Radoffensive in Heilbronn: 17 Projekte stehen im Förderprogramm des Landes
Beim Ausbau das Radwegenetzes tut sich etwas in der Stadt Heilbronn. Der ADFC lobt Fortschritte, hat aber auch Alternativwünsche, vor allem bei der Problemzone am Neckarufer.

Eine Rekordzahl an Anträgen für Rad- und Fußwegprojekte für das Landesförderprogramm meldet das Verkehrsministerium in Stuttgart. 211 Projekte seien 2021/2022 neu aufgenommen worden. Im Programm seien einschließlich der Vorhaben aus den Vorjahren 751 Projekte enthalten.
Wer die Liste im Regierungsbezirk Stuttgart durchsieht, ist überrascht. Mit insgesamt 17 Projekten für Radfahrer und Fußgänger ist die Stadt Heilbronn vertreten. Ist da eine neue Radoffensive entstanden?
15 Projekte seien in den Jahren zuvor eingereicht worden, erklärt Rathaussprecherin Suse Bucher-Pinell auf Anfrage. Mit zwei Projekten, dem Lückenschluss beim Radweg zwischen Biberach und Bonfeld und der Verbreiterung des Neckaruferwegs zwischen Knorrstraße und Wertwiesenpark (Bereich Freibad Neckarhalde) ist Heilbronn aktuell aufgelistet. Geplante Kosten: einmal 700.000, einmal 800.000 Euro.
Alle angemeldeten Projeke werden Zug um Zug umgesetzt, sagt die Stadt
Aufgrund großer, personalintensiver Projekte wie dem Radschnellweg zwischen Heilbronn und Bad Wimpfen oder der Radroute Nordwest (Zentrum bis Böckingen, Frankenbach, Biberach und Kirchhausen) habe die Stadt für das aktuelle Förderjahr sogar weniger Projekte als sonst eingereicht, teilt die Sprecherin mit. Aber: "Alle angemeldeten Projekte werden sukzessive umgesetzt", versichert Bucher-Pinell. Bei der Radroute Nordwest (Baustart im Vorjahr) würden aktuell weitere Bauabschnitte vorbereitet. Die Maßnahmen für die Radroute Ost ( Allee nordwärts bis Siebennussbaumstraße, südwärts bis Jägerhaus-/Richard-Becker-Straße) soll bis zum Sommer fertig sein.
Und: Wichtige Lückenschlüsse bei den Radwegen Haugen und Annalinde bei Kirchhausen seien bereits umgesetzt oder befänden sich in der Abrechnungsphase. Die neuen Projekte bei Bibe-rach und am Neckaruferweg sollen dieses Jahr geplant werden. 2023 sei mit der Umsetzung zu rechnen.
ADFC-Sprecher gibt Heilbronn beim Radfahr-Angebot sechseinhalb von zehn Punkten
Wie es insgesamt mit dem Angebot für Radfahrer in der Stadt aussieht? "Es tut sich wirklich was", sagt Volker Geis, Sprecher des Radfahrer-Kreisverbands ADFC Heilbronn. Nur müsse auch in den Köpfen von Autofahrern besser ankommen, dass Autos und Radler in vielen Bereichen als gleichwertig anzusehen sind. Beim Blick auf die vielen beantragten Projekte streckt Geis mehrfach den Daumen nach oben. Bei der geplanten Bike-&Ride-Station am Heilbronner Hauptbahnhof hält er es zudem für wünschenswert, eine überdachte Abstellanlage für Räder zu installieren. "Das wäre ein Fortschritt." Eine Geh- und Radwegbrücke über den Hauptbahnhof nennt Geis "sehr sinnvoll", gerade für die Anwohner im Neckarbogen.
Das Radrouten-Projekt in Heilbronn lobt er, da Radwegebau dort am Stück erfolge, kein Stückwerk entstehe. Den Lückenschluss am Knotenpunkt Heidelberger Straße-Saarlandstraße sieht er ebenso positiv wie die Verbreiterung des stark genutzten Neckaruferwegs an der Neckarhalde. Nötig wäre für ihn, in Allee und Bahnhofstraße Radstreifen auszuweisen. "Da trauen sich die wenigsten auf die Straße."
Schlenker über Fischergasse, Kram- und Gerberstraße als Ersatzroute
Die höchste Priorität sieht der ADFC-Chef in einem Projekt, das in der Art nicht im Programm auftaucht. "Das Wichtigste wäre, eine vernünftige Nord-Süd-Verbindung zu schaffen." In der Oberen und Unteren Neckarstraße mit den vielen Lokalen gibt es immer wieder Konflikte zwischen Radlern und Fußgängern. Die Radstrecke auf die andere Neckarseite zu verlegen, ist für Geis nicht der Weisheit letzter Schluss. "Irgendwann müssen die Radfahrer ja wieder über den Neckar rüber." Die Ebert-Brücke ist für ihn keine sinnvolle Lösung. Eine Ersatzroute etwa ab Höhe des Götzenturms, durch Fischergasse, Kram- und Gerberstraße, wäre für Geis eine Alternative, wenn dort weniger Autos unterwegs wären. Das sei nur ein kleiner Schlenker. "Es müssten allerdings ein paar Parkplätze wegfallen." Auf Höhe des Soleo könne man die Radler wieder an den Neckar führen.
Welche Note er dem Radnetz in Heilbronn auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) geben würde? Geis antwortet schnell: "Wir nähern uns der Sieben." Im Vergleich zu vor 20 Jahren "gibt es einen deutlichen Fortschritt".
Ziele
Der Anteil der mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege betrug 2015 in Heilbronn rund zehn Prozent, steht im Mobilitätskonzept 2030. Ziel von Verwaltung und Gemeinderat ist, die Attraktivität der Radverbindungen zu steigern und einen Anteil von 13 Prozent zu erreichen. Das Radwegenetz soll klein- und großräumig ausgebaut, die Stadtteile sowie Wege in benachbarte Kommunen vernetzt werden. Das Radroutenkonzept, Fahrradstraßen, Radschnellwege und gut ausgebaute Radabstellanlagen sind einzelne Bausteine.

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