Zoll-Bilanz: Waffen, Drogen und Corona-Folgen
Beim Großteil der Steuererträge hinterlassen Pandemie und Brexit ihre Spuren. In der Bilanz des Hauptzollamts Heilbronn stechen Felder heraus, die Einblicke in den Alltag der Menschen gewähren.

Dass die Menschen im zweiten Jahr der Corona-Pandemie vermehrt Alkohol konsumiert haben und Internet-Bestellungen durch die Decke gingen, legen auch die neuesten Zahlen des Zolls nahe. Mit steuerlichen Einnahmen in Höhe von 818,8 Millionen Euro hat das Hauptzollamt Heilbronn (HZA) die Werte aus den Vorjahren übertroffen. Zwar ragen die Einnahmen im Jahr 2021 nicht an das Nachkriegs-Rekordhoch von 2018 (mit rund 830 Millionen Euro) heran, dafür ist die Differenz zu 2020 mit einer Summe von 716 Millionen Euro deutlich.
Hohe Steuererträge für Warenimporte sowie Verbrauchssteuer - mögliche Pandemie-Effekte
Besonders gestiegen sind Steuererträge, die mit Warenimporten in Verbindung stehen und im Rahmen der Verbrauchssteuer, wie das Hauptzollamt Heilbronn im Mai bekanntgegeben hat. "Nahezu konstant" seien die Verkehrssteuern geblieben, die sich bereits seit einigen Jahren im Mittel um die Marke von 190 Millionen Euro bewegen, heißt es seitens der zuständigen Abteilung am HZA.
Während Einnahmen aus Luftverkehr- und Kfz-Steuer stagnierten, erhöhten sich die Einnahmen der Verbrauchssteuer - für unter anderem Alkohol, Tabak und Kaffee - um zehn Prozent. Zugleich könnten die Mehreinnahmen teils auch mit dem Ende des Konjunkturpakets der Bundesregierung und der zeitweilig abgesenkten Mehrwertsteuer in der zweiten Jahreshälfte 2020 erklärt werden, so das HZA.
Brummt die Wirtschaft wieder, steigen Steuererträge, die mit Strom zusammenhängen
Als möglichen "Beleg einer wieder angezogenen Konjunktur" betrachtet Regierungsrätin Julia Engler, die das Sachgebiet Abgabenerhebung leitet, gestiegene Auszahlungen an Unternehmen der Region, die aus Erstattungen und Vergütungen aus dem Energie- und Stromsteuerrecht zusammenhängen.
Bei der mit bekanntesten aller Zollaufgaben schlägt sich auch eine politische Weichenstellung der vergangenen Jahre nieder - so erkennt das HZA Brexit-Folgen beim grenzüberschreitenden Warenverkehr. Während die Zahlen von abgefertigten Postpaketen im Gebiet des HZAs sinken - diese werden zunehmend zentralisiert an internationalen Postzentren oder in den eigenen vier Wänden abgefertigt - stieg 2021 der Umfang der Abfertigungen in den anderen Bereichen merklich an. Einfuhren nahmen um sieben Prozent zu, Ausfuhren hingegen stiegen um mehr als 33 Prozent an. Grund sei der Brexit und der "damit einhergehende Drittlandstatus des Vereinigten Königreichs. Insbesondere zu Beginn des Jahres 2021 beschäftigte die daraus resultierende Mehrarbeit die Beschäftigten in nicht geahntem Ausmaß," erläutert Christina Taylor-Lucas, Leiterin des HZA Heilbronn.
Sichergestellt hat das HZA im Jahr 2021 bei Verkehrskontrollen 20 Waffen, beziehungsweise Waffenteile, daneben rund 191.000 unversteuerte und geschmuggelte Zigaretten, außerdem knapp 240 Kilogramm Wasserpfeiffentabak. Auch mehr als ein halbes Kilogramm Kokain und über 160 Kilogramm Marihuana stellten die Zollbeamten sicher. In 147 Fällen ist das HZA einer Summe von über 30.000 Euro von ausländischen Steuerschuldnern habhaft geworden.