitätskonzept?
Es umfasst an die 100 Seiten und listet eine Reihe von Maßnahmen für den Verkehr der Zukunft auf. Klimaschutz steht im Fokus. Der Autoverkehr soll abnehmen, der sogenannte Umweltverbund aus Bus und Bahn, Rad und Fußverkehr gestärkt werden. Was davon umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Jede Debatte zum Verkehr ist vielschichtig und emotional, das zeigt derzeit die Diskussion, ob Kunden der Heilbronner Geschäfte an bestimmten Tagen wieder gratis parken dürfen.
Eben hat die Deutsche Umwelthilfe in ihrem Hitze-Check Heilbronn die Rote Karte gezeigt. Wie passt das mit der Bewerbung als Green Capital zusammen?
Die DUH hat vor allem die versiegelte Fläche in Großstädten betrachtet. Dass Heilbronn als Industriestadt hier schlecht abschneidet, war keine Überraschung. Wie sinnvoll solche eindimensionalen Vergleiche sind, ist umstritten. Beim Green Capital Award geht es um eine umfassendere Betrachtung. Essen, 2017 letzter deutscher Titelträger, wurde gekürt, weil die Jury die Ruhrgebietsmetropole mit ihren Konzepten als beispielhaft für Städte im Strukturwandel einstufte.
Portugiesische Stadt hat sich schon mehrmals beworben
Was bietet die Konkurrenz auf?
Klagenfurt am Wörthersee ist eine von zehn Pionierstädten im österreichischen Programm „Klimaneutrale Stadt“. Guimarães wirft konkrete Projekte bei Wassermanagement und Abfallwirtschaft in die Waagschale. So wurden etwa bei städtischen Veranstaltungen Einwegmaterialien verboten. Die Stadt ist am aktivsten in sozialen Netzwerken, hatte sich bereits 2017 beworben und war im Vorjahr in die Endauswahl gekommen. Guimarães hat daher sicher gute Chancen. Allerdings gewänne dann nach Lissabon und Valencia zum dritten Mal binnen sechs Jahren eine Stadt von der Iberischen Halbinsel. Die Kommission achtet durchaus auf eine geografische Streuung über Europa. Allerdings: In aller Regel wird keine Stadt beim ersten Anlauf zur Umwelthauptstadt gekürt.
Wie stehen also Heilbronns Chancen?
„Wenn wir gewinnen, wäre es eine Sensation“, sagt Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel. Betrachtet man die bisherige Vergabepraxis, wäre es tatsächlich eine große Überraschung, wenn es gleich bei der Bewerbungspremiere zum EM-Titel der Nachhaltigkeit langt. Sollte es nicht klappen, hat die Verwaltung angekündigt, dass sich Heilbronn wieder bewerben wird.
Wie geht es weiter?
Die drei im Wettbewerb verbliebenen Finalisten präsentieren am 24. Oktober in Valencia ihre Konzepte, anschließend kürt die Jury die Green Capital 2026.