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Willkommenskultur in Heilbronn: Ein Abend zum interkulturellen Austausch

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Bestsellerautorin Florence Brokowski-Shekete erzählt eindrücklich von ihren Diskriminierungserfahrungen zu Schulzeiten und als Lehrerin. Was sich ihrer Meinung nach im Schulsystem ändern muss, um Rassismus entgegenzuwirken.

Die Buchautorin Florence Brokowski-Shekete war im Oktober 2022 im Welcome-Center in Heilbronn zu Gast. Sie sprach über Ihre Erfahrungen mit Rassismus.
Die Buchautorin Florence Brokowski-Shekete war im Oktober 2022 im Welcome-Center in Heilbronn zu Gast. Sie sprach über Ihre Erfahrungen mit Rassismus.  Foto: Uwe Anspach (dpa)

Erzählt Bestsellerautorin und Schulleiterin Florence Brokowski-Shekete von ihren Rassismuserfahrungen, geht ein schockiertes Raunen durch das Publikum und Köpfe werden geschüttelt. Und das kommt am Dienstagabend in der Maschinenfabrik häufiger vor. Die Veranstaltung steht unter dem Motto "Willkommenskultur in Heilbronn-Franken - Erfahrungen & Perspektiven" und wird vom Welcome-Center initiiert.

Aufgewachsen als erstes schwarzes Kind des Ortes

Florence Brokowski-Shekete kommt im April 1967 als Kind nigerianischer Eltern in Hamburg zur Welt. Sie wächst in Buxtehude bei einer Pflegemutter auf und ist dort, wie sie sagt, das erste und lange das einzige schwarze Kind. Dementsprechend früh muss die Mannheimerin ihre erste Erfahrung mit Rassismus machen: "Ein anderes Kind fragte mich, ob ich überall so schwarz bin wie im Gesicht", erzählt die Autorin. Diese Frage habe sie schockiert.

Willkommenskultur in Heilbronn: (v.l.) Mark Wittlinger, Sandra Villaverde Santos, Karen Württemberger, Heide Hindahl, Elena Wormer, Daniel Gaube, Silia Kelesidis, Andreas Kraft, Sandra Büchele und Tanja El Ghadouini.
Foto: Mario Berger
Willkommenskultur in Heilbronn: (v.l.) Mark Wittlinger, Sandra Villaverde Santos, Karen Württemberger, Heide Hindahl, Elena Wormer, Daniel Gaube, Silia Kelesidis, Andreas Kraft, Sandra Büchele und Tanja El Ghadouini. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Ein weiteres Erlebnis, das sich bei ihr eingebrannt hat, fand statt, als sie in der sechsten Klasse war. Sie habe damals immer gerne Brötchen mit Butter und Nussnougatcreme gegessen. Über ebendiesen Brötchenkonsum habe sich ihre Lehrerin ausgelassen. "Sie sagte, wenn ich weniger Brötchen essen würde, müssten Kinder in Afrika nicht hungern." Momente wie diese hätten der Autorin gezeigt: "Es gibt ein Schwarzes Ich und ein Weißes Ihr. Von diesem Weißen Ihr habe ich mich ausgeschlossen und benachteiligt gefühlt." Sie habe sich als schwarze Frau zu Schulzeiten häufig erklären und rechtfertigen müssen.

Rassismus im Schulsystem

Auch als sie beschließt, Lehrerin zu werden, kommt es immer wieder zu Diskriminierung. Etwa auf einer Fortbildung, als sie für eine Praktikantin aus Timbuktu gehalten wird, die sich in Deutschland nur mal umsehen will. Oder als sie ihre Jacke im Lehrerzimmer völlig zerschnitten vorfindet. "Da habe ich mich schon gefragt, ob ich hier richtig bin."

Selbst ihr Sohn erlebt im Schulsystem Rassismus. Als er von einem Mitschüler mit dem N-Wort beleidigt wird, zitiert der Schulleiter Brokowski-Shekete zu sich. "Ich habe mich über die rassistische Beleidigung des Schülers beschwert, doch der Rektor entgegnete mir nur: "Stellen Sie sich nicht so an, der Begriff ist ganz normal." "

Verpflichtende Fortbildungen für Lehrer als Lösungsansatz

Damit sich im deutschen Bildungssystem etwas ändert, fordert Florence Brokowski-Shekete verpflichtende Fortbildungen für Lehrer zum Thema Antidiskriminierung. Aktuell sind Fortbildungen in Baden-Württemberg freiwillig. Zudem sagt sie: "Schüler für Diskriminierung zu sensibilisieren, ist eine fächerübergreifende Aufgabe." Statt einem speziellen Schulfach brauche es vielmehr eine lebenslange Sensibilisierung und den Austausch mit von Rassismus betroffenen Personen.

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