Streit zwischen Stadt Heilbronn und Anwohnern wegen Bauarbeiten in Saarbrückener Straße
Anwohner der Saarbrückener Straße aus Frankenbach machen ihrem Ärger Luft. Vorwurf: Miserable Informationspolitik. Wie die Stadt Heilbronn auf die Anschuldigungen reagiert.

"Die Lage ist nicht nur beschissen, sie ist dramatisch", nimmt Alrun Lepple kein Blatt vor den Mund. Sie hat sich mit anderen Anwohnern am unteren Ende der Saarbrückener Straße versammelt, um ihrem Ärger Luft zu machen. Seit dem 1. März ist die Straße zwischen dem Ortsausgang Böckingen und der Leintalstraße in Frankenbach voll gesperrt. Seither müssen die Bürger an der Baustelle und rundherum mit Staus, Lärm- und Staubbelästigungen sowie erheblichen Einschränkungen leben.
Besonders betroffen sind die Anwohner, die zwischen dem Ortseingang Frankenbach und der Leintalstraße wohnen. "Seit über sechs Monaten jeden Tag von morgens bis abends dieser Dreck und der Lärm, es ist nicht mehr auszuhalten", sagt Martin Sommer stellvertretend für viele Anwohner. Die Rede ist vor Ort bei den Frankenbachern auch von "Staubwolken, nächtlichem Krach und lapidaren Antworten der Verwaltung bei auftauchenden Fragen und Anregungen".
Streit zwischen Stadt Heilbronn und Anwohnern wegen Bauarbeiten in Saarbrückener Straße
Und die Bürger erheben gegenüber der Stadt heftige Anschuldigungen. "Im Flyer der Stadt steht, dass Grundstückszufahrten in gewissen Bauphasen für wenige Tage nicht erreichbar sind. Wir sind jetzt in der sechsten Woche", ärgert sich Alrun Lepple, die in der Saarbrückener Straße wohnt. Vorherige Informationen wie sie in dem Flyer, der der Stimme vorliegt, angekündigt werden, habe es nie gegeben. Über einen "Erpresserbrief der Stadt" ärgert sich ein Anwohner, der namentlich nicht genannt werden will. "Die Stadt wollte, dass wir einen Blankoscheck unterschreiben, dass wir die Kosten für die Sanierung der Abwässerkanäle übernehmen", klagt der Mann. Die Bürger durften dabei wählen, ob beim Hausanschluss nur die schadhafte Stelle oder der gesamte Anschluss saniert werden soll. Die Frage nach den zu erwartenden Kosten sei aber nie beantwortet worden. Trotzdem forderte das Amt für Straßenwesen eine Kostenübernahmeerklärung.

Als viele Anwohner keinen Auftrag erteilten, habe ihnen der zuständige Projektleiter beim Amt für Straßenwesen gedroht, dass die Arbeiten dennoch ausgeführt werden und sich die Rechtsabteilung melden werde. "Das wäre so, als würde ich ein Büfett liefern und erst hinterher sagen, was es kostet", kritisiert Michael Württemberger.
Gutachter stellt fest: Bauarbeiten seien unnötig
Der Metzgermeister wohnt am unteren Ende der Baustelle und ist seit Wochen im Geschäftsbetrieb eingeschränkt. "Wir haben sogar einen Gutachter eingeschaltet, der uns erklärte, dass ein Teil der Bauarbeiten unnötig seien, weil wir bereits eine Schachtanlage in der Straße haben", erklärt Württemberger. Martin Frank beklagt vor allem den Umgang mit den Bürgern. "Als Anwohner angerufen haben, um sich nach der Finanzierung der Sanierungsmaßnahmen zu erkundigen, hätten sie Antworten wie: "Verkaufen Sie doch Ihr Haus" erhalten. "Die Kommunikation ist eine Katastrophe. Wenn ich so mit meinen Kollegen umgehen würde, würden die davonlaufen", sagt Frank, der Schichtleiter in einer Firma ist.

Die Stadt verweist auf die Notwendigkeit der grundlegenden Sanierung der Straße: "Wir bitten um Verständnis, dass es bei Baumaßnahmen - vor allem im Sommer - zu einer stärkeren Staubentwicklung kommt." Über die Baumaßnahme haben man die Anwohner rechtzeitig und ausführlich auch in einer Bürgerversammlung informiert. "Bisher liegen wir auch im Zeitplan", sagt Pressesprecherin Suse Bucher-Pinell. Davon gehen die Anwohner nicht aus: "Uns haben die Bauarbeiter gesagt, vor Heiligabend sind sie nicht fertig."
Sperrung für neun Monate Saarbrückenerstraße zwischen Heilbronn Böckingen und Frankenbach
Seit dem 1. März wird die Saarbrückener Straße auf einer Länge von 850 Metern zwischen den Heilbronner Stadtteilen Böckingen und Frankenbach grundlegend saniert. Dafür ist die Straße in Frankenbach derzeit für insgesamt neun Monate voll gesperrt. Die Fertigstellung ist für Ende November angekündigt.
Vor allem die Anwohner in Frankenbach sind genervt. Dort ist der Zugang zu den Wohnungen beschränkt. Anfahrten sind nur zwischen 19 und 7 Uhr möglich. Hausbesitzer klagen nicht nur über Lärm und Staub, sondern auch über Schäden an Fassaden.