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Zehender am Markt wird saniert: Schönstes Privathaus der Heilbronner Innenstadt

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Der legendäre Kaufmann Gerhard Zeheneder hatte das Haus nach der Zerstörung 1944 mit eigenen Händen wieder aufgebaut. Ein Jahr nach dem Tod des Namensgebers lässt Uhrenhändler Grimmeissen das wunderschöne Gebäude am Marktplatz renovieren.

Gerhard Zehender hat das Haus wieder aufgebaut. Derzeit wird es saniert.
Gerhard Zehender hat das Haus wieder aufgebaut. Derzeit wird es saniert.  Foto: Seidel, Ralf

Die schöne Barockfassade zeugt vom verlorenen Glanz der einstigen Reichsstadt. Der Zehender am Markt ist gewiss das schönste historische Privathaus der Heilbronner Innenstadt.

Und so ist vielen Besuchern des Weihnachtsmarkts aufgefallen, dass es derzeit eingerüstet und mit einem Baunetz verhüllt ist. Im Erdgeschoss läuft das Geschäft, genauer gesagt der Uhrenladen von Hausbesitzer Andreas Grimmeissen, wie gewohnt weiter.


Zehender am Markt in Heilbronn: Aspekte des Denkmalschutzes

Nach Angaben des städtischen Amts für Planung und Baurecht werden die Wohnräume im zweiten Vollgeschoss und im Dachgeschoss renoviert. Außerdem sei eine umfassende Fassadensanierung im Gange. Vor allem die Sandsteinteile seien in die Jahre gekommen und "bröseln gewaltig", heißt es. Die Gesamtmaßnahme sei mit der Unteren Denkmalschutzbehörde abgestimmt. Belange des Denkmalschutzes seien nur an der Außenwand zu berücksichtigen, nicht im Innern.

Ein Kaufmann mit Bürgerstolz und Stil

"Zehender am Markt": Die großen grünen Leuchtbuchstaben über dem Haupteingang vom Marktplatz her waren über Jahrzehnte hin Programm. Und sie waren lange mit dem einstigen Hausbesitzer verbunden, Gerhard Zehender. Vor fast genau einem Jahr, am 10. November 2022, ist er im gesegneten Alter von 99 Jahren gestorben. Zehender war nicht nur Textilkaufmann. Er stammte aus einer Zeit, als der Begriff Heilbronner Kaufmann noch ein Ehrentitel war. Er war ein stolzer Bürger mit Stil, feinem Gespür für seine Kunden und mit Geschichtsbewusstsein.

Mit seinem Bruder Klaus hatte er das 1944 bis auf die Fassade zerstörte Gebäude nach der Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg bis 1949 mit eigenen Händen und mit viel Herzblut fast originalgetreu wieder aufgebaut und über die Jahre hinweg restauratorisch verfeinert. Zehender blieb die Ausnahme, auch wegen der städtischen, eher aus der Not geborenen allgemeinen Wiederaufbaupläne.

Eine lange Vorgeschichte

Das Zehender-Gebäude wurde am 4. Dezember 1944 zerstört.
Fotos: Archiv/Seidel
Das Zehender-Gebäude wurde am 4. Dezember 1944 zerstört. Fotos: Archiv/Seidel

Ursprünglich war das prominente Haus 1726 von Georg Friedrich und Maria Pfeil errichtet worden, wobei es Familie Zehender bereits 1817 erworben hatte, um die dortige Weinstube mit Bäckerei später zum Textilgeschäft umzuwandeln.

Im Jahre 1968 übernahm Gerhard Zehender in fünfter Generation die Geschäftsführung und führte das Bekleidungshaus nach dem Tod von Ehefrau Beate (1967) in zweiter Ehe mit Ursula Zehender, geborene Bentz, bis Ende 2010 weiter.

"Weil ich und meine Frau noch etwas vom Leben haben wollen", so sagte er damals, verkaufte der Kulturmensch das Gebäude an Andreas Grimmeissen, der damals noch um die Ecke an der Kaiserstraße saß. Zehender genoss in den Obergeschossen, wo die Zeit zwischen Antiquitäten und Kunstwerken stehengeblieben zu sein schien, bis zu seinem Tode Wohnrecht.

 
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