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Unfreundlichkeit und Inkompetenz? Tierheim Heilbronn reagiert auf schwere Vorwürfe

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Eine Facebook-Nutzerin kritisiert den Tierschutzverein Heilbronn als "sehr unfreundlich und unwillig". Weitere Stimmen melden sich ebenfalls kritisch. Das Tierheim reagiert darauf.

Hetze gegen das Tierheim Heilbronn: Facebook-Nutzer kritisieren den Verein
Hetze gegen das Tierheim Heilbronn: Facebook-Nutzer kritisieren den Verein  Foto: dpa/Uwe Zuchhi

Auf Facebook hat die Heilbronner Stimme ein Video veröffentlicht, das einen Notfallhund des Tierschutzvereins Heilbronn und Umgebung e.V. vorstellt. Es folgten zahlreiche Nutzerkommentare, die fast ausschließlich Kritik am Tierheim übten. Auch der Begriff "Tierquälerei" ist gefallen. Nun äußerte sich der Vorstand der Einrichtung zu den schweren Vorwürfen. Die stellvertretende Leiterin Anja Fischer spricht auch im Namen von Silke Anders, der ersten Vorsitzenden des Vereinsvorstands. 

"Nicht nachvollziehbar und rufschädigend": Leitung des Heilbronner Tierheims äußert sich zu Kritik

Natürlich lesen die beiden Leiterinnen Anja Fischer und Silke Anders lieber positive Kommentare zu ihrer Arbeit, die sie im Tierheim Heilbronn leisten. Aber dass auch konstruktive Kritik ernstzunehmend ist, sei ihnen bewusst, sagt Fischer – "sofern diese sachlich und fair ist". Nur auf diese Weise könne sich der Verein reflektieren und nachbessern. Der Vorwurf der Tierquälerei sei allerdings nicht nachvollziehbar und rufschädigend. 

Fischer erklärt, dass sich meistens immer diejenigen beschweren, die kein Tier adoptieren durften. Sie bedauern, dass das Tier weiter im Heim bleiben muss und verstehen nicht, warum. Dass diese Menschen aber kein Tier von ihnen vermittelt bekommen, habe einen Grund: "Die Tiere haben in der Regel nur uns. Wir sind ihre einzige Familie und müssen sie daher auch beschützen. Lieber bleiben sie bei uns, statt an einen Ort zu kommen, an dem es ihnen schlechter geht."

"Sie wollen dort alle Tiere behalten" – Facebook-Userin in einem Kommentar zum Heilbronner Tierschutzverein

In einem weiteren Kommentar schreibt eine Frau, dass sie das Gefühl habe, das Tierheim wolle keine Tiere vermitteln. Dazu hat der Tierschutzverein eine klare Meinung: "Wir nehmen pro Jahr 1000 Kleintiere, 1000 Katzen und mehrere hundert Hunde bei uns im Tierheim auf. Derzeit suchen circa 60 Hunde und 160 Katzen sowie circa 30 Kleintiere ein Zuhause. Hieraus lässt sich bereits erkennen, dass wir zahlreiche Tiere pro Jahr vermitteln und auch vermitteln wollen. Aber eben an die richtigen Personen."

Diese Hunde hatten bisher weniger Glück bei der Suche nach einem geeigneten Zuhause. 

Vorwurf an das Tierheim Heilbronn: Unpassende Vermittlungen und Inkompetenz

Einige Nutzer der Social-Media-Plattform Facebook teilen die Meinung, dass in Heilbronn "unpassende Hunde" vermittelt werden. Anja Fischer weist den Vorwurf zurück. Eine Vermittlung laufe so ab, dass zuerst ein Kennenlerngespräch im Tierheim stattfinde, bei dem versucht werde, die Menschen bestmöglich über eine Selbstauskunft und ein persönliches Gespräch kennenzulernen, sagt sie. Auf diese Weise werde versucht einzuschätzen, welches Tier am besten oder ob das gewünschte Tier zu den Interessenten passe. Wichtig sei, dass die Anforderungen des Tierheims erfüllt werden. Fischer nennt Beispiele: 

  • Damit sie sozialisiert aufwachsen können, dürfen Katzenkinder bis zu einem halben Jahr nicht alleine vermittelt werden.
  • Hunde müssen nach maximal vier Stunden die Möglichkeit bekommen, sich zu lösen und nicht acht bis neun Stunden alleine zu Hause verbringen müssen.
  • Kaninchen brauchen ausreichend Platz zum Hoppeln und Haken schlagen. 

"Können Menschen dies nicht erfüllen oder passt aus unserer Sicht ein Tier nicht zur aktuellen familiären Konstellation oder Situation, teilen wir dies den Menschen mit und sagen zu einem Interessenten auch einmal Nein", so die stellvertretende Leiterin. Wenn es allerdings ein Match gibt, werde die sechs bis achtwöchige Probezeit eingeleitet. So lange dürfen Menschen und Tier zusammenleben, bis eine Kontrolle vorbeikommt. Passt alles, gelte der Hund offiziell als vermittelt. 

"Bei uns arbeiten auch nur Menschen" – Anja Fischer über mögliche Fehler bei der Vermittlung

Dass es im Tierheim manchmal trotz Vorsichtsmaßnahmen zu Fehleinschätzungen kommt, streiten die beiden Vorstandsmitglieder Anja Fischer und Silke Anders nicht ab. "Das ist bedauerlich, aber bei uns arbeiten auch nur Menschen", sagt Fischer. Wichtig sei den beiden, dass die Menschen wissen, dass die Mitarbeitenden und zahlreichen Ehrenamtlichen mit Herzblut und vollem Einsatz für die Tiere da sind. "Wir geben unsere Schützlinge in fremde Hände, dies möchten wir auf keinen Fall leichtfertig machen. Wir sind die Stimme für unsere Tiere und sehen es als unsere Pflicht, das bestmögliche Tier-Mensch-Team zusammenzubringen."

Facebook-Kritik: Das sagt das Tierheim zur unterstellten Unfreundlichkeit

Kommentare wie, „die sind so unfreundlich" oder "keiner hat Zeit“, seien laut Fischer nicht schön. Sie hat allerdings eine Vermutung, wie die Leute darauf kommen: Im Tierheimalltag könne es immer passieren, dass im Hintergrund an einem Notfall gearbeitet wird, nebenher kranke Tiere versorgt werden, Neuzugänge aufgenommen und Notrufe abgearbeitet werden müssen. Dass in solchen Situationen oftmals Stress und Sorge mit Unfreundlichkeit verwechselt werde, sei normal.

Sie bittet für solche Situationen mehr Verständnis aufzubringen. "Wir brauchen Besucher und Interessenten, die bereit sind auch unsere Situation zu sehen und wohlwollend zu urteilen", so Fischer. 

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