Verkehr und Friedhof bleiben heftige Reibungspunkte in Kirchhausen
Auf der Bürgerversammlung melden sich Kirchhausener im Akkord mit Kritik und Vorschlägen zu Wort. Beim Thema Kreisverkehr ist der Stadtteil gespalten. Bei Bus und Bahn wünschen sich viele eine bessere Anbindung plus einen besseren Takt.

Hochoffiziell mitschwätzen sollen die Menschen auf den Bürgerversammlungen der Stadt Heilbronn. In Kirchhausen taten sie es in der gut gefüllten Deutschordenshalle am Dienstagabend mit Ausdauer. Fast 90 Minuten übten sie klare Kritik, machten Anregungen. Und hatten bei manchem Punkt auch Erfolg.
Ein Aufzug für den Friedhof? Baubürgermeister mahnt, auf dem Teppich zu bleiben
Der steile Treppenaufgang zum Friedhof an der Schlossstraße ist Bürgern weiterhin ein Dorn im Auge. Da man dort weder per Rad noch mit Kinderwagen oder Rollator hochkomme, sei die Investition "vollkommen unnütz", kritisiert Ute Kolb-Dörner. Es gebe "keine andere Großstadt, die so etwas nicht behindertengerecht baut", schimpft Heiner Dörner. Niklas Köppel vom Grünflächenamt erklärt, dass eine rollstuhlgerechte Rampe rechtlich nicht möglich war, da das nötige flache Gefälle nicht erreicht würde. Aber: Schwellen für Fahrradfahrer könne man nachträglich anbieten.

Als ein Bürger einen Aufzug ins Spiel bringt, reagiert Baubürgermeister Wilfried Hajek. Man solle auf dem Teppich bleiben. So ein Aufzug sei teuer - auch in den Unterhaltskosten. Es sei jedem möglich, über den hinteren Eingang mit einigen hundert Metern Umweg auf den Friedhof zu kommen. Für die historische Lage des Friedhofs könne die Verwaltung nichts.
Parkende Autos im Halteverbot ärgern einen Bürger. Weil sich dies quer durch Kirchhausen ziehe, regt er häufigere Kontrollen an. Eine andere Bürgerin kritisiert, dass Straßen so zugeparkt seien, dass kaum noch der Bus durchkomme. Und als sie etwas Platz ließ und ein Stück auf dem Gehweg parkte, habe sie ein Knöllchen bekommen. Rüdiger Muth vom Ordnungsamt rät, sich bei Wünschen für Kontrollen im Bürgeramt zu melden. "Wir werden uns darum kümmern."

Jens Boysen vom Amt für Straßenwesen sichert auf eine Nachfrage zu, dass man die Bushaltestelle Wimpfener Straße barrierefrei umbauen wolle. Das sei das Ziel für alle 300 Bushaltestellen in der Stadt. "Das geht nur Schritt für Schritt."
Über den "ganz hässlichen Fleck" eines baufälligen Hauses in der Deutschritterstraße ärgert sich Gerhard Beißwenger. "Da meint man, das alte Haus stürzt auf einen runter." Die Stadt solle etwas tun. Dr. Christoph Böhmer vom Stadtplanungsamt sagt eine Prüfung zu. Wenn Gefahr im Verzug sei, könne die Stadt tätig werden.
Kritik am Busfahrplan, wenn die Fahrt in die City eine Stunde dauert
Auch beim Nahverkehr gibt es Wünsche. Eine bessere Taktung, Buslinien nach Biberach und Leingarten sprechen Bürger an. Es sei "ungenügend für eine Großstadt", dass man zuweilen eine Stunde in die City brauche, kritisiert einer. Die Stadt will 2020 den Nahverkehrsplan weiter entwickeln. Bürgervorschläge sind erwünscht. Finanzbürgermeister Martin Diepgen bittet um etwas Geduld. Bis der Bus an im Stau stehenden Autos vorbeifahre, "ist es noch ein weiter Weg".
Am Ende kommt auch das aktuelle Reizthema Kreisverkehr in der Schlossstraße noch zur Sprache. Bruno Bopp hält ein flammendes Plädoyer für den Kreisverkehr als effektivste Lösung. Ingrid Stemmer und Heinz Schnotz kritisieren aktuelle Probleme durch Rückstaus und über den Gehweg fahrende Lkw. Anwohner Uli Muth plädiert indes gegen einen Kreisverkehr, weil die inzwischen verbreiterte Kurve das Nadelöhr entschärfe. Er sieht neue Probleme durch den Kreisverkehr, da der Radius "zu klein" sei und Lkw mit lauten Schlägen über die Mittelinsel fahren würden. Gerhard Beißwenger wiederum regt an, die Kurve noch ein Stück aufzuweiten - um mehr Platz für alle zu schaffen. Dann könne auch die Fußgängerampel in direkter Nähe erhalten bleiben.
"Es gibt gute Argumente für beide Lösungen", sagt OB Harry Mergel. Voraussichtlich noch vor Weihnachten werde der Gemeinderat demokratisch entscheiden.
Projekte und Kosten
In seiner Rede zählte OB Harry Mergel jüngste Investitionen der Stadt im 3900-Einwohner-Stadtteil auf. Er nannte den Ausbau der Grundschule (Mensa: 1,18 Millionen Euro), das Friedhofsprojekt (165 000 Euro), die neue Buslinie 670 (280 000 Euro Betriebskosten im Jahr), die neue Lärmschutzwand (170 000 Euro) , den Ausbau einiger Straßen. Die Radroute Nordwest wird für 1,7 Millionen Euro gebaut. Auf den Radwegen nach Leingarten und Massenbach sollen Lücken geschlossen werden. Und: Mit Blick auf den Anbau eines Gymnastikraums an die Deutschordenshalle werden 50 000 Euro in eine Machbarkeitsstudie investiert.