Symbolfigur im Wandel der Zeit: Einmal Käthchen, immer Käthchen
Sie gehört zu Heilbronn wie der Neckar. Das Käthchen als Symbolfigur lebt von der Tradition und ist doch in stetem Wandel. Bei der Wissenspause im Deutschhof ging es am Montag darum, wie die Zukunft des Käthchens aussehen kann.

"Ein Geschenk des Literaturhimmels." So bezeichnete Christhard Schrenk, Direktor des Stadtarchivs Heilbronn, vor gut gefüllten Sitzreihen im Deutschhof das Erbe aus Heinrich von Kleists Ritterschauspiel. Wie Heilbronn den Weg in die Weltliteratur fand, ist ungeklärt. Unstrittig ist, dass Heilbronn vom Käthchen touristisch profitiert.
"Die Figur hat eine unglaubliche Strahlkraft", betonte Nico Weinmann, Vorsitzender des Vereins Wir für Heilbronn. "Das hat man in der Stadt früh erkannt." Junge Frauen konkurrieren um das Amt, um in das Kostüm der Symbolfigur schlüpfen und Heilbronn repräsentieren zu dürfen.
Einmal Käthchen sein: Ein Kindheitstraum
Käthchen werden: Das sei ein Kindheitstraum gewesen, erzählte Franziska Maurer, die derzeit den Job inne hat, der zahlreiche Termine und viele Reden mit sich bringt. Diese formuliere sie immer selbst, so die 23-Jährige, die keine vorgefertigten Texte ablesen will. "Ich habe eine eigene Meinung und sage sie auch."
Traumjob Käthchen? Elke Winkler stand in den 70er Jahren in der ersten Reihe der Heilbronn-Repräsentantinnen und formuliert es etwas prosaischer. "Mich hat die Aufgabe gereizt." Und die brachte der damals 16-Jährigen, die ihr Käthchen-Wissen mittlerweile als Stadtführerin weitergibt, unvergessliche Erlebnisse. Den Fanfarenzug Böckingen begleitete sie auf einem zweiwöchigem USA-Trip, bekam Tee bei der Botschafterin serviert und wurde Ehrenbürgerin in Clarke, New Jersey. "Die Urkunde", erzählte Winkler, habe ich heute noch."
Zahl der Bewerberinnen geht zurück
Bewahrt hat sie sich die Kontakte zu anderen Ehemaligen. Das sei eine richtige Familie: "Einmal Käthchen immer Käthchen". Geblieben ist zudem eine Menge Heilbronn-Expertise, das Auswahlverfahren war nicht einfach. So gab es einen schriftlichen Test mit 47 Fragen. Die Bedingungen sind mittlerweile angepasst worden. "Es wird zunehmend schwieriger, junge Frauen zu finden, die sich für das Amt zur Verfügung stellen", skizzierte Weinmann die Bemühungen, mehr Bewerberinnen für die Aufgabe zu begeistern.
Dabei geht das Käthchen mit der Zeit. Die schweren, wollenen Kleider sind modernen Varianten gewichen, Haube oder Zöpfe sind keine Pflicht mehr. Manche Neuerung ist umstritten, etwa die "puppenhaften Disney-Käthchen", wie Moderator Schrenk die Weihnachtsmarkt-Figuren taufte. Verein, Stadt und Marketinggesellschaft HMG seien im ständigen Austausch, wie die Figur mit Leben gefüllt werden kann, so Weinmann. Amtsträgerin Maurer ist nicht bange um die Zukunft des Käthchens. "Den Mädchen, die sich bewerben, bedeutet das sehr viel."
Am Dienstag geht es um Musik
"Heilbronn – Stadt der Musik" ist am Dienstag, 9. Juli, ab 12.30 Uhr Thema bei der Wissenspause im Deutschhof. Gesprächspartner sind der Jazzmusiker Robert Giegling, Nanna Koch, stellvertretende Konzertmeisterin beim WKO, und Uta-Mirjam Theilen, Leiterin der Städtischen Musikschule. Die Reihe wird vom Stadtarchiv gemeinsam mit dem Schul-, Kultur- und Sportamt veranstaltet.