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Gema-Gebühren belasten Heilbronner Weihnachtsmarkt – bei Musik wird gespart

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Trotz neuer Gema-Tarife und 35 Prozent Kostenersparnis bleibt der Weihnachtsmarkt Heilbronn unter Druck. Warum die Gebühren weiter hoch sind und wie die HMG als Veranstalter darauf reagiert.


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Die Heilbronn Marketing GmbH (HMG) muss in diesem Jahr deutlich genauer planen, wie viel Musik sie sich leisten kann. Grund sind die nach wie vor hohen Gema-Gebühren, die seit der Tarifumstellung 2019 nicht mehr nach Bühnen-, sondern nach kompletten Veranstaltungsflächen berechnet werden.

Das trifft den Käthchen-Weihnachtsmarkt besonders, eine der zentralen Veranstaltungen in der Heilbronner Innenstadt.

Gema-Gebühren für Heilbronner Weihnachtsmarkt: Musikprogramm muss genau geplant werden

Im vergangenen Jahr beliefen sich die Gema-Kosten auf rund 50.000 Euro, wie HMG-Geschäftsführer Steffen Schoch informiert. Die berechnete Fläche sei jedoch deutlich größer als der tatsächlich nutzbare Veranstaltungsbereich.

Der Käthchen-Weihnachtsmarkt soll auch in diesem Jahr für festliche Stimmung in der Innenstadt sorgen. Wegen hoher Gema-Gebühren hat die HMG das Musikprogramm jedoch angepasst.
Foto: Archiv/Seidel
Der Käthchen-Weihnachtsmarkt soll auch in diesem Jahr für festliche Stimmung in der Innenstadt sorgen. Wegen hoher Gema-Gebühren hat die HMG das Musikprogramm jedoch angepasst. Foto: Archiv/Seidel  Foto: Archiv/Seidel

Feuerwehrtrassen, Haltestellenbereiche, Gehwege oder Gleisanlagen müssten mitbezahlt werden, obwohl dort keinerlei musikalisches Programm stattfinden könne. „Diese Flächen dürfen wir faktisch nicht verwenden, trotzdem gibt es keine Möglichkeit, sie aus der Berechnung herauszunehmen“, sagt Schoch.

Mit weniger Fläche und mehr gemafreier Musik will die HMG die Ausgaben halbieren

Um die Kosten in diesem Jahr zu senken, plant die HMG ein verändertes Musikprogramm. Es wird Tage geben, an denen ausschließlich gemafreie Live-Musik aufgeführt wird, sowie Tage ganz ohne Live-Auftritte. Weihnachtliche Musik soll dann ausschließlich in gemafreien Varianten vom Band kommen. Zusätzlich wurde die Marktfläche in diesem Jahr um rund 20 Prozent verkleinert.

Durch diese Maßnahmen und den bereits für diese Saison wirksamen neuen Weihnachtsmarkttarif, der die Gebühren um 35 Prozent reduziert, sinken die Gema-Kosten in Heilbronn deutlich auf rund 14.500 Euro, sagt Schoch.

Trotz Tarifsenkung bleibt die Berechnung ganzer Plätze das größte Kostenthema

Der neue Tarif soll vier Jahre lang laufen und den „besonderen Charakter“ moderner Weihnachtsmärkte berücksichtigen. Doch aus Sicht der HMG löst die Tarifsenkung nicht das Problem der Flächenberechnung.


Weiterhin wird die gesamte Veranstaltungsfläche berechnet – inklusive Bereichen wie Feuerwehrzufahrten, Haltestellen oder Gehwegen, die gar nicht genutzt werden können. Genau diese Praxis sorgt nicht nur in Heilbronn für besonders hohe Gebühren. Vor diesem Hintergrund hält Schoch grundlegende Reformen weiterhin für notwendig.

Landesförderungen wie in Hessen gibt es in Baden-Württemberg bislang nicht

Unterstützung vom Land gibt es derzeit nicht. „Mir ist nicht bekannt, dass das Land Baden-Württemberg, analog zu Hessen, uns als Veranstalter unterstützt“, sagt Schoch. In Hessen übernimmt das Land ab 2025 die Gema-Gebühren für bis zu vier eintrittsfreie, überwiegend ehrenamtlich organisierte Vereinsveranstaltungen pro Jahr – allerdings nur bis zu einer Veranstaltungsfläche von maximal 500 Quadratmetern.

Dieses Modell entlastet kleine Vereinsfeste, greift für große Weihnachtsmärkte jedoch kaum. „Das wäre auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt er. Grundsätzlich könne es nicht die Aufgabe des Landes sein, Gebühren einer staatlichen Verwertungsgesellschaft mit Steuergeldern zu finanzieren.

Für ehrenamtliche Feste werden die Gebühren schnell zum Problem

Auch kleinere, ehrenamtlich organisierte Feste in den Stadtteilen gelten weiterhin als besonders belastet: Für sie fallen die Gema-Gebühren im Verhältnis oft höher aus, zudem ist der bürokratische Aufwand größer. In der Vergangenheit hatte Schoch bereits darauf hingewiesen, dass solcher Druck dazu führen könne, dass Veranstaltungen kleiner ausfallen oder ganz wegfallen – mit Folgen für die kulturelle Vielfalt vor Ort.

Steffen Schoch geht davon aus, dass Besucherinnen und Besucher die Änderungen im Musikprogramm kaum bemerken werden. Ziel sei es, trotz der Anpassungen die weihnachtliche Atmosphäre zu bewahren.


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Landtags-Grüne sehen weiterhin Handlungsbedarf

Bei einem digitalen Runden Tisch der Grünen-Landtagsfraktion unter dem Motto „Kulturgut Weihnachtsmarkt erhalten“ diskutierten Ende Oktober Vertreter der Gema, der Kommunen, der Kultur- und Stadtmarketingverbände sowie Künstler über Wege aus der Situation.

„Kunst und Kultur sind kein Luxus, sondern Teil unserer gesellschaftlichen DNA“, sagte Erwin Köhler, kulturpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag. Zwar sei die neue Tarifsenkung ein wichtiger Schritt, doch das Kernproblem der Flächenbemessung und der dadurch hohen Kosten bleibe bestehen. Auch er findet: Reformen seien weiterhin nötig, um kulturelle Teilhabe langfristig zu sichern


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