Beleidigungen und Androhungen von Gewalt: Das erleben Taxifahrer in Heilbronn
Betrunkene, pöbelnde Fahrgäste, unbezahlte Rechnungen: Viele Taxifahrer in der Stadt Heilbronn erleben das beinahe täglich. Manchmal bleibt es nicht bei bloßen Beleidigungen.
In der Nacht auf Mittwoch attackierte eine 21-Jährige, die in Heilbronn in ein Taxi stieg, nach mehr als 100 Kilometer Fahrt den Fahrer mit einem Stein und traktierte ihn mit Tritten. Sie konnte die Rechnung von mehreren hundert Euro offenbar nicht zahlen. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und der Erschleichung von Leistungen. Ein Einzelfall oder die traurige Regel?
Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums in Heilbronn kam es in den zurückliegenden 12 Monaten zu neun erfassten Übergriffen auf Taxifahrer. Vier Fälle wurden davon in der Stadt Heilbronn erfasst, zwei in Öhringen sowie jeweils einer in Bad Rappenau, in Buchen-Hainstadt (Neckar-Odenwald-Kreis) sowie einer in Untereisesheim.

Taxifahrer in Heilbronn mit Faust vorm Gesicht bedroht
Der Vorfall im Landkreis von Heilbronn sei auch gleichzeitig der letzte registrierte Fall gewesen. Er trug sich am 4. August um 2.43 Uhr morgens zu. Wenn ein Streit zwischen einem Taxifahrer und einem Fahrgast eskaliert, bleibt es oftmals nicht bei bösen Worten. "In 90 Prozent der Fälle folgt auf eine Beleidigung ein Körperverletzungsdelikt", sagt Polizeisprecherin Petra Rutz zur Heilbronner Stimme.
Ein Taxifahrer aus der Stadt Heilbronn, der unerkannt bleiben möchte, erzählt, dass er einmal einen im Gesicht verletzten Fahrgast mitgenommen hatte, der ihn anschrie, loszufahren. Als er zurückfragte, wohin die Fahrt gehen soll, streckte der mutmaßlich davor in eine Schlägerei verwickelte Fahrgast ihm die Faust vors Gesicht und drohte ihm Schläge an. Als der Taxifahrer darauf die Polizei verständigen wollte, stieg der Mann schnell aus.
Keine Taxifahrten zu Heilbronner Diskotheken mehr – Taxifahrer zieht Grenze
Andere Kollegen haben Ähnliches erlebt. Ein häufiges Problem seien Fahrgäste, die nicht bereit sind, den Fahrpreis zu zahlen, erzählt Recep Altiner. "Es dreht sich alles nur ums Geld", sagt der 68-Jährige, der seit elf Jahren im Taxi-Geschäft. Einmal habe er eine betrunkene junge Frau vom BUGA-Gelände nach Gundelsheim gefahren. Erst, als er in der Nachbarschaft herumschrie, beglich die Jugendliche die Rechnung, um kein Aufheben zu machen.

Besonders nachts gebe es eine Menge unangenehme Fahrgäste. "Viele wollen rauchen und Alkohol trinken während der Taxifahrt", erzählt Altiner. Weil er das den oftmals angetrunkenen Männern verbiete, werde er häufig beleidigt. Aber das gehöre einfach zum Job dazu. Man wisse schließlich, worauf man sich bei dem Beruf einlässt. Allerdings hat er für sich eine Grenze gezogen: Seit vier Monaten nimmt der 68-Jährige keine Fahrgäste vor Diskotheken mehr mit, weil die nur Ärger machen würden und in vielen Fällen blank seien.
Pöbelnde Frau in Tempo-30-Zone, offene Taxi-Rechnung von 162 Euro
Farooq Mohammad hat sich die Strategie zu eigen gemacht, bei persönlichen Beleidigungen einfach die Ohren auf Durchzug zu stellen und die Beschimpfungen zu ignorieren. Der 51-jährige Taxifahrer habe erst kürzlich eine alte Frau von der Mörikestraße zur Sichererstraße gefahren. Auf der nur vierminütigen, 1,3 Kilometer langen Fahrt habe sich die Seniorin mehrmals lauthals beschwert, warum der 51-Jährige in der Tempo-30-Zone nicht schneller fahre.
Teure Fehlfahrten seien ein weiteres Ärgernis. So sei er beispielsweise einmal insgesamt 25 Minuten nach Untergruppenbach und wieder zurückgefahren, weil der angekündigte Fahrgast seine Fahrt nicht antrat und auch nicht mehr erreichbar war. Andere wiederum wollten nicht zahlen.
Von einem Mann mittleren Alters, der vor zwei Monaten seine Rechnung von 161,80 Euro nicht bezahlen konnte, hat er sämtliche Daten und sogar den Personalausweis abfotografiert. Er tausche regelmäßig mit ihm Handynachrichten aus, werde aber immer wieder hingehalten. "Wenn er heute nicht bezahlt, dann gehe ich zur Polizei", sagt Mohammad.

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