Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen Merken

Steinerne Zeugen Heilbronns stehen im Lapidarium des Stadtarchivs

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Ein kleiner Rundgang durch das Lapidarium des Stadtarchivs Heilbronn zeigt Grabdenkmäler, Wappensteine, Hausinschriften und Brunnenfiguren - steinernen Zeugen der Stadtgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart.

Diese beiden Frauenfiguren dienten als Fassadenschmuck an der Villa Brüggemann in der Lerchenstraße.
Diese beiden Frauenfiguren dienten als Fassadenschmuck an der Villa Brüggemann in der Lerchenstraße.  Foto: Veigel, Andreas

Es ranken sich viele Geschichten und Legenden um die 250 großen und kleinen Steindenkmäler, die im Lapidarium des Stadtarchivs Heilbronn ihr vielleicht ewiges Zuhause gefunden haben.

Jedes Stück birgt eine Erinnerung 

Hier, im Untergeschoss des alten Milchhofes an der Frankfurter Straße, befindet sich eine Sammlung von "steinernen Zeugen" der Stadtgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Es handelt sich um Grabdenkmäler, Wappensteine, Hausinschriften, Brunnenfiguren, Architekturschmuck und Baumaterialien. Jedes Stück erinnert an Menschen, Orte und Gebäude in Heilbronn und dokumentiert Steinmetzarbeit von hoher Qualität.

Wie beispielsweise die zwei Figurengruppen (Putten) vom Portal der Villa Hauck, die an der Allee 18 stand und 2011/2012 für das Heilbronner Bankhaus abgerissen wurde. "Die Figuren befanden sich rechts und links auf Augenhöhe im Türgewände", ruft Walter Hirschmann die Vergangenheit wach. Der Archivar kümmert sich seit 15 Jahren mit viel Herzblut um die Steindenkmäler.

"Wissen Sie, was das ist?" Vielsagend deutet Walter Hirschmann auf ein gut erhaltenes Modell aus Muschelkalk mit der Bestandsnummer 28. "Es ist ein Entwurf für die Gestaltung des Eingangs zum Kriegerdenkmal im Hafenmarktturm.

In diesem Büchlein finden sich zahlreiche Hinweise auf Sammlungen des Historischen Museums.
Fotos: Andreas Veigel
In diesem Büchlein finden sich zahlreiche Hinweise auf Sammlungen des Historischen Museums. Fotos: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Vermutlich war es Erwin Scheerers erster großer öffentlicher Auftrag, den er durch Vermittlung des Architekten Paul Bonatz bekam, der die Gesamtplanung für die Umgestaltung des Hafenmarktturms machte", schwärmt Walter Hirschmann von der Arbeit des Künstlers.

Fasslagersteine sind eine Besonderheit

Ein paar Schritte weiter zeigt der Historiker auf Fasslagersteine. Sie stammen aus dem Gebäude Wollhausstraße 50/1. Hier befand sich nach dem Zweiten Weltkrieg der Weinbaubetrieb von Alfred Springer mit Besenwirtschaft, später die Weinstube Schlupfwinkel.

"Solche Steine lagen als Stützen auf dem Lehmboden der Weinkeller, darauf kamen Holzbalken, auf denen dann die Fässer lagen. Der kleinere Lagerstein wiegt gut 35 Kilogramm, die beiden größeren je etwas mehr als 45 Kilogramm", weiß Walter Hirschmann.

Es ranken sich viele Geschichten und Legenden um die 250 großen und kleinen Steindenkmäler, die im Lapidarium des Stadtarchivs Heilbronn lagern.
Es ranken sich viele Geschichten und Legenden um die 250 großen und kleinen Steindenkmäler, die im Lapidarium des Stadtarchivs Heilbronn lagern.  Foto: Veigel, Andreas

Der Weg führt vorbei an Mühl- und Wappensteinen, Inschriftsteinen und "Wasserspeiern", die vom Kiliansturm stammen. Plötzlich bleibt der Archivar vor der Figur des früheren Traubenesserbrunnens stehen. Der Brunnen, 1953 von Maria Fitzen-Wohnsiedler und dem Bildhauer Gräßle geschaffen, war im Zuge der Neugestaltung des Uhland-Platzes im März 2016 abgebaut worden und befindet sich seitdem im Lapidarium.

Maskenköpfe auf dem Balkon des Theaters

Nicht alle Steindenkmäler, fast ausschließlich aus Heilbronner Sandstein gefertigt, fristen jedoch ihr Dasein im alten Milchhof. Wie beispielsweise die sechs Maskenköpfe, die bei der Sprengung des alten Theaters 1970 gerettet werden konnten. Sie wurden 2012 als Dauerleihgabe an das Theater übergeben und auf Stahlsäulen auf dem Balkon des Stadttheaters aufgestellt. Nichts hält Walter Hirschmann davon, einige der Steindenkmäler im öffentlichen Raum aufzustellen: "Aus Gründen des Vandalismus kann ich das nicht befürworten."

 


 

Das Lapidarium an der Frankfurter Straße 75 ist im Rahmen von öffentlichen Führungen begehbar, nachdem ein zweiter Fluchtweg geschaffen und Brandschutzmaßnahmen umgesetzt wurden. Termine werden auf der Webseite veröffentlicht. Darüber hinaus sind Führungen für angemeldete Gruppen bis maximal 25 Personen möglich.


Die Geschichte des Lapidariums

Steindenkmäler in großer Zahl und als eigene Abteilung werden in Heilbronn erst seit 1904 im Erdgeschoss des Fleischhauses gezeigt. Bis 1917 waren rund 270 Objekte in den Büchern verzeichnet. Bis zum 4. Dezember 1944 bestand diese Sammlung weitgehend unverändert und erlitt in der Bombennacht keine großen Schäden. In der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde aber vieles zerschlagen oder blieb der Witterung ausgesetzt. Nach Jahren in der Alten Kelter an der Gymnasiumstraße dient seit Mitte 1980 der Alte Milchhof an der Frankfurter Straße als Magazin. Seit 2004 wird die Sammlung vom Stadtarchiv Heilbronn betreut.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben