Wenig Verständnis für Impfzentrum in Horkheimer Stauwehrhalle
Große Verwunderung im Stadtteil Horkheim: Das Heilbronner Corona-Impfzentrum kommt in die örtliche Stauwehrhalle, nicht ins Redblue-Messezentrum. Der Bezirksbeirat fühlt sich bei der Entscheidung übergangen. Der Schulleiter, der die Halle für den Sportunterricht nutzt, ist entsetzt.

Das Land hat sich beim Standort für das Corona-Kreisimpfzentrum in Heilbronn überraschend umentschieden: Geimpft wird - wohl ab Mitte Januar - nicht im Messezentrum Redblue, sondern in der Stauwehrhalle Horkheim. Verwundert, verärgert, aber teils auch verständnisvoll reagieren Bürger und Verantwortungsträger am Donnerstagnachmittag auf die Nachricht.
Nicht die feine englische Art
Der Sprecher des Bezirksbeirats, Jürgen Gärtner, erfuhr erst durch einen Stimme-Anruf davon. "Es gab Gerüchte, auch Gedankenspiele waren uns bekannt, aber dass es so kommt, überrascht mich doch sehr, zumal heute früh noch das Reblue genannt wurde."
Ob der Bezirksbeirat in die Entscheidung hätte einbezogen werden müssen? "Wir werden jedenfalls vor vollendete Tatsachen gestellt. Das ist nicht die feine englische Art." Er gibt zu bedenken, dass die Stauwehrhalle eigentlich vom TSB Horkheim und für den Schulsport genutzt wird. Geeignete Alternativen seien schwer vorstellbar. Gleichwohl zeigt sich Gärtner "ein bisschen gespalten, denn die Notwendigkeit zu impfen ist ja da".
"Das ist niederschlagend, das ist der Wahnsinn." Schulleiter Johannes Janositz musste um Worte ringen, als ihn die Stimme gegen 16 Uhr - kurz nach einem Anruf der Stadtverwaltung - erreichte. Normalerweise werde die Stauwehrhalle von acht Schulklassen und nachmittags für den sportlichen Part der Ganztagesbetreuung genutzt, insgesamt knapp 30 Stunden pro Woche. Nun sei ihm als Alternativstandort eine Halle genannt worden, von der er noch nie etwa gehört habe und zu der die Schulkinder mit Bussen hingebracht werden sollen.
Verkehrsprobleme im Wohngebiet befürchtet
"Das sagt sich alles so leicht, aber da hängt ein ganzer Rattenschwanz dran": von der Fahrzeit bis hin zum Anschluss-Unterricht. "Das zerreißt uns ja den ganzen Stundenplan." In die Horkheimer Alte Turnhalle auszuweichen? Das kann er sich schwer vorstellen, zumal sie von Vereinen genutzt werde und wegen Corona wohl nur eine sehr eingeschränkte Nutzung möglich sei. Auch Schulleiter Janositz bedauert es sehr, "dass wir einfach vor vollendete Tatsachen gestellt werden".
Als er auf Stimme.de davon las, formulierte Jens Hönnige postwendend eine E-Mail. "Leider kann ich die Entscheidung nicht nachvollziehen, das Impfzentrum inmitten eines Wohngebietes - direkt gegenüber eines Kindergartens, in den über 80 Kinder gehen - zu platzieren." Sicherheitsprobleme seien da programmiert. Der Anteil derer, die mit dem Bus kommen, dürfte "relativ überschaubar sein".
"Irgendwo muss man je hin"
Dass sich Eltern nun verstärkt Sorgen um die Schulwegsicherheit machen, sei verständlich, sagt Weinbauberaterin Ute Bader. Für das Vereinsleben sei der Wegfall der Halle "schmerzhaft". Gleichwohl zeigt sie Verständnis: "Wir leben im schwierigen Zeiten und irgendwo müssen die Impfzentren ja hin." Auch wenn es an der Stauwehrhalle genügend Parkplätze geben mag: Als Standort wäre eine Messehalle doch allemal besser gewesen, meint Pfarrer Rainer Kittel. Er fürchtet, "dass das ein ganzes Jahr dauern kann" und spricht von einem "sehr gewagten Unternehmen".

Stimme.de