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125-jähriges Bestehen: Optiker Andreß schärft Blick für Heilbronner Stadthistorie

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Vor 125 Jahren begann für das damalige "Spezialgeschäft" eine wechselvolle Geschichte mit etlichen Umzügen: Der Heilbronner Optikermeister Harald Andreß öffnet für die Stimme sein Firmenarchiv.

Das Foto von 1932 zeigt (von links) Karl Andress, eine namentlich nicht Bekannte sowie Emilie Andress mit den Söhnen Dieter und Karlfried.
Foto: Reproduktion
Das Foto von 1932 zeigt (von links) Karl Andress, eine namentlich nicht Bekannte sowie Emilie Andress mit den Söhnen Dieter und Karlfried. Foto: Reproduktion

Stadt im Aufbruch. So nannte sich Heilbronn zur jüngsten Jahrhundertwende und schon Ende des 19. Jahrhunderts, als prachtvolle Bauten, die Straßenbahn, eine große Industrie- und Gewerbeausstellung sowie Bevölkerungswachstum und Ansiedlungen vom Aufwind zeugten. Eines dieser Start-Ups war die aus Eisenach stammende Firma Heinrich Fischer, die 1896 an der Sülmerstraße ein Spezialgeschäft für optische, elektronische, photografische Artikel sowie für die Installation von Licht-, Telefon- und Signalanlagen gründete.

Knöpfles-Optiker mit der Eisenbahn

Damals habe man als Optiker nicht allein von den Sehschwächen des Pfarrers, des Doktors und des Lehrers leben können "und sich deshalb breiter aufgestellt", lässt Harald Andreß durchblicken. Seine Vorfahren hätten lange an technischem Spielzeug festgehalten. Nicht nur er hat die kleine Modelleisenbahn noch gut vor Augen, die im Schaufenster ihre Runden drehte, auf Knopfdruck, womit sich Andreß bald den Spitznamen "Knöpfles-Optiker" einhandelte.

Harald Andreß, der heute in dritter Generation das gleichnamige Fachgeschäft für Augenoptik führt, will das 125-jährige Bestehen, das mitten in die Corona-Zeit fiel, nicht groß feiern, lässt es aber auch nicht ganz unter den Ladentisch fallen. Über spezielle Brillen-Aktionen hinaus schärft er seiner Kundschaft den Blick für die Historie. Für die Heilbronner Stimme zaubert er sogar ganze Stapel mit vergilbten Dokumenten hervor, an denen sich wesentliche Wegmarken der Firmen-, Familien- und Stadtgeschichte festmachen lassen, darunter viele Zeitungsinserate und etliche Schwarz-weiß-Fotos.

Ein kleines Bild, kaum größer als eine Briefmarke, hat er vergrößern und rahmen lassen. Im Zentrum stehen seine Großeltern, der Diplomoptiker Karl Andreß mit Ehefrau Emilie, sein Onkel Karlfried und sein Vater Dieter, mutmaßlich anno 1932 nach der Übernahme, und zwar vor dem Ladengeschäft am Westende der Kaiserstraße, wohin man 1928 gezogen war. Den größten Einschnitt in der Firmengeschichte markierte wie für so viele Heilbronner der 4. Dezember 1944, also der Tag der Zerstörung.

Mehrfach zieht das Geschäft um

Das Ladengeschäft befand sich damals im prunkvollen Postgebäude, an dessen Stelle heute das Marrahaus steht. "Leider haben wir davon kein Foto mehr", bedauert Andreß und verweist deshalb auf eine Rechnung vom 30. Januar 1945, in der die Post von seinem Opa "4/30" der Dezembermiete einfordert.

Über Heimarbeit in der Südstadt und ein kleines Geschäft in Ellhofen eröffnet die Familie 1951 in der Schulstraße 11 neu. Dort avanciert man zum Fachgeschäft für Augenoptik und Modelleisenbahnen. Seit 1996 leitet Harald Andreß den sieben Mitarbeiter zählendem Familienbetrieb, der 1999 den Weg zurück an die Kaiserstraße 11 fand und 2018 ins Nachbarhaus Nummer 8 zog, wo sich einst Uhren Schweizer befand - aber das ist eine andere alte Heilbronn-Geschichte.

 

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