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Städtepartnerschaften sind nie nur privat

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Heilbronn feiert in Béziers 60 Jahre Freundschaft. Damit die Tradition  weiterlebt, braucht es mehr als Privatunterkünfte und Busreisen. 

Am Sonntag gibt es wieder "Jazz und Einkauf" in Heilbronn. Bei einer Umfrage haben die Läden der Stadt vor allem mit Freundlichkeit gepunktet.
Am Sonntag gibt es wieder "Jazz und Einkauf" in Heilbronn. Bei einer Umfrage haben die Läden der Stadt vor allem mit Freundlichkeit gepunktet.  Foto: Fotograf: Jannik Schramm

Städtepartnerschaften sind eine gute Sache, wenn sie mit Leben gefüllt sind. Doch oft genug hängt das Konstrukt an wenigen engagierten Vereinsmitgliedern. Keine Frage: Der Austausch über Landesgrenzen hinweg ist wichtig und, der reichlich pathetische Begriff „Völkerverständigung“ hat in Zeiten globaler Krisen nochmal an Bedeutung gewonnen. Andererseits sind Busreisen von einer Provinz in die andere längst nicht mehr gefragt. Wenn selbst an manchen Heilbronner Schulen wegen geringem Interesse kein Austausch mehr zustande kommt, dann wird deutlich, dass Partnerschaften mehr bieten müssen als Privatunterkünfte. Manchmal gelingt das. Heilbronn feierte dieser Tage 60 Jahre Freundschaft mit Béziers eher auf einer kulturell-politischen Ebene. Denn Städtepartnerschaften sind eben doch vor allem etwas Offizielles. Deshalb erntete Neckarsulm auch Kritik, weil es mit dem türkischen Pamukkale eine Partnerschaft erwägt und ausdrücklich unterscheidet zwischen politischen Entwicklungen im Land und zwischenmenschlichen Freundschaften. Das eine ist offiziell, das andere privat – eine gute Städtepartnerschaft bedient beide Facetten. Insofern ist auch nachvollziehbar, dass die Junge Union Heilbronn fordert, die Partnerschaft mit der russischen Stadt Noworossijsk zu beenden. Was 2019 begann, wurde nie mit Leben gefüllt. Insofern wäre das Ende kein Verlust zwischenmenschlicher Beziehungen, aber ein deutliches politisches Zeichen.     

Freundlichkeit bedeutet nicht zwingend mehr Umsatz

Das Marktforschungsinstitut MF Consulting fragt seit fast 30 Jahren Kunden in verschiedenen deutschen Städten, wie zufrieden sie mit dem Einzelhandel vor Ort sind. Heilbronn ist bei 130 untersuchten Orten auf Platz 115 gelandet, klingt erstmal wie abgeschlagenes Mittelfeld. Bei genauerem Hinsehen ist der Abstand zu Platz eins kleiner als zum letzten Platz. Mehr als 80 Prozent der 900 Befragten sind mit der Freundlichkeit in Heilbronner Unternehmen zufrieden. Aber wie das so ist bei anonymen Umfragen: Wer antwortet, und ob er wirklich in der Stadt einkauft, lässt sich nicht herauslesen. Wohl aber ein Trend, und der geht nach oben. Der Freundlichkeitswert ist gestiegen seit der letzten Umfrage. Das ist schön, sagt aber wenig über Umsätze, Aufenthaltsdauer und Frequenz aus. Und die sind am Ende entscheidend für die Attraktivität. Kritisch gegenüber den örtlichen Geschäften war übrigens vor allem die jüngere Kundschaft, das immerhin zeigt die Umfrage deutlich. Deshalb muss die Jugend bei Neugestaltungen dringend in den Fokus gerückt werden. Damit die Studentenstadt endlich nicht mehr an der Campusgrenze endet.    

Kandidaten haben hohe Wahlbeteiligung verdient

In Roigheim und in Oberstenfeld wird am kommenden Sonntag ein neuer Bürgermeister gewählt. Wer auch immer das Rennen macht, jedem möglichen Rathauschef ist zu wünschen, dass möglichst viele der potenziellen Wähler hinter ihm stehen. Wahlbeteiligung ist auch eine Frage des Respekts vor der Bereitschaft, ein öffentliches Amt zu übernehmen. In Roigheim sollte vor allem angesichts der beiden unterschiedlichen Kandidaten eine hohe Beteiligung bei der Stimmabgabe möglich sein. Gerade im Kommunalbereich hat das Ergebnis direkten Einfluss auf das Leben vor Ort. Außerdem sind zwei Bewerber mit Verwaltungserfahrung keine Selbstverständlichkeit in einer so kleinen Kommune, da hat der Gemeinderat seine Hausaufgaben bei der Kandidatensuche offensichtlich gemacht. Jetzt ist der Wähler dran. Nur wer abstimmt, kann mitreden. 


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